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Bad Kissingen
Verkehrsbilanz im Kreis Bad Kissingen: Weniger Unfälle, mehr Tote
Acht Menschen kamen 2018 auf den Straßen im Landkreis ums Leben. Zudem wurden im Schnitt mehr Personen je Unfall verletzt.
Bei dem Crash vor der Realschule wurde  mit viel Glück kein Fußgänger verletzt. Benedikt Borst       -  Bei dem Crash vor der Realschule wurde  mit viel Glück kein Fußgänger verletzt. Benedikt Borst
| Bei dem Crash vor der Realschule wurde mit viel Glück kein Fußgänger verletzt. Benedikt Borst
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 18.08.2022 10:10 Uhr

Zwar hat es 2018 im Landkreis nicht mehr ganz so oft gekracht wie noch im Vorjahr, dennoch bleiben die Unfallzahlen auf hohem Niveau. 3475 Unfälle verzeichnen die Polizeiinspektionen in Bad Kissingen , Hammelburg und Bad Brückenau sowie die Autobahnpolizei Werneck. Das entspricht dem zweithöchsten Wert in den letzten zehn Jahren.

Acht Menschen sind dabei ums Leben gekommen, also zwei mehr als 2017. Fünf starben bei Unfällen auf Landstraßen und drei auf Autobahnen. Innerhalb des Landkreises ereigneten sich die tödlichen Unfälle in den Altlandkreisen Bad Kissingen und Bad Brückenau. "Während in den letzten zehn Jahren im Dienstbereich der Polizei Hammelburg bis zu drei Verkehrstote zu beklagen waren, kann für 2018 eine hoch erfreuliche Null gemeldet werden", hat wenigstens Hammelburgs Dienststellenleiter Alfons Hausmann Grund zur Freude. Die Zahl der Verletzten stieg innerorts und auf Landstraßen leicht an und zwar von 454 auf 467 Personen. Weil gleichzeitig auf den Autobahnen weniger Menschen verletzt wurden, blieb die Gesamtzahl mit 528 (2017: 529) Verletzten nahezu unverändert.

Dass auf den Landstraßen bei rückläufigen Unfallzahlen gleichzeitig mehr Menschen Schaden nehmen, "scheint ein Unterfranken weiter Trend zu sein", sagt Lothar Manger , zuständig für den Bereich Verkehr bei der Polizei Bad Kissingen . Statistisch gesehen zogen sich mehr Menschen pro Crash Verletzungen zu. Manger glaubt nicht, dass die hohe Beliebtheit von großmotorigen und leistungsstarken Neuwagen ein Grund dafür darstellt. "Die Sicherheitsausstattung in diesen Autos nimmt auch zu", argumentiert er. Die Entwicklung zu erklären, fällt schwer. Auffälligerweise habe es im vergangenen Jahr aber weniger Kleinunfälle gegeben. Kleinunfälle sind Unfälle bei denen niemand verletzt oder getötet wird und bei denen gleichzeitig dem Fahrer kein oder nur ein geringes Fehlverhalten vorzuwerfen ist. "Wir hatten zum Beispiel viel weniger Unfälle auf nasser Straße", sagt er.

Schnelles Fahren, viele Verletzte

Dass Verkehrsteilnehmer zu schnell fahren, ist nach wie vor ein wesentlicher Grund für Unfälle mit Verletzen. "Mit einem Anteil von 6,1 Prozent ist die Hauptunfallursache nach wie vor überhöhte Geschwindigkeit", betont Manger mit Blick auf die Landkreiszahlen. Überhöhte Geschwindigkeit führe besonders häufig zu Unfällen mit Verletzten. Herbert Markert , Dienststellenleiter in Bad Brückenau, kommt zu dem Ergebnis, dass jeder fünfte Unfall mit Verletzten und mehr als jeder fünfte Verletzte auf zu schnelles Fahren zurückzuführen ist.

Im Vergleich zum Vorjahr deutlich positiver fällt die Bilanz der Polizei in Bezug auf die Risikogruppe Kinder aus. "Dramatische Fälle wie 2017 hatten wir 2018 zum Glück nicht", sagt Manger. In Bad Kissingen wurde ein elfjähriger Junge auf dem Schulweg leicht verletzt, nachdem er mit seinem Rad zu weit links kam und in ein entgegenkommendes Auto stieß. In Bad Brückenau gab es zum ersten Mal seit 2015 wieder einen Schulwegunfall - der aber vergleichsweise glimpflich ausging. Ein Holzlaster rammte im November beim Abbiegen einen vorbeifahrenden Schulbus, eine 14-jährige Schülerin zog sich dabei leichte Verletzungen zu. Die Hammelburger Polizei bearbeitete zwar fünf Unfälle, in die Kinder verwickelt waren, einen Schulwegunfall gab es jedoch nicht.

Wildunfälle

"Die Zahl der Wildunfälle ist in unserem Bereich zum Glück zurückgegangen, aber immer noch ein Problem", fasst Lothar Manger zusammen. Die Polizeiinspektionen verzeichnen für den Landkreis einen Rückgang um 6,6 Prozent auf 1066 Wildunfälle . Dennoch: Der Wert liege deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. "Fast jeder dritte Unfall ist ein Wildunfall", sagt der Polizist. Sieben Menschen wurden bei Zusammenstößen mit Wild auf der Fahrbahn verletzt. Als Gegenmaßnahme wurde im Dienstbereich Bad Kissingen der niedrige Bewuchs entlang der Straßen entfernt, damit die Fahrer das Wild rechtzeitig sehen können. Auf der B 303 im Landkreis Schweinfurt wird zudem ein neues System mit Wildsensoren und Blinklicht getestet, das Autofahrer warnen soll.

Drogen- und Alkohol

Landkreisweit führt die Polizei 26 Unfälle auf Alkohol- oder Drogenkonsum zurück. Das entspricht dem Niveau der Vorjahre. Alkohol- und Drogenkontrollen sind ein Schwerpunkt bei der Verkehrsüberwachung. Die Polizei Bad Kissingen führte 2018 zum Beispiel 14 000 Kontrollen durch. Die Zahl der Alkoholfahrten stieg in dem Dienstbereich von 64 auf 75, die der Drogenfahrten von 58 auf 79 an. Eine Zunahme hat auch die Bad Brückenauer Polizei bemerkt. "Die Teilnahme am Straßenverkehr unter Drogeneinfluss hat um 50 Prozent auf 24 (2017: 16) Fälle zugenommen", sagt Herbert Markert . Als illegale Drogen sicherten die Bad Brückenauer Beamten in erster Linie Haschisch und Marihuana, in drei Fällen aber auch Amphetamin und einmal Heroin.

Fahranfänger und Senioren

Fahranfänger und junge Fahrer (18 bis 24 Jahre) waren an 187 Unfällen beteiligt. Während die Kissinger und Hammelburger Polizei kaum Veränderungen bemerken, verzeichnen die Bad Brückenauer einen Rückgang um 20 Prozent. Die Senioren (65 Jahre und älter) als Risikogruppe bleiben im Fokus, da ihre Anzahl im Straßenverkehr zunimmt. Auch die Zahl der Unfälle stieg auf 249. Laut Lothar Manger fiel 2018 auf, dass Senioren deutlich mehr Unfälle selbst verursacht hatten. Auch bei Unfallfluchten stachen sie negativ hervor. In Bad Kissingen wurden Senioren in 44,8 Prozent der geklärten Unfallfluchten als Schuldige ermittelt. Eine mögliche Erklärung ist, dass das Gehör und das taktile Empfinden nachlassen, so dass leichte Rempler nicht bemerkt werden.

Unfallschwerpunkte

Im Stadtgebiet Bad Kissingen kracht es am häufigsten an großen Kreuzungen auf dem Ring, wie der Schlachthofkreuzung, der Garitzer Kreuzung, sowie die Kreuzung am Krankenhausberg in Richtung Reiterswiesen. In der Innenstadt ist vor allem die Ost-West-Verbindung ein Unfallschwerpunkt (Theresien- und Schönbornstraße sowie die Kreuzung Hemmerich- und Maxstraße). Unfallträchtig sind außerdem die Serpentinen zwischen Arnshausen und Oerlenbach sowie Nüdlingen und Bad Kissingen , der Schindberg (B 287) und die Pyramide bei Münnerstadt sowie die B286 zwischen der Autobahnauffahrt Bad Brückenau-Volkers und Waldfenster. Keine Unfälle hingegen ereigneten sich mehr an der Lauterer Kreuzung (B 286) nach dem Umbau zum Kreisverkehr.

Motorradunfälle

Während in Bad Brückenau und Hammelburg die Zahl der Motorradunfälle leicht zurückging (von 40 auf 32), nahm sie in Bad Kissingen von 26 auf 33 zu. Besonders schlimm war dabei ein Vorfall bei Maßbach. Ein 47-jähriger Familienvater stürzte nach einem Überholvorgang und erlag seinen Verletzungen. Zur Prävention von Motorradunfällen will die Polizei im Frühjahr wieder Schwerpunktkontrollen vornehmen. Eine besondere Einsatzstelle ist die Strecke zwischen Motten und Kothen, da die kurvige Straße sehr viele Motorradfahrer anlockt. Inzwischen wurde dort die Geschwindigkeit durchgängig auf 70 Stundenkilometer beschränkt. "Die Überwachung der Geschwindigkeit auf dieser Strecke wird heuer ein Schwerpunkt sein", kündigt Herbert Markert an.

 
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