Nachhaltiges Reisen, Natur und Umweltschutz: Diese Aspekte waren Elisabeth Assmann und Franz Zang von der Kreisgruppe Bad Kissingen des Bund Naturschutz wichtig, als sie die sieben Tage Urlaub für eine Reisegruppe in der Rhön planten. Die Reise war früher geplant, wurde aber wegen Corona verschoben.
Die Idee: Mit der Gruppe die Bergwiesen, Buchenwälder und Hochmoore des Unsesco-Biosphärenreservats zu Fuß und mit Bus und Bahn erkunden. Drei Nächte in Morlesau übernachten, drei Nächte in Bad Brückenau verbringen, und dazwischen stehen als Stationen der Sodenberg, Hammelburg, die Weinberge, Euerdorf, der Kreuzberg und die Hochrhön auf dem Plan.
ÖPNV im Landkreis Bad Kissingen
Doch der Schienenersatzverkehr zwischen Elfershausen-Trimberg und Gemünden (bis voraussichtlich 5. Juni) machte der Gruppe schon bei der Anreise einen Strich durch die Rechnung. Deshalb stiegen die Teilnehmer teilweise für die Reise doch aufs Auto um. Welche Erfahrungen machen die umweltbewussten Rentner mit dem ÖPNV ?
Reiseteilnehmerin Silvi Löwe (71) aus Retzbach entschied, mit der Bahn bis nach Gemünden zu fahren. Die restlichen etwa 15 Kilometer lief sie mit dem Rucksack auf dem Rücken zu Fuß. Solche Strecken sei sie gewöhnt. Sie habe ein Auto in der Garage, fahre aber gerne mit dem Zug.
Reiseteilnehmer Roland Baumeister (67) aus Chemnitz erzählt: "Meine Familie hatte nie ein Auto. Ich bin das gewöhnt." Der öffentlichen Nahverkehr sei viel besser als sein Ruf, auch wenn noch viel verbesserungswürdig sei. Er sei von Chemnitz nach Hof, über Bamberg, Gemünden und dann schließlich mit Schienenersatzverkehr und bestelltem Sammeltaxi nach Morlesau gefahren. Rund sechseinhalb Stunden sei er dafür unterwegs gewesen. Wenn am Abend oder Wochenende kein Bus fahre, laufe er auch mal vier Kilometer. "Ich weiß das und es geht."
Andreas Kauderer (64) aus Hanau sagt, er nutze für Langstrecken gerne den Zug. Zwei Jahre habe er völlig autolos gelebt, mittlerweile habe er wieder ein Auto. Bei Kurzstrecken wäge er zwischen Auto und Zug ab. Für die Anreise nach Morlesau wählte er das Auto, da er statt drei Stunden mit dem Zug nur eineinhalb Stunden mit dem Auto gebraucht hätte.
"Ich bin eine leidenschaftliche Autofahrerin ", sagt Helga Schiebli. Sie kommt aus München und habe sich aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen "mit schlechtem Gewissen" fürs Auto entschieden.
Die Freizeitbuslinien fahren zwar seit 1. Mai bis 31. Oktober im Landkreis Bad Kissingen und im benachbarten Landkreis Rhön-Grabfeld. Sie seien für die geplante Reise aber weitgehend uninteressant gewesen, da sie nur am Wochenende führen und es nur sehr wenige Fahrten am Tag gebe, berichtet Assmann. Fürs Wandern böten sie zu wenig Flexibilität.
Für die ausgearbeitete Tour habe es mit dem ÖPNV trotz Umstieg auf den Schienenersatzverkehr und das Ruftaxi gut geklappt. "Erfurter Bahn, Busunternehmen und Ruftaxi waren sehr hilfsbereit."
Assmann findet aber: Es gebe noch viele Orte, bei denen es sinnvoll wäre, wenn sie stärker an den ÖPNV angebunden wären. Für den Tourismus sei es sinnvoll, eine Radtour anzubieten. Persönlich wünsche sie sich, dass der ÖPNV im Alltag für Berufspendler besser nutzbar sei.
Die Reise plante sie gemeinsam mit Franz Zang. Die fünf Wandertage böten ein "ausgewogenes Reiseprogramm zum Kennenlernen der Rhön", das zudem auch die Arbeit der Kreisgruppe vorstelle.
Kreisgruppe organisierte Reise
Als Beispiele zählt sie die "Sinnallianz", ein Projekt zur Umsetzung des Arten- und Biotopschutzprogramms in Bayern, die Biberplattform im Sinntal bei Bad Brückenau und das Vermitteln von Artenkenntnis und Schutz der Kultur- und Natürlichen Landschaft auf.
Die Teilnehmer wanderten direkt vom Hotel in Morlesau auf den Sodenberg. Der Basalkegel gilt als "Tor zur Rhön". Das Naturschutzgebiet "Sodenberg Gans" sei bekannt für seine Frühjahrsblüher Märzenbecher und Adonisröschen.
Natuschutzwächter Friedrich Mährlein berichtete den Teilnehmern über seine Arbeit. Außerdem lernten sie die Arbeit der Schäferfamilie um Peter Reuter und ihre Landschaftspflegearbeit kennen.
Zwei Tage im Raum Hammelburg
Weiter ging es in die Weinberge rund um das Schloss Saaleck über den Kreuzweg zum ehemaligen Franziskanerkloster nach Hammelburg. Hammelburg lernten die Teilnehmer als älteste Weinstadt Frankens und als einen der 100 Genussorte Bayerns kennen. Es ging in ein Weinlokal, und am nächsten Tag gab es in den Weinbergen eine Weinprobe und eine Brotzeit. Außerdem besuchten die Teilnehmer das Museum Herrenmühle und die Altstadt.
Orchideen auf dem Haarberg
In Euerdorf auf dem Haarberg wollten die Teilnehmer Orchideen sehen und etwas über die Geologie erfahren. Karl Schwarz vom Bund Naturschutz führte die Gruppe und machte sie auf besondere Pflanzen aufmerksam, die am Wegrand stehen. Anschließend ging es in Euerdorf ins Museum Triassica. Dort stand eine Führung mit dem Gründer des Museums, Michael Henz, auf dem Programm.
Die verbleibenden Tage verbrachten die Teilnehmer in Bad Brückenau. Sie besuchten die Heilquellen und testeten die Heilwässer. Entlang der Sinn ging es zur Biber-Plattform, die einen Ausblick auf die vom Biber geschaffene Auenlandschaft bietet. Mit dem Sinntalbus ging es auch auf den Kreuzberg.