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Bad Neustadt an der Saale
Valeo-Siemens: Sorge um 250 Jobs - wichtiger Auftrag bricht weg
Ein rasantes Wachstum hat Valeo-Siemens schnell groß gemacht. Der Elektromotoren-Hersteller beschäftigt rund 700 Mitarbeiter in der Rhön. Doch ein wichtiger Auftrag bricht bald weg.
Produktion von Motoren für Elektroautos bei Valeo-Siemens in Bad Neustadt  Foto: Markus Sauerbeck       -  Produktion von Motoren für Elektroautos bei Valeo-Siemens in Bad Neustadt  Foto: Markus Sauerbeck
| Produktion von Motoren für Elektroautos bei Valeo-Siemens in Bad Neustadt Foto: Markus Sauerbeck
Redaktion
 |  aktualisiert: 17.08.2022 08:30 Uhr

Bad Neustadt Das Joint-Venture Valeo-Siemens eAutomotive hat in den letzten Jahren am Entwicklungs- und Produktionsstandort in Bad Neustadt eine rasante Entwicklung genommen. Rund 700 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stehen dort mittlerweile in Lohn und Brot und füllen den Titel "Modellstadt für Elektromobilität" mit Leben. Doch seit Ende April sorgen sich die Beschäftigten um ihre Arbeitsplätze. Volvo lässt zum Jahresende einen wichtigen Auftrag auslaufen. Jetzt könnten 250 Jobs auf der Kippe stehen.

" Volvo hat sich entschieden, den auslaufenden Vertrag nicht weiter zu verlängern. Davon unberührt bleiben alle weiteren Aufträge mit Volvo . Wie sich der auslaufende Vertrag auf Bad Neustadt auswirken könnte, prüfen wir derzeit intensiv und sind dazu auch im engen Austausch mit der Arbeitnehmervertretung", sagt Robin Meier von der Unternehmskommunikation am deutschen Hauptsitz in Erlangen.

Er bestätigt also die unsichere Situation im Werk in Bad Neustadt. Der Standort als Gesamtes steht aber nicht zur Disposition. "Was wir klar sagen können, ist, dass Bad Neustadt weiterhin ein strategischer Standort sein wird, da er das europäische Motorenkompetenzzentrum von Valeo Siemens eAutomotive ist", ergänzt Pressesprecher Meier eine Anfrage dieser Redaktion.

Motorenkompetenzzentrum

Die kolportierte Zahl von 250 zum Stellenabbau in Bad Neustadt bestätigt das französisch-deutsche Joint-Venture nicht. Nadine Knauff, Betriebsbeauftragte für Valeo-Siemens bei der IG Metall in Schweinfurt, zeigt sich besorgt über einen möglichen Arbeitsplatzabbau ."Seit Ende April wissen wir vom auslaufenden Vertrag. Aber die Unternehmensleitung sagt uns bisher nichts zu den weiteren Details", so die Gewerkschaftsvertreterin, die bis vor einem Jahr selbst bei Valeo-Siemens in Bad Neustadt als Betriebsratsvorsitzende tätig war.

Ende Mai, so Knauff, will sich die Unternehmensleitung mit Betriebsrat und Gewerkschaft zusammensetzen, um mehr Details zur Situation bekannt zu geben. Es seien aber bereits jetzt bei der IG Metall wirtschaftliche und juristische Berater mit im Boot, um sich auf die Lage für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vorzubereiten. "Natürlich wollen wir als Gewerkschaft das Unternehmen unterstützen und sind gesprächsbereit", sagt Knauff.

Für die Mitglieder der Gewerkschaft soll in der nächsten Woche eine erste virtuelle Versammlung stattfinden. An eine außerordentliche Betriebsversammlung für alle Beschäftigten sei in der Corona-Pandemie erst einmal nicht zu denken.

Wenn Bad Neustadt auch das Motorenkompetenzzentrum von Valeo-Siemens laut der Unternehmensleitung bleiben soll, so könnte doch der Produktionsstandort schrumpfen. "Wir wissen, dass an anderen Standorten große Fertigungslinien aufgebaut werden", sagt die Betriebsbeauftragte der IG Metall . "Die Unternehmensleitung hat aber auch für Bad Neustadt als Modellstadt für Elektromobilität große Verantwortung", nimmt Knauff die Chefetage in Erlangen in die moralische Pflicht.

Hat das Joint Venture Zukunft?

Die Unsicherheit nach dem Auftrags-Ende durch Volvo fällt zusammen mit einer generellen Unklarheit, wie die Zukunft des gesamten Joint-Ventures aussehen könnte. Nach fünf Jahren steht die strategische Entscheidung auf eine Weiterführung der Kooperation an. Verfolgt man Medienberichte, so war das Joint-Venture 2016 zwar mit Milliarden-Aufträgen gestartet, aber schon 2017 habe es bei Siemens Überlegungen zur Beendigung der Zusammenarbeit gegeben.

Bis heute laufe das Geschäft defizitär. Ende 2020 hatte Siemens bekannt gegeben, dass man rund 450 Millionen Euro an Verlusten durch das Joint-Venture abschreibe.

Derweil ist aktuell von irgendeiner Flaute am Standort Siemensstraße nichts zu spüren: "Am Standort Bad Neustadt wird - wie auch die meiste Zeit während der Corona-Pandemie - unter Vollauslastung gearbeitet", sagt Unternehmenssprecher Robin Meier. Insgesamt rund 1500 Mitarbeiter hat das Unternehmen in Deutschland.

"In den vergangenen Jahren haben wir den Standort in Bad Neustadt stark ausgebaut und neue Produktionsflächen und Büroräume bezogen. So konnten wir den Standort innerhalb von nur zwei Jahren flächenmäßig sowie in der Zahl der Mitarbeiter mehr als verdoppeln", verdeutlicht Meier das Wachstum der Vergangenheit.

Führend auf dem WeltmarktNeben Bad Neustadt werde noch an sieben weiteren Standorten in den Ländern China, Deutschland, Ungarn sowie Polen produziert. Nicht nur Volvo gehört zum Kundenstamm. Auch Daimler oder chinesische Unternehmen lassen an der Saale fertigen, man sieht sich selbst als Weltmarktführer.

Valeo-Siemens-Pressesprecher Meier lässt nicht erkennen, dass das Joint-Venture vor einem Ende stehen könnte: "Das gemeinsame Interesse besteht darin, Valeo Siemens eAutomotive als wichtigen und maßgeblichen Akteur auf dem Markt der Elektromobilität weiterzuentwickeln", teilt er mit. Siemens wie Valeo stünden "unverändert zu den Zielen und Pflichten der Joint-Venture-Vereinbarung", so der Kommentar aus Erlangen.

von Gerhard Fischer

 
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  • J. H.
    Wird wohl in der Politik niemanden interessieren. Dort wird man nur aktiv, wenn Arbeitsplätze bei Zulieferern von Diesel- und Benzinmotoren gefährdet sind.
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