Was ist da nur los in Eltmann ? Als Aufsteiger mischen die Volleyballer die 2. Bundesliga Süd auf und führen das Ranking an mit fünf Punkten Vorsprung auf den TV Rottenburg.
Selbst der Trainerwechsel im Dezember, als Christian Jende überraschend ging und mit Christian Kranz der Meistertrainer der Vorsaison wieder ins erste Glied rückte, brachte die Unterfranken nicht aus dem Konzept.
Das Erfolgsgeheimnis kann Felix Reschke lüften. Als Co-Trainer, Team-Manager und Vorstandsmitglied prägt der 28-Jährige das Vereinsleben entscheidend mit. Der gebürtige Brandenburger lebt und arbeitet in Bamberg.
Herr Reschke, Ihr Team marschiert durch die Liga, aber aufsteigen will der VC Eltmann nicht. Wieso eigentlich? Der Meister hat in dieser Saison ein Aufstiegsrecht und in der Vorsaison haben gleich drei Vereine aus Süddeutschland diesen Schritt ins Oberhaus gewagt durch das gelockerte Prozedere der Volleyball-Bundesliga (VBL).
Felix Reschke : Wenn wir Meister werden, ist das ein nice-to-have, mehr nicht. In der 1. Bundesliga bräuchten wir ein Vielfaches an Geld und Helfern. Das Vielfache haben wir nicht. Würden wir da ins Risiko gehen, würden wir wieder viele Fans, Unterstützer und Sponsoren verprellen. Mit mir wird es das nicht geben, da bin ich als Steuerberater viel zu konservativ.
Sollte in Zukunft ein Zeitpunkt kommen, an dem der Aufstieg möglich ist, sind wir dafür auch bereit. Alles müsste zu hundert Prozent sauber sein. Selbst wenn ein Sponsor uns viel Geld in Aussicht stellen würde und unsere aktuellen Sponsoren an Bord bleiben und mit dem Aufstieg einverstanden würden, bräuchten wir genügend Helfer und gefestigte Strukturen, um den großen Aufwand stemmen zu können.
Wer hat diese Entscheidung, nicht aufsteigen zu wollen, eigentlich getroffen?
Der VC-Vorstand besteht aus fünf Mitgliedern. Die Entscheidung vorbereitet hatten unser Sportdirektor Sebastian Richter, unsere graue Eminenz Rolf Werner und ich. Wir waren uns da komplett einig und hatten auch die demokratische Mehrheit.
Mit welchen Kniffen halten Sie dennoch die Spannung im Team hoch?
Wir haben eine gesunde Konkurrenz in der Mannschaft. Die Jungen müssen sich den Erfahrenen gegenüber erst einmal beweisen. Und umgekehrt wollen die Routiniers den jüngeren Spielern zeigen, dass sie womöglich noch nicht so weit sind. Diese Form von Konkurrenz beflügelt die Spieler. Wir haben eine sportlich faire, coole Stimmung, die ich in Eltmann noch nie so gut erlebt habe.
Zwei Spieler Ihres Teams sind Jahrgang 2001, der drittjüngste Spieler, Jannis Hopt, ist bereits 27 Jahre alt. Wie wichtig ist Ihnen eine Verjüngung des Teams?
Extrem wichtig. Wir haben zwei Lager im Team: die Junggesellen und die Familienväter, die positiv beeindruckend ihre Leistung bringen, aber irgendwann wird der Leistungsabfall kommen. Junge deutsche Spieler, im Idealfall aus dem eigenen Nachwuchs, wären ideal. So wie Maximilian Kurzweil, der mit seinen 18 Jahren bereits bei Heimspielen Zweitliga-Atmosphäre genießen durfte.
Ihre zwei Youngster, Jason Lieb und Melf Urban, stießen vor der Saison neu zum VC Eltmann. Beide haben bereits in Bundesliga-Vereinen Erfahrungen gesammelt. Ist das die neue Philosophie, Talente durch mehr Spielpraxis weiterzuentwickeln?
Ganz klar, ja. Mit unserem Zuspieler Jason planen wir zum Beispiel langfristig, der unter anderem beim PSV Neustrelitz sowie davor beim VCO Berlin spielte, einem Verein zu dem ich einen persönlich engen Kontakt pflege. Wir wollen coole junge Leute nach Eltmann holen, die bei uns Spielpraxis sammeln, um sich für gute Bundesliga-Verein interessant zu werden. Wir bieten einen guten Mix aus Leistungsorientierung und familiärem Umfeld.
Die Tabelle der 2. Bundesliga Süd
Welche wichtigen Weichen konnten nach der Insolvenz und dem Rückzug aus der 1. Bundesliga gestellt werden? Sportlich schien die 3. Liga, in der Ihr Team ab der Saison 2020/21 gespielt hat, ja keine besonders große Herausforderung gewesen zu sein.
Da möchte ich vorausschicken, dass wir wohl der letzte Verein waren, dem der Rückzug aus der Bundesliga so richtig weh getan hat. Durch die Insolvenz war eine hohe fünfstellige Summe fällig. Und das, obwohl die Insolvenz ja in einer Zahlungsunfähigkeit begründet lag. Der Verein war damit praktisch kaputt. Wir waren ein Kreis von etwa zehn Leuten, die sich für einen Neuanfang entschieden hatten.
Für mich persönlich war wichtig, dass das neue Projekt vor allem nachhaltig ist, weswegen wir eben nicht übereilt in die 2. Bundesliga gegangen sind. In der 3. Liga konnten wir mit unserem guten Netzwerk nach und nach Spieler holen und auf ein gemeinsames Ziel einschwören. Nach der abgebrochenen Corona-Saison sind wir erst knapp am Aufstieg gescheitert. In der Folge-Saison, in der wir Meister wurden, hatten wir schon einen Kader beisammen, der auf die 2. Bundesliga ausgerichtet war.
Ihr Verein hat klar kommuniziert, dass Christian Kranz nach dieser Saison wieder ins zweite Glied geht. Wie ist denn der Stand bei der Trainersuche?
Die fängt gerade an. Es gibt eine Auswahl an Trainern, mit denen wir Gespräche führen werden. Es darf sich aber auch jeder neue Interessent bei mir melden. Uns ist wichtig, das familiäre Umfeld zu behalten, weshalb mir eine „fränkische“ Lösung am liebsten wäre.
Die 2. Mannschaft kämpft in der Bayernliga Nord um den Klassenerhalt. Wie wichtig ist der Unterbau?
Elementar wichtig. Perspektivisch soll die Mannschaft in die Regionalliga aufsteigen. Ich beäuge das stark, was da passiert. Und ich sehe aktuell nicht das, was ich möchte. Wir brauchen den Lückenschluss zum Zweitliga-Team. Ein Jahr ein Team entwickeln, ein Jahr in der Liga halten – so wünsche ich mir das.
600 Zuschauer sahen am vergangenen Wochenende den Tiebreak-Sieg gegen Bühl. Sind die Fans in und um Eltmann besonders treu? Der Umzug nach Bamberg zu Bundesliga-Zeiten scheint keine verbrannte Erde hinterlassen zu haben.
Die Fans kommen langsam wieder zurück, weil wir öffentlich alles sauber kommunizieren und den Namen und die Stadt Eltmann nicht öffentlich verprellen. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, auch die anderen wieder zurück in die Halle zu bekommen. Wir wollen zeigen, dass wir stabil und nachhaltig arbeiten. Ich möchte auch mal wieder 800 oder mehr Leute in der Georg-Schäfer-Halle haben und den Fans ein geiles Event liefern. Dafür geben wir Vollgas.
Schmecken nach all den Erfahrungen kleinere Brötchen besser in Eltmann?
Wieso? Ich will mit unserem Verein dennoch nach den Sternen greifen. Mit der Jugend wollen wir wieder größere Erfolge haben bei Bayerischen, vielleicht auch Deutschen Meisterschaften. Die Herrenmannschaft ist dabei das Aushängeschild und der Magnet für die Jugend. Das ist meine Vision für diesen Verein . Die Ziele bleiben hoch.
Lesen Sie hierzu auch: