Der erst vor einem Jahr gewählte Sébastien Lecornu muss sein Amt als Bürgermeister von Bad Kissingens französischer Partnerstadt Vernon schon wieder aufgeben. Grund dafür ist nicht etwa ein Problem im Amt, sondern ein erneuter Wahlerfolg. Der 28-Jährige wurde Anfang April zum neuen Präsidenten des Rates des Departements Eure gewählt, zu dem Vernon gehört. Im zweiten Wahlgang errangen Lecornu und seine konservative Partei UMP 70 Prozent der Stimmen. Sie beendeten damit in dem Department nordwestlich von Paris eine zuletzt 14 Jahre andauernde Vorherrschaft der Sozialisten. Vorsitzender der UMP ist der frühere französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy.
Beide Ämter, das bisherige als Bürgermeister von Vernon und das neue als Präsident des Departementrates, nebeneinander auszuüben ist nach Angaben französischer Medien qua Gesetz nicht möglich. Der Stadtrat von Vernon muss deshalb in einer Sondersitzung ein neues Stadtoberhaupt wählen. Über mögliche Nachfolger wird in regionalen Medien bereits spekuliert. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Rat der 25 000-Einwohner-Stadt wird das neue Stadtoberhaupt aber mit großer Wahrscheinlichkeit von Lecornus konservativer Liste gestellt, die vergangenes Jahr 26 von 35 Sitzen im Stadtrat eroberte.
Nach den Berichten regionaler Medien begrüßen in Vernon allerdings nicht alle den Wechsel Lecornus in das Amt an der Departement-Spitze. Vor allem politische Gegner halten ihm vor, er habe Vernon nur als „Trampolin“ benutzt, um höhere Ziele zu erreichen. Allgemein gehen offenbar viele Beobachter davon aus, dass das Amt des Ratspräsidenten im Departement Eure vielleicht nicht der letzte Schritt in der politischen Karriere von Sébastien Lecornu bleiben dürfte.
Nach Angaben der französischen Zeitung Le Monde ist der 28-Jährige der „Benjamin unter den Departementspräsidenten“, von denen es in Frankreich gut 100 gibt. Der Jüngste zu sein, ist für Lecornu in seiner bisherigen politischen Karriere allerdings nichts Neues. Bereits mit 19 Jahren war er parlamentarischer Assistent des Abgeordneten in der Nationalversammlung Franck Gilard. Später wechselte er zu dem damaligen Staatssekretär Bruno Le Maire und wurde der jüngste ministerielle Berater in der Regierung von Francois Fillon, der von 2007 bis 2012 Premierminister war.