
Eine wesentliche Erleichterung bei Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel bietet ab 1. Januar der Verkehrsverbund Nahverkehr Mainfranken (NVM), dem nun auch der Landkreis Bad Kissingen angeschlossen ist.
Mit dem Motto „Ein Netz – ein Ticket – ein Tarif“ bewirbt der NVM sein neues Wabentarifsystem: Künftig braucht ein Fahrgast auch bei Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmittel für Fahrten im gesamten Verbundgebiet Mainfranken – hierzu gehören die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld, Main-Spessart, Haßberge, Kitzingen, Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie Stadt und Landkreis Würzburg, aber auch die Deutsche Bahn und Privatbahnen – nur noch einen einzigen Fahrschein, der zudem digital erworben werden kann. Lästige Wartezeiten an Ticket-Automaten entfallen somit.

Ein wichtiger Schritt
„Unser Beitritt zum Verkehrsverbund Nahverkehr Mainfranken ist ein wichtiger Schritt zur Optimierung des Personennahverkehrs in unserem Landkreis“, betonte Landrat Thomas Bold ( CSU ) im Pressegespräch.
„Damit fördern wir den Nahverkehr im ländlichen Raum und setzen Impulse für die Verkehrswende und den Umweltschutz. Zudem ist unser Ziel, den ÖPNV benutzerfreundlicher und damit attraktiver zu gestalten.“ Dank dieser Attraktivitätssteigerung sollen Pkw-Fahrer für den Umstieg auf Bus und Bahn motiviert werden.
Vernetzung der Ortschaften
Wichtigstes Ziel des mainfränkischen Verkehrsverbunds NVM ist es, die Ortschaften innerhalb des Verbundgebiets enger zu vernetzen. Diese Idee ist keineswegs neu, erläuterte der Landrat. Sie geht bereits auf die im Jahr 2010 erfolgte Gründung der Regionalentwicklungsgesellschaft Region Mainfranken GmbH zurück, deren zentrale Aufgabe es ist, den gesamten Wirtschaftsstandort zu vermarkten und das Innenmarketing zwischen den regionalen Akteuren zu stärken.
Zu diesem Zweck wurde im Jahr 2017 die Nahverkehr Mainfranken GmbH (NVM, Würzburg) gegründet. Doch bis der gewünschte Tarifverbund starten konnte, waren Abstimmungen zwischen den in den Landkreisen und Städten vorhandenen Verkehrssysteme notwendig.
Der ursprünglich für Januar 2022 geplante Start des neuen Systems musste verschoben werden, da die als Grundlage vorgesehene Verkehrszählung wegen der beiden Pandemiejahre verschoben werden musste und erst im April 2023 abgeschlossen werden konnte.
Ein einziges Ticket für Bus, Bahn und Straßenbahn
„Der besondere Vorteil des neuen Nahverkehrsverbundes ist, dass der Fahrgast künftig nur ein einziges Ticket für unterschiedliche Leistungsträger braucht“, wirbt Michael Schäder als Nahverkehrsbeauftragter des Landkreises für das neue Verbundsystem.
Nur ein Beispiel: Muss jemand aus Geroda mit dem ÖPNV in einen Außenbezirk Würzburgs, fährt er zunächst mit der Buslinie 8113 zum Kissinger Bahnhof. Von dort nimmt er die Erfurter Privatbahn oder die Deutsche Bahn über Schweinfurt zum Bahnhof Würzburg, wo er in Straßenbahn oder Stadtbus umsteigt.
War bisher der Kauf von drei Fahrscheinen für Bus, Bahn und Straßenbahn notwendig, braucht man ab Januar nur noch ein einziges Ticket für die Gesamtstrecke. Ein weiterer Vorteil des neuen Systems ist bei langen Fahrtstrecken eine tarifliche Vergünstigung: Zwar wird der Einzeltarif unverändert nach dem bekannten Wabensystem berechnet, doch bei langen Strecken zahlt man maximal für zwölf Waben (15,90 Euro).
Sechser-Karte nur noch digital verfügbar
Zwecks Vereinheitlichung des Verbundtarifsystems gibt es für Landkreis-Bewohner allerdings auch Änderungen im Vergleich zum bisherigen System: So wird die Sechser-Karte nur noch digital verfügbar sein und kann nicht mehr im Bus erworben werden.
Auch musste das Seniorenticket im Regionalbusverkehr wegfallen. Bold: „Dieses Angebot wurde ohnehin kaum genutzt.“ Außerdem entfällt ab Januar die Möglichkeit für Grund- und Mittelschüler, die im freigestellten Schülerverkehr befördert werden, die kostenfreie Nutzung des Linienverkehrs außerhalb der Schulzeiten.
„Wenn man ein neues System einführt, kann man leider nicht immer alle Vorteile des alten Systems mitnehmen“, nannte der Landrat als Grund. „Trotzdem bin ich der Meinung, dass unser Beitritt zum Verbund überwiegend Vorteile für unsere Einwohner bringt.“
„Mainfranken-Ticket“ für 9 Euro
Vom neuen System profitieren auf langen Strecken nicht nur die Pendler , wie Nahverkehrsbeauftragter Schäder hervorhob. Auch für den Freizeitverkehr innerhalb Mainfrankens bringt das neue System Vorteile. Denn auch bei Nutzung verschiedener Verkehrsmittel braucht man ab Januar nur noch ein einziges Ticket zu Tarifen, die im gesamten Verbundgebiet einheitlich gelten.
Damit sich alle Bewohner Mainfrankens mit dem neuen Nahverkehrssystem und dem 7 000 Quadratkilometer weiten Verbundgebiet bei freier Verkehrsmittelwahl vertraut machen können, bietet die NVM in den ersten neun Monaten bis zum 30. September als „Mainfranken-Ticket“ ein Tagesticket für Einzelpersonen zum Aktionspreis von 9,00 Euro, mit dem man also an einem Tag beliebig oft kreuz und quer durch Mainfranken fahren kann, sowie ein entsprechendes Gruppenticket für 27 Euro.
Weitere Informationen sowie Antworten auf die wichtigsten Fragen zu Änderungen gegenüber dem bisherigen System gibt es im Internet: www.nahverkehr-mainfranken.de