„Das soziale Kapital einer Stadtgesellschaft hängt zum hohen Grad vom zivilgesellschaftlichen Engagement ab“, sagte Oberbürgermeister Dr. Dirk Vogel im Rahmen der Verleihung der Bürgermedaille der Stadt Bad Kissingen an Karin Renner , Hildegard Schütze, Dr. Ralph Brath und Heinz Stempfle. Die Bürgermedaille sei aber nicht nur der Dank für herausragendes Engagement auf politischem, kulturellem, medizinischem und wirtschaftlichem Gebiet, sondern auch für die jahrzehntelange Vorbildfunktion der Geehrten.
Der Sitzungssaal im Rathaus bildete den passenden Rahmen für die Würdigung der vier neuen Trägerinnen und Träger der Bürgermedaille, die vom Stadtrat an Persönlichkeiten verliehen wird, die mit ihren Leistungen in besonderer Weise der Stadt und ihrer Bürgerschaft gedient oder außergewöhnlichen Bürgersinn bewiesen haben. „Mir gefällt, dass die Bürgermedaille für Leistungen und nicht für den Status oder eine Position verliehen wird“, so das Stadtoberhaupt. Das bürgerschaftliche Engagement sei der „gesellschaftliche Klebstoff, der eine Stadtgesellschaft zusammenhält“ und damit andere Personen mitziehe, ermuntere und bestärke. Den Geehrten bestätigte er die Attribute und würdigte ihren stadtweiten Bekanntheitsgrad sowie die Anerkennung über alle Bevölkerungsschichten und Stadtteile hinweg.
Musikalisch gestaltet wurde die Würdigung durch das Klarinetten-Duo Philipp Siebel und Luis Lins von der Städtischen Musikschule.
„Bekannter Hausarzt“
In alphabetischer Reihenfolge erfolgte die Würdigung mit der Bürgermedaille durch die Bürgermeister der Stadt, wobei Oberbürgermeister Vogel den Anfang mit Dr. Ralph Brath machte und sein Wirken auf drei Überschriften verdichtete. Einerseits als bekannter Hausarzt mit eigener Praxis und ergänzend als Notfallmediziner im Rettungsdienst, andererseits als engagierter Mediziner mit Lehrauftrag an der Universität Würzburg , Chefarzt im BRK-Kreisverband mit maßgeblicher Verantwortung im Rahmen der örtlichen Bekämpfung der Corona-Pandemie und drittens als „treuer Kissinger“, dessen balneologisches Wirken als Badearzt dafürstehe, „dass Bad Kissingen noch ambulante Badekuren anbieten kann“.
In seinen Dankesworten bekannte Dr. Ralph Brath, dass Leistungen ohne Unterstützung anderer nicht möglich seien. Deshalb dankte er seiner Familie, seinem Praxisteam, den Mitstreitern im Impfzentrum und dem Landratsamt Bad Kissingen , „das erstaunlich lösungsorientiert gehandelt hat“.
„Frau Kissinger Sommer“
Als „Frau Kissinger Sommer “ würdigte Bürgermeister Thomas Leiner das Engagement von Hildegard „Hilla“ Schütze für das bedeutende Festival, das sie von 1986 bis 2002 über das berufliche Maß als städtische Mitarbeiterin hinaus betreute. Beispielhaft sei ihr Bezug zu Künstlerinnen und Künstlern sowie den Kuratoriumsmitgliedern gewesen und nicht selten seien Freundschaften daraus entstanden.
Leiner würdigte darüber hinaus ihren Einsatz für die Betreuung ehemaliger jüdischer Mitbürger bei ihrem Aufenthalt in Bad Kissingen , die ebenfalls in freundschaftliche Beziehungen zum Beispiel zur Familie von Prof. Jack Steinberger mündeten.
Initiatorin des Spielzeugmuseums
Als Sammlerin von Spielzeug aus der Rhön, aber auch aus anderen Winkeln der Erde, wurde sie Initiatorin eines Spielzeugmuseums , dessen Umsetzung zwar 25 Jahre dauerte und seit 2011 als „Spielzeugwelt“ im Museum Obere Saline angesiedelt ist. Ihre Sammlung, die auch überregionales Interesse weckte, übereignete sie der Stadt ebenso wie 3500 Kinderbücher aus mehr als 30 Ländern. Darüber hinaus engagierte sie sich bei Stadtführungen, als Lesepatin oder regte die Umbenennung des Kleinen Kursaals in „Rossini-Saal“ an.
Für ihr ehrenamtliches Engagement erhielt sie bereits 2017 das Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten. Mit einer Anekdote aus der Anfangszeit des „Kissinger Sommers“ bedankte sich Hildegard Schütze für die Würdigung und bekannte: „Ich bin froh, dass ich durch meine Initiativen anderen Menschen Freude bereitet habe.“
„Waschechter Kissinger“
Als „waschechter Kissinger“ wurde Heinz Stempfle durch Bürgermeister Anton Schick gewürdigt, der nicht nur seinen Beruf liebt, sondern als Hotelier ein „starker Fürsprecher für diese, für die Stadt wichtige Branche ist“. Sein berufliches Engagement zeigte Heinz Stempfle in Prüfungsausschüssen, als Vorsitzender des Kur- und Fremdenverkehrsvereins und als Kreis- beziehungsweise Bezirksvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes – und in Corona-Zeiten als präsente Stimme der stark gebeutelten Branche.
Aktiv war er darüber hinaus als ehrenamtlicher Richter, als Vertreter bei der VR-Bank Bad Kissingen sowie als Vorsitzender des Briefmarkenvereins. Das Bundesverdienstkreuz am Bande oder die Ehrennadel in Gold der IHK Würzburg-Schweinfurt waren Auszeichnungen für Stempfles Engagement, die jetzt durch die Bürgermedaille der Stadt ergänzt wurde. „Für mich und für viele andere gehört Heinz Stempfle zum Kissinger Stadtbild“, so Anton Schick . In seinen Dankesworten bekannte das Kissinger Urgestein: „Die Stadt hat mir mehr gegeben als ich ihr zurückgeben kann.“
Kommunalpolitisches Urgestein
Mit Karin Renner wurde ein kommunalpolitisches Urgestein mit der Silbernen Bürgermedaille ausgezeichnet. Für Oberbürgermeister Vogel ist diese Ebene gegenüber dem sozialen oder zivilgesellschaftlichen Engagement „am wenigsten wertgeschätzt, obwohl es sehr viel Verantwortung für eine Stadt bedeutet“.
Er habe großen Respekt vor Menschen wie Karin Renner , die dieser Verantwortung in besonderer Form, Dauer und Qualität gerecht geworden sind. Ihr kommunalpolitisches Wirken begann 1986 mit der Wahl in den Kissinger Stadtrat und 1990 in den Kreistag sowie in den Bezirkstag Unterfrankens. Darüber hinaus war Renner Stadtratsbeauftragte oder Ausschussmitglied für verschiedene Bereiche, Behindertenbeauftragte des Bezirks oder Ansprechpartnerin in kulturellen und sozialen Angelegenheiten und begleitete die städtischen Veränderungen wie den Bau der KissSalis-Therme oder den Ausbau der Kindergärten.
„Parteiübergreifende Akzeptanz“
Das Stadtoberhaupt würdigte nicht nur das jahrzehntelange und umfangreiche kommunalpolitische Wirken von Karin Renner , sondern auch ihre „parteiübergreifende Akzeptanz“.
In ihrer Replik bedankte sie sich bei den Bürgerinnen und Bürgern, die ihr bei sechs Wahlen das Vertrauen geschenkt haben. In den 36 Jahren im Stadtrat habe sie vieles erreicht, vieles auf den Weg gebracht und „vier Oberbürgermeister verschlissen“. Dem Stadtrat wünschte sie gute Entscheidungen und daraus folgend eine „gute Zukunft für unsere liebenswerte Stadt“.
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