Peter Jordan lebt in Manchester. Früher, erzählt er, sei es für ihn schwer gewesen, nach Deutschland zurückzukehren. Dass es ihm nun leichter fällt, schreibt er auch Gunter Demnig und den Initiatoren der Aktion Bad Kissinger Stolpersteine zu.
Demnig ist der Ursprung und die Gegenwart der Aktion. Der Kölner Künstler kam am Freitag in die Kurstadt, um hier seine ersten sieben Kissinger Stolpersteine zu setzen.
Trotz der großen Verbreitung in Deutschland und Europa sind Demnigs Stolpersteine nicht unumstritten. Peter Jordan und die weiteren Mitglieder seiner Familie, die nach Kissingen kamen, bieten dafür das beste Beispiel. Seine Eltern, seien jene Nazi-Opfer gewesen, berichtet Jordan, denen man vor fünf Jahren in München zwei Stolpersteine setzte, „die sechs Wochen später wieder entfernt wurden, weil sie dort nicht erlaubt sind“. Dass er jetzt beim Gedenken an seine Großeltern dabei sein konnte, freue ihn deshalb sehr.
Erinnert wird seit Freitag an den früheren Stadtrat Otto Goldstein, den Kaufmann Hermann Holländer, den Händler Lazarus Frank und seine Frau Clara sowie deren Hausangestellte Betti Bauer und an den Kaufmann Solms Heymann mit seiner Frau Adele. Ihre Stolpersteine, das sind Pflastersteine mit Inschriften auf vorgesetzten Messingplatten, setzte Demnig am Rathausplatz 1, vor der Maxstraße 24, in der Erhardstraße 21 und am Marktplatz 2.
Die Bad Kissinger Stolpersteine, das unterstrich OB Kay Blankenburg, sind kein Projekt des Stadtrats. Der Rat der Stadt identifiziere sich zwar damit, doch die Verlegungsaktion sei Ergebnis eines Konzepts, das die Bürgerinitiative Bad Kissinger Stolpersteine um Sigismund von Dobschütz und Peter Weidisch erarbeitet habe.
Dennoch erläuterte Blankenburg, wozu die Kissinger Stolpersteine gut sind. „Es geht um Entmassung eines gigantischen Verbrechens“, sagte er, „der Verfolgung und Entrechtung von Menschen, die nicht in die rassischen, religiösen, politischen, sozialen und gesellschaftlichen Vorstellungen der nationalsozialistischen Machthaber passten“. Außerdem gehe es um Personalisierung: „Die Stolpersteine wollen namenlosen Opfern ihre Identität zurückgeben.“
Demnig würdigte die „überraschend große Beteiligung“ an der ersten Kissinger Verlegungsaktion. Die Zahl von sechs Millionen oder mehr Opfern der Verfolgung durch den Nationalsozialismus, sagte er, bleibe immer etwas Abstraktes. Ein Stolperstein dagegen ruft einen Menschen ins Gedächtnis, „so bleibt's eher sitzen“. Die Aussage von Kritikern, durch die Stolpersteine werde erneut auf den Opfern herumgetrampelt, wies er zurück. Es sei eher so: „Wenn du lesen willst, musst du automatisch eine Verbeugung machen.“