„Nicht nur das Jagen und Schießen, sondern auch die Hege und Pflege der Natur und des Wildes sind unsere Passion und Tradition.“ Mit diesen Worten eröffnete Sebastian Becker , Vorsitzender der Kreisgruppe Hammelburg des Bayerischen Jagdschutz- und Jägerverbands (BJV), die Trophäen- und Hegeschau im Landgasthof „Zum Stern“.
Eine Trophäenschau birgt immer wieder Ansatzpunkte zur Kritik, die teils ihre Berechtigung habe, teils aber auch aus fachlicher Unwissenheit entstehe. Insbesondere das Waffenrecht und dessen Gebrauch gerate häufig in die Schusslinie – ein Thema, das Staatssekretär Sandro Kirchner in seinem Grußwort ansprach. Jäger und Sportschützen sind nach seinem Dafürhalten legale Waffenbesitzer . Deshalb gelte es, illegale Waffen ausfindig zu machen, was nach Worten Kirchners der Datenschutz verhindere.
Der Jagd schrieb Landrat Thomas Bold „eine wichtige, ordnende und regulierende Aufgabe zu, die Hand in Hand mit dem Tier- und Artenschutz geht. Jäger pflegen Lebensräume für Tiere und tun dies mit Selbstverständnis und Traditionsbewusstsein. Das Ausstellen der Trophäen ist nur äußeres Zeichen und Lohn der Arbeit, nicht aber Schwerpunkt der Veranstaltung“. Der Hegeschau komme auch die Aufgabe der Abschusserfüllung zu sowie der Darstellung der Wildbestandsentwicklung.
Die Rehwild-Abschussplanung sei neben der Schwarzwild-Jagd ein Kernstück jagdlichen Handels. Hier nimmt das jägerische Wirken direkten Einfluss auf die Waldentwicklung, die Bold in der BJV-Gruppe „entspannt“ sah. Das jüngste Vegetationsgutachten belege die Verbiss-Situation im Altlandkreis als „insgesamt gut“. In der Drei-Jahres-Periode sei die gesetzliche Abschussvorgabe zu 95 Prozent erfüllt.
Der im Waldgesetz festgeschriebene Grundsatz „Wald vor Wild“ werde einerseits vehement verteidigt, andererseits jedoch in Frage gestellt. Deshalb sei eine Zusammenarbeit der Jägerschaft mit dem Forst, der Landwirtschaft und den Grundeigentümern enorm wichtig, so der Landrat, der riet, die „Freizeit-Naturnutzer“ mit ins Boot zu holen für einen gesunden Mischwald und einen artenreichen Wildbestand.
Grußworte übermittelten im Anschluss Bernhard Zürner vom Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten, Andreas Lutz vom Bayerischen Bauernverband sowie Hans-Peter Donislreiter von der Unteren Jagdbehörde , der für die Erfüllung der Abschussquote dankte.
In der von den Jagdhornbläsern musikalisch umrahmten, gut besuchten Versammlung legte Jagdberater Helmuth Keller die Abschusszahlen für die Jagdjahre 2022 bis 2025 auf. Der bisherige Abschluss beträgt demnach 91,67 Prozent. Dies ist eine Erhöhung von rund fünf Prozent Im Jagdjahr 2022. Keller Informierte auch über die verbesserten Lebensgrundlagen für das Wild in Form von Acker- und Wiesenrandstreifen-Programmen sowie Flächenstilllegungen und Wildwiesen und - äckern.
Der Vorstand zeichnete danach langjährige Mitglieder für ihre Treue mit der Ehrennadel, der Urkunde und einem Präsent aus. Für 60 Jahre erhält Karl Hugo die Auszeichnung, der nicht anwesend sein konnte. Seit 50 Jahren gehört Alois Tremer dem BJV an. Für 40- und 25-jährige Mitgliedschaft wurden Thomas Rauschmann, Helmuth Keller, Anton Zisler, Romana Heinemann, Dr. Christoph Kühnlein, Manfred Orthober Markus Sell, Karl Köhler und Dieter Schlereth gewürdigt.
Den Schlusspunkt setzte Wildbiologin Dr. Christine Miller. Sie stellte die Jagdausübung der BIV-Gruppe in den letzten Jahren in Frage. Dazu meint Donislreiter: „Wir haben die Jagd in diesem Zeitraum recht erfolgreich praktiziert.“ Zwar habe die Referentin Recht mit ihren Aussagen, dass eine höhere Wilddichte nicht höheren Wildschaden bedeute und dass ein hoher Freizeitdruck zu höherem Wildschaden führen könne. „Doch in unserem Landkreis wird versucht, die von ihr geforderten, klaren Regeln bei der Wertung des Vegetationsgutachtens anzuwenden.“ Fraglich ist nach Dafürhalten der Unteren Jagdbehörde die Aussage, dass Forst und Jagd getrennt und stattdessen Berufsjäger eingesetzt werden sollten. Winfried Ehling