Vor 30 Jahren erschien die erste Auflage des Buches. Vor zehn Jahren gab es einen kopierten Nachdruck des Bändchens. Nun ist Heini Hochreins „Mürschter Viecherei“ ganz neu aufgelegt worden. Annette und Mia Hochrein, den beiden Töchtern des 2005 verstorbenen Mürschter Originals, ist es zu verdanken, dass das Werk nun wieder zu haben ist.
Am Samstag wurde es im Deutschherrnkeller vorgestellt. Rainer Kirch las mit seiner wohltönenden Stimme einige Geschichten daraus vor. Fünf Sänger der Liedertafel umrahmten den Abend mit Liedern. Die zahlreich gekommenen Besucher freuten sich über einen vergnüglichen Abend. Mundart und Heimat haben auch heute noch, oder wieder, ihren Stellenwert. Das bewies dieser Abend. Er zeigte auch, dass das Anfang Mai 2005 verstorbene Mürschter Original Heini Hochrein auch heute noch unvergessen ist.
„Papa, schreib's auf“
Heini Hochrein, ein echter Mürschter, da 1925 in Münnerstadt geboren, hatte seinen Kindern viele Geschichten aus seiner Jugend in Münnerstadt erzählt. Immer wieder bekam er von ihnen zu hören „Papa, schreib's auf“. Das hat er irgendwann tatsächlich getan, und im Jahr 1982 wurde daraus der Band „Müschter Viecherei“, den er im Eigenverlag herausgab.
„Ihr Mürschter un annere Leut, ihr werds scho schaffe, die Viecherei über Mürscht zu lese“, schrieb er damals im Vorwort, das auch in der Neuauflage unverändert abgedruckt ist.
Annette und Mia Hochrein haben in der Neuauflage an den Texten ihres Vaters nichts geändert, nur ein paar offensichtliche Schreibfehler korrigiert. Allerdings war es etwas kompliziert, die Texte neu zu setzen, berichteten sie. Denn Computerprogramme verstehen keinen Dialekt und markieren jedes nicht Hochdeutsch geschriebene Wort sofort als Fehler.
Nun, nach zwei Jahren Arbeit, wie sie erzählten, ist die Arbeit erledigt, das Buch im Eigenverlag neu erschienen. „Das ist für uns ein Fest, das wir das geschafft haben“, freute sich Mia Hochrein. Wer sollte daraus bei der Vorstellung lesen? Bruno Eckert hatte „Nachtwächter“ Rainer Kirch empfohlen. „Habt Erbarmen mit mir, ein Würzburger versucht, in Mürschter Dialekt zu reden“, entschuldigte der sich schon vorab, bevor er die ersten Geschichten vortrug.
Da ging's um das entlaufene Äffchen, das erst wieder gefangen werden konnte, nachdem es einen Mordsrausch hatte. Oder um die Maikäfer, die in der Nazi-Zeit eine Versammlung so arg störten, dass sie abgebrochen werden musste. Heini Hochrein und ein Freund, der Reinhards Toni, hatten Schuhschachteln mit Hunderten von Käfern im Versammlungsraum im Gasthof Adler versteckt. Und gerade während der Parteiversammlung suchten die brauen Käfer das Weite. Warum er wegen der Geschichte von seinem Vater nicht die erwarteten Ohrfeigen bekam, sondern ein Extra-Taschengeld, verstand Heini Hochrein erst später.
Nicht zu vergessen der Spaß mit dem Induktor: Ein eiserner Fußabstreifer bei Kolonialwarenhändler Dömling wurde von den Buben mittels eines selbst gebastelten Induktors heimlich unter Strom gesetzt - jeder, der drauf trat, führte unwillkürlich einen Veitstanz auf. Die Aufregung der Betroffenen und der Spaß der Buben waren groß, die Prügel hinterher hatten sich gewaschen.
Insgesamt: Rainer Kirch, ansonsten eher als Nachtwächter in Münnerstadt und Umgebung bekannt, meisterte das Problem, als zugereister Würzburger Mürschter Dialekt vorzutragen, hervorragend. Und ein Zitat aus dem Bändchen verdient, besonders hervorgehoben zu werden: „Mir worrn anett besser“, sagt Heini Hochrein zum „Gschtöhn un Gejommer über unner heutige Jugend“. Recht hat er.
Nicht zu vergessen: „Es grüßen Euch mit Herz und Hand – fünf Münnerstädter Sänger – vom Lauerstrand“, so führten sich die Sänger der Liedertafel ein. Sie umrahmten mit stimmungsvollen Liedern gekonnt den gelungenen Abend.
Der Band „Mürschter Viecherei“ von Heini Hochrein hat 75 Seiten. Die Texte werden ergänzt und aufgelockert durch zahlreiche Fotos aus dem alten Münnerstadt. Das Buch (ISBN 978-3-00-039591-8) kostet 9,95 Euro und ist ab sofort im „Tintenfässchen“ in Münnerstadt und bei Lotte Hochrein erhältlich, Tel. (0 97 33) 93 45