
Beim letzten Erzählcafé dieser Wintersaison im Juliusspital konnte Moderator Leo Pfennig eine ehemalige Klassenkameradin begrüßen, Ute Sauer aus Schweinfurt, die aus ihrer Kindheit in Münnerstadt in den 1950er Jahren erzählte. Den Meisten war sie besser bekannt als Ute Büttner. Von 1946 bis 1959 war ihr Vater Emil Büttner Postmeister im Münnerstädter Postamt , das sich im jetzigen Rotkreuzheim befand.
Nachdem Emil Büttner 1948 eine Frau aus Schweinfurt geheiratet hatte, bezog er mit ihr die im Postamt befindliche Wohnung unter den Diensträumen. Im April 1950 wurde das erste Kind geboren, Ute, die sich hier an eine herrliche Kindheit erinnert. Sechs Jahre später kam ihre Schwester auf die Welt.
Postamt und -hof als Spielplatz
Ihre Eltern brachten Ute nicht in den Kindergarten. So konnte sie das ganze Postamt und den großen Posthof als Spielplätze benutzen. Sie schwärmte, dass sie hier ein wahres „Eldorado“ vorfand. Sie durfte ihren Vater in seinem Amtszimmer besuchen. Auch mit den Postbediensteten hatte sie ein gutes Verhältnis. So freute es sie besonders, dass ein 92-jähriger früherer Postbeamter zu ihrer Erzählstunde gekommen war.
Erinnerungen die Kindheit
Sie erinnert sich auch an Ängste in ihrer Kindheit. Durch die Post wurden bei Treibjagden erlegte Hasen ohne Verpackung ausgeliefert. Diesen Anblick hat sie nie vergessen. Auch vor dem Nikolaus mit dem Knecht Ruprecht hatte sie Angst.
Sie hatten auch einen großen Gemüsegarten, in dem die Mutter ihr Gemüse für die Familie selbst heranzog. Ihre Erstklasslehrerin war Fräulein Sattler, die sie sehr verehrte. Sie berichtet auch von unangenehmen Erlebnissen in Bezug mit dem Beibringen des Kreuzzeichens.
Als Linkshänderin wurde sie damals noch in der Schule umgestellt. Das hat sie ihrem Sohn erspart. In der 4. Klasse wurde sie von Fräulein Wehner auf die Aufnahmeprüfung am Gymnasium vorbereitet. Sie besuchte einige Jahre das Münnerstädter Gymnasium. In der Freizeit schloss sie sich der MC, der Marianischen Congregation, an.
1959 wurde das Münnerstädter Postamt nach Bad Kissingen verlegt. Utes Vater wurde damals an die Oberpostdirektion in Nürnberg abgeordnet. Da er nicht die ganze Familie mitnehmen, aber auch keine Wochenendehe führen wollte, bewarb er sich nach Schweinfurt. So zog die Familie 1962 nach Schweinfurt um.
Ute wechselte an das Schweinfurter Humanistische Gymnasium. Sie war eine sehr gute Schülerin, gab auch Jüngeren Nachhilfe. Als sie 1969 ihr Abitur ablegte, beschloss sie an der Universität Würzburg katholische Religionslehre und Latein zu studieren.
Damit machte sie ihrem Vater eine große Freude. Er stammte aus Stadtlauringen und war selbst als Klosterschüler am Münnerstädter Gymnasium. Da seine Eltern nicht genug Geld hatten, um ihn studieren zu lassen, verließ er das Gymnasium mit der Mittleren Reife und ging zur Post. Sein Traum wäre Lateinlehrer gewesen. Zu den Augustinern hielt er sein Leben lang engen Kontakt.
Praktikum im Studienseminar
Ute Sauer machte während ihres Studiums ein vierwöchiges Praktikum im Münnerstädter Studienseminar. 1971 verbrachte sie die Zweigschulzeit am Neustädter Gymnasium. Auch ihre erste Stelle fand sie hier.
Sie war gerne in dieser Gegend. Doch wegen der Familie, sie war inzwischen verheiratet und hatte auch zwei Kinder, ließ sie sich nach Schweinfurt versetzen.
Später übernahm sie mehrere Ehrenämter im kirchlichen Bereich. Zur Talkirche organisierte sie viele Jahre Wallfahrten. Erst im späteren Alter besuchte sie Klassentreffen ihrer Volksschul- und auch ihrer Gymnasialklasse in Münnerstadt . Dabei gestaltete sie oft die Gottesdienste.
Im Jahre 2019 musste sie sich von ihrem damals 97-jährigen Vater verabschieden. Die Mutter war schon viele Jahre vorher gestorben. Nachdem ihr eigener Mann verstorben ist, nimmt sie wieder Ehrenämter an und besucht Freundinnen aus ihrer Kindheit in Münnerstadt .
Leo Pfennig bedankte sich bei Ute Sauer für ihre lebendigen Erzählungen, denen man ihre Heimatliebe anmerkte. Besonders freute Sauer, dass Nachbarskinder und Klassenkameradinnen aus ihrer Münnerstädter Schulzeit gekommen waren.
Zum Abschluss des unterhaltsamen Nachmittags überbrachte Karina Dietz , die Bereichsleiterin des Betreuten Wohnens, noch einen Scheck über 400 Euro, der dem Förderverein des Juliusspitals zugute kommen soll. Die nächste Erzählcafé-Staffel beginnt im Oktober.