Walter Brust sammelt gerne. Aus vielen Reisen rund um den Erdball hat er Kunstobjekte und Erinnerungsstücke mitgenommen. Seinen größten Schatz hütet er jedoch wie seinen Augapfel: Eine Urkunde aus dem Ersten Weltkrieg. Diese hatte sein Großvater Franz Brust mitgebracht und erst dessen Sohn, dieser dann Walter Brust vermacht.
Sie zeigt die Kriegsgeschichte seines Opas auf - von der Einberufung am 6. März 1915 bis zur Entlassung am 27. November 1918. Jeder Ort, an dem er eingesetzt war, ist nachvollziehbar. Sogar zwei Krankheitstage sind vermerkt sowie ein Lazarettaufenthalt.
Von Westen nach Osten und wieder zurück
Franz Brust war Infanterist des vierten Bayerischen Infanterie Regiments, 1916 zog er an die Westfront. Dort kämpfte er unter anderem bei Ronvaux und Champlon. Im gleichen Jahr wurde er aber auch an der Ostfront eingesetzt, so bei Brzezany und Zlota in der Ukraine. Anfang 1917 kämpfte er wieder an der Westfront, ab April erneut im Osten, bis 1917/1918 für die Kriegsgebiete am Fluss Sereth in Rumänien ein Waffenstillstand ausgehandelt worden war.
Doch das sollte für ihn noch nicht das Ende des Krieges sein, es ging wiederum nach Westen. Bei Reims und an der Avre sind Franz Brusts letzte Kämpfe bekannt. Am 28. Mai 1918 wurde er durch einen "Hufschlag" verletzt und kam ins Lazarett. Bis zu seiner Entlassung sind keine weiteren Kriegseinsätze auf der Urkunde vermerkt. Das Schriftstück dokumentiert auch, dass Franz Brust mit dem Frontkämpferehrenkreuz sowie dem Militärverdienstkreuz 3. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet wurde.
Originalurkunde sicher verwahrt
Eine sehr persönliche und individuelle Kriegsgeschichte stellt die Urkunde dar und hat für Walter Brust einen hohen ideellen Wert. Seinen Opa kennt er als "rustikalen Bauunternehmer und ganz normalen Opa". Die Originalurkunde liegt sicher verwahrt bei seinem Cousin. 1990 hatte er sich von einem Mitarbeiter der amerikanischen Army eine Kopie machen lassen: "Die sieht aber viel besser aus als das Original", ist der 80-Jährige stolz, dieses besondere Erinnerungsstück bei sich in einen würdigen Rahmen setzen zu können.