35 Immobilien kann die Stadt ihr Eigen nennen. Ein wahrer Schatz, wäre da nicht ein Problem: Sie sind fast durchweg in schlechtem Zustand. Das betrifft unter anderem das ehemalige Gymnasium am Kirchplatz 1, Altes Rathaus und Rathaus, Bahnhof, Kindergarten Wernarz, Obdachlosenunterkunft und das vor kurzem erworbene Hotel Post – um nur einige davon zu nennen. Fast alle müssten dringend saniert oder zumindest instand gesetzt werden.
Nicht nur der Zustand gibt der Stadtverwaltung zu denken, sondern auch die laufenden Kosten, die sich in allen Bereichen erhöhen. Aktuell rechnet Kämmerer Markus Popp im Jahr 2024 voraussichtlich mit 100.350 Euro Unterhalt und zusätzlich 200.032 Euro Unterhalt der technischen Anlagen sowie insgesamt über einer halben Million Euro Strom, Heizung und Wasser. Dazu kommen gestiegene Reinigungskosten mit über 314.000 Euro.
Vermietung städtischer Gebäude bringt langfristig mehr Geld
Nun stehen Stadt und Stadtrat vor der Entscheidung, wie es mit den Immobilien weitergeht. Gegen einen Verkauf, beispielsweise des größtenteils vermieteten Gebäudes am Kirchplatz 1, spricht laut Stadtrat Dirk Stumpe (parteilos), dass die Stadt mehr Mieteinnahmen generieren könnte, wenn das Haus saniert werden würde. Dafür müsste die klamme Stadt aber wiederum Geld in die Hand nehmen. „Ein Verkauf bringt nur einmal und kurzfristig Geld in die Kasse, Vermietung hingegen langfristig“, betont er.
Marcus Markert, Fachbereichsleiter Bau und Liegenschaften, gibt den Zustand des Gebäudes wieder: Das Dachgeschoss sei nicht ausgebaut, das Gebäude wenig gedämmt. Die Trinkwasserleitungen müssen erneuert werden. Seine Empfehlung lautet: „Das Gebäude müsste komplett saniert werden.“
Gesamtkonzept fehlt bei Betrachtung der Immobilien
Neben all diesen Überlegungen zum Gebäude am Kirchplatz gibt es ein entscheidendes Problem, das Franziska Kaul (CSU) zusammenfasst: „Wir diskutieren die Immobilien einmal im Jahr, ohne uns grundlegendere Gedanken zu machen. Wir müssen uns hinterfragen: Welche Ideen sind aktuell und welche Ziele verfolgen wir.“ Dafür sei der Stadtentwicklungsausschuss vor rund vier Jahren gegründet worden.
Karin Ott (CSU) kritisiert: „Vor fünf Jahre habe es Bürgerworkshops zum Thema Bahnhof gegeben. Darin seien auch Lösungen entwickelt und in eine Priorisierungsliste aufgenommen worden. Bis jetzt ist damit nichts passiert.“ Ein Ziel und ein Zeitplan sei überaus wichtig, um alle maroden Immobilien einzuschätzen und zu beurteilen.
Neue Förderprogramme ab 2026
Genau das soll nun in den Fokus genommen werden: Ende 2025 läuft das Förderprogramm Stadtumbau West aus, von dem auch Bad Brückenau in der Vergangenheit profitierte. Ab 2026 soll es aber, laut Marcus Markert, neue Bund-Länder-Programme mit neuen Auflagen und Verfahren geben. Die gute Nachricht davon: Es gibt auch zukünftig Förderprogramme, auf die die Stadt zurückgreifen kann.
„Voraussetzung dafür ist die Fortschreibung des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (kurz ISEK, Anm. d. Red.) mit der Formulierung neuer Ziele, Maßnahmen und Pläne“, erklärt Markert. Dabei müssen auch ursprüngliche Ziele des Städtebaus für Bad Brückenau neu überdacht und weiterentwickelt werden, insbesondere vor dem Hintergrund der städtebaulichen Missstände.
Bürgerbeteiligung und Workshops notwendig
Für diesen Prozess seien Bürgerworkshops notwendig, um mit Hilfe von Bürgerbeteiligung einen Fokus herauszuarbeiten. Zudem müsse das Sanierungsgebiet neu definiert werden. Um es positiv zu formulieren: „Die alten Ziele sollen überarbeitet und neue mithilfe der Politik, den Bürgern und dem Stadtrat entwickelt werden“, so Markert. Auch der kommunale Klimaschutz, der in der Vergangenheit wenig berücksichtigt wurde, muss dabei eine größere Rolle spielen.
Was aber aktuell unter den Nägeln brennt, das sind die Brandschutzvorgaben für das Rathaus, Sitz der Verwaltung. Im Haushalt sind dafür im laufenden Jahr zunächst 100.000 Euro eingeplant. Markert erklärt: „Das sind reine Unterhaltungsmaßnahmen und die Verwaltung kann während der Maßnahme im Gebäude bleiben.“ Eine Förderung gebe es dafür nicht.
Übrigens: Auch die Planungen für das erst in diesem Jahr erworbene Hotel Post in der Ludwigstraße werden aufgrund der prekären Haushaltslage und der anstehenden Neuausarbeitung des ISEK auf die nächsten Jahre geschoben.
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