„Der Kneipp-Verein Bad Kissingen geht den Bach runter!“ – mit diesem düsteren Wortspiel beschrieb Vorsitzender Anton Seuffert die Situation in der Jahreshauptversammlung des Vereins. Grund sei – wie bei vielen Vereinen – die Überalterung der Mitglieder und damit der Rückzug aus Vorstandspositionen beziehungsweise das mangelnde Interesse, Vereinsämter zu übernehmen.
Deutlich wurde dies an Kassier Werner Schweikardt, der nach 16 Jahren als Schatzmeister des Vereins und im Alter von 83 Jahren dieses wichtige Amt nicht mehr weiterführen möchte. Trotz der Zusage, einen Nachfolger zu unterstützen und einzuarbeiten, standen weder hierfür noch für die Ämter des 1. und 2. Vorsitzenden Kandidaten zu Wahl bereit. Zwar gibt es Mitglieder, die Aufgaben wie Beiräte oder Kassenprüfer übernehmen würden. Aber es fehlen Leute, die den Verein nach außen vertreten wollen.
Einen weiteren Grund für die pessimistische Einschätzung lieferte Schatzmeister Schweikardt in seinem Kassenbericht. Zwar gabe es nur in geringem Umfang Einnahmen und Ausgaben, trotzdem schloss das Jahr 2022 mit einem Verlust ab. Mit Zahlen belegte Schweikardt, dass „die guten Jahre vorbei sind“.
Ursache seien unter andrem die hohen Zahlungen an den Kneipp-Bund. Deshalb stelle sich die Frage: „Wie lang reicht das Vereinsvermögen noch? Wann ist der Kassenstand aufgebraucht?“ Drastischer formulierte es Petra von Schön als Zweite Vorsitzende : „Die Auflösung des Vereins ist nur eine Frage der Zeit.“
Da traten die übrigen Tagesordnungspunkte fast in den Hintergrund. So berichtete Seuffert über Aktivitäten mit guter Resonanz. Und es gab Ehrungen für 25- und zehnjährige Treue zum Verein.
25 Jahre: Christoph Behr, Winfried Breitenbach, Barbara Drosd-Tessari, Gertrud Farrenkopf, Ingrid Hornauer, Manfred Lenhart, Nadja Lenhart, Irmgard Memmel, Rosa Schlotter, Roswitha Schmidt, Waltraud Schmitt, Susanne Schnabel, Gertraud Taeuber und Irene Wahler. Zehn Jahre: Ellen Emde, Winfried Emde und Ulrike Ratajczak.
Die bedrückenden Nachrichten wollten einzelne Vorstandsmitglieder aber so auch nicht stehen lassen. „Der Kneipp-Verein gehört zur Stadt“, so Seuffert, „denn wir stehen für das Gesundheitswesen, das die Stadt prägt.“ Der Verein erfahre auch viel Anerkennung, werde zum Beispiel zur Eröffnung von neuen Kneippbecken oder zu den Gesundheitstagen eingeladen. Er hoffe deshalb, so Seuffert, dass auch in Zukunft ein Kneipp-Verein gebraucht werde, und dass unter den „neuen Gesichtern“, damit meinte er jüngere Vereinsmitglieder, eine Bereitschaft für die Übernahme von Vorstandsämtern entstehe.
Mit der gescheiterten Neuwahl ergibt sich aus der Vereinssatzung, dass die Mitglieder zu einer außerordentlichen Versammlung eingeladen werden müssen, deren einziger Tagesordnungspunkt die „Neuwahl der Vorstandschaft“ ist. Geplanter dafür ist der 11. April. kws