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Bad Brückenau
Die Sternwirtin ist tot: Bad Brückenau trauert um Ute Schäfer
Ute Schäfer hat in Bad Brückenau eine Ära geprägt. Mit ihr geht eine der ganz großen Persönlichkeiten.
Im Gasthof Zum Stern in der Altstadt von Bad Brückenau war Ute Schäfer einst „Die Sternwirtin“.       -  Im Gasthof Zum Stern in der Altstadt von Bad Brückenau war Ute Schäfer einst „Die Sternwirtin“.
Foto: Steffen Standke/Archiv | Im Gasthof Zum Stern in der Altstadt von Bad Brückenau war Ute Schäfer einst „Die Sternwirtin“.
Kerstin Junker
 |  aktualisiert: 16.05.2024 02:41 Uhr

Am 30. März 2024 verstarb nach längerer schwerer Krankheit Ute Schäfer , die ehemalige Bad Brückenauer Sternwirtin, in ihrer Wahlheimat Hohenbrunn bei München. Sie wurde 78 Jahre alt. Ute Schäfer wurde 1945 als Ute Gerda Martha Klein geboren. Als Nachkriegskind musste sie schon früh im Gasthof der Eltern arbeiten.

Da sie sich der strengen Hand ihres Vaters entziehen wollte, zog sie in jungen Jahren zu ihrer Großtante, die in Obermenzing/München lebte, und so ergab es sich, dass früh der Grundstein für einen Werdegang in der Gastronomiebranche gelegt wurde.

Bei ihrer Arbeit im Café Brameshuber in Fürstenfeldbruck lernte sie ihren späteren Ehemann Alfred Schäfer kennen, den sie 1972 heiratete. Mit ihm zog sie nach Bad Brückenau , wo er das elterliche Gasthaus „zum Stern“ betrieb. Sie erlernte im unterfränkischen Elfershausen den Beruf der Hotelfachfrau, legte ihre Prüfung ab und arbeitete anschließend im Familienbetrieb.

Weit über die Grenzen hinaus bekannt

Unter anderem bekam sie den Bayerischen Wirtebrief, eine Fortbildung des DEHOGA Bayern zur Förderung der bayerischen Gastlichkeit und des Wirtestandes. Diese Auszeichnung war in der damaligen Zeit für eine Frau eine bemerkenswerte Leistung. Gemeinsam bauten Ute und Alfred Schäfer den „Stern“, erbaut 1578 und seit 1871 im Familienbesitz, zum weit über die Grenzen der Region hinaus bekannten „weiß-blauen Gasthaus “ mit einer außergewöhnlichen Speisen- und Getränkekarte aus. Im „Stern“ gab es regionale Küche, lange bevor der Begriff überhaupt etabliert wurde.

Zahlreiche Urkunden und Preise machten den späteren Museumsgasthof zu einem der interessantesten Wirtshäuser Bayerns, bekannt aus Presse, Funk und Fernsehen. Dass der Laden so florierte, war auch ein großer Verdienst seiner Wirtin Ute Schäfer . Der „Stern“ war ihr Leben, sie war „Die Sternwirtin“, die den Laden am Laufen hielt, während Ehemann Alfred gerne dem schönen Leben in München frönte und Prominente wie Carolin Reiber, Franz-Josef Strauß oder Günther Strack nach Bad Brückenau lockte.

Dekoration war ihr Faible

Der kleine Gasthof hatte seine Hoch-Zeit in diesen Jahren, und Ute Schäfer war sein Zentrum und der ruhende Pol. Immer top gestylt und gekleidet, gerne im Dirndl, mit rot lackierten Nägeln und roten Lippen und oft in ihrem roten BMW Cabrio, so kannte man sie in der Kurstadt. Ihr Faible war es, den „Stern“ mit Blumen und anderen Accessoires zu dekorieren. „Sie war ein bisschen wie die Käthe Wohlfahrt von Brückenau“, sagt Tochter Ulrike schmunzelnd, „heute würde man sagen: eine Deko-Queen“ und bekam für ihren prachtvollen Schmuck des Gasthauses manche Auszeichnung von der Stadtverwaltung.

Aber sie liebte auch das Leben als Wirtin, tanzte für ihr Leben gerne Charleston. Ute Schäfer war die erste, die auf dem Tisch stand, wenn beispielsweise die Musiker vom Rhön-Diesel-Express im „Stern“ einliefen. Sie feierte das Leben, gerne mit einem Piccolo oder einem Bier in der Hand, und liebte Besuche in Biergärten .

Immer versuchte sie auch ihre Träume vom Reisen zu verwirklichen, um einmal im Jahr neben dem harten Arbeitsalltag etwas von der Welt zu sehen. Doch der ausschweifende Lebensstil ihres Mannes Alfred forderte Tribut. 2009 übernahmen die Kinder Ulrike und Franz-Josef den hoch verschuldeten Familiengasthof. 2012 kam es zur Scheidung. 2016 folgte Ute Schäfer ihrer ältesten Tochter nach München und lebte zunächst in Taufkirchen an der Vils, später in Hohenbrunn.

Mutter und Wirtin mit Bravour gemeistert

Die Liebe und Wärme, die Ute Schäfer ausstrahlte, hat sie auch ihren drei Kindern geschenkt, die Mitte der 70er Jahre zur Welt gekommen sind. Die Herausforderung zwischen dem Leben als Mutter und Wirtin hat sie stets mit Bravour gemeistert. „Nie war ihr die harte Arbeit zu viel, noch klagte sie über fehlende Freizeit“, erzählt ihre Tochter.

Mit Ute Schäfer verband man Bodenständigkeit, Ehrlichkeit, Lebensfreude und Humor. Aber auch Stärke, die sie nicht nur in ihrer Ehe, sondern erneut im Jahr 2018 beweisen musste, als ihr Sohn Franz-Josef bei einem Autounfall ums Leben kam.

Bis zuletzt liebte Ute Schäfer ihre kleine Auszeit bei einem Piccolo oder Bier, die sie jeden Abend mit ihrer Tochter Ulrike genoss. Am Grab nahm eine Abordnung des Brückenauer Stern-Stammtisches Abschied von ihrer Sternwirtin – zu den Klängen des Liedes „Griaß di Gott Frau Wirtin“.

Mit Ute Schäfer geht eine der ganz großen Persönlichkeiten der Stadt Bad Brückenau , die eine Ära geprägt hat. Sie hinterlässt zwei Töchter und drei Enkelkinder.

Nach längerer schwerer Krankheit starb Ute Schäfer, die einstige Sternwirtin von Bad Brückenau, in ihrer Wahlheimat Hohenbrunn.       -  Nach längerer schwerer Krankheit starb Ute Schäfer, die einstige Sternwirtin von Bad Brückenau, in ihrer Wahlheimat Hohenbrunn.
Foto: Ulrike Schäfer | Nach längerer schwerer Krankheit starb Ute Schäfer, die einstige Sternwirtin von Bad Brückenau, in ihrer Wahlheimat Hohenbrunn.
 
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