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Bad Brückenau
Mehr als "Schlüpper": Unterwäsche-Outlet geht an den Start
Carsten Schneider aus Platz bietet in der Sinnaustraße Ware an, die im Onlineshop nicht gut ging oder zurückkam. Dahinter steckt eine alles andere als gewinnorientierte Idee.
Unterwäsche-Outlet: Geschäft in Bad Brückenau       -  Melanie Birger und Carsten Schneider öffnen in den früheren Räumen des Friseursalons Hamelmann ihren Unterwäsche-Outlet.
Foto: Steffen Standke | Melanie Birger und Carsten Schneider öffnen in den früheren Räumen des Friseursalons Hamelmann ihren Unterwäsche-Outlet.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 15.11.2024 02:39 Uhr

Was ein Besuch bei der Verwaltungsgemeinschaft Bad Brückenau für Folgen haben kann: Als sich der Neu-Platzer Carsten Schneider bei der Behörde am Sinnauplatz anmeldete, entdeckte er im Juni die alten Räume des Friseursalon Hamelmann. Genau der richtige Ort für ein Unterwäsche-Outlet, dachte sich der 44-jährige Fuldaer. Das eröffnet er am 11. Oktober - und rundet damit sein schon bestehendes Online-Geschäft ab.

"Schlüpper.de" prangt auf den weißen Klebezetteln an den Scheiben des seit einem Dreivierteljahr leerstehenden Flachbaus in der Sinnaustraße. Das flapsiges Wort "Schlüpper" für eine Unterhose ist vor allem gebräuchlich im nord- und ostdeutschen Sprachraum. Manche finden es witzig, andere etwas anzüglich.

Schlüpper.de-Shop seit sieben Jahren

Für Carsten Schneider, der kürzlich mit seiner Lebensgefährtin Melanie Birger in Platz auf einem Pferdehof ein Haus gebaut hat, bleibt der Name im Kopf. Und lockt hoffentlich zusammen mit der .de-Endung Kunden in seinen Onlineshop. Darin erhältlich sind neben Unterwäsche für Männer, Frauen und Kinder auch Büstenhalter, Bademoden, Schlafhemden- und -anzüge sowie Socken.

Den Schlüpper.de-Shop betreibt Schneider seit sieben Jahren. Vorher lebte er eine ganze Zeit in Kirchheim bei Würzburg, arbeitete als deutscher Vertriebsleiter für eine große Spirituosenfirma mit Sitz in Hamburg. Nebenbei verkaufte er übers Internet Sport- und Trainingsartikel, dazu Boxershorts und Socken, hatte einen Vertrag mit dem deutschen Hersteller Puma.

Bei manchen Artikeln viele Rücksendungen, bei anderen nicht

Dabei merkte er, dass bei manchen verkauften Sachen viele Rücksendungen anfielen, bei anderen wenige bis keine. "Bei Unterwäsche, Hosen und Strümpfen kommen kaum Retouren; da kennen die Leute meist ihre Größen", hat der Fuldaer festgestellt. Bei Fußballschuhen beispielsweise sei das ganz anders. Manche Dinge probiere man eben besser im Laden an.

Für Online-Verkäufer sind Rücksendungen nicht schön, schmälern sie doch ihren Gewinn. Das umso mehr, weil Verkaufsplattformen wie Amazon und Ebay bei jeder Transaktion ihren Anteil einfordern.

Unterwäsche-Geschäft als Haupterwerb

Auch um diesem Kreislauf ein wenig zu entgehen, schwenkte Carsten Schneider auf (wenig retourenträchtige) Unterwäsche um, machte das 2017 Online-Geschäft 2017 zu seinem Haupterwerb. Es funktionierte. Der Geschäftsmann weitete sein Angebot auf weitere Marken aus: Schiesser, Triumph, Sloggi, Calvin Klein und Head, um einige zu nennen.

Nun ist es aber so, dass auch online nicht jede Ware reißenden Absatz findet. Zudem kreieren die Hersteller jedes Jahr neue Kollektionen; da bleibt häufig von den alten einiges über.

Im Lager liegen 70.000 bis 80.000 Artikel

Der 44-Jährige schätzt, dass sein Lager in Kirchheim bei Würzburg inzwischen auf 70.000 bis 80.000 Artikel angewachsen ist. Tendenz steigend. "Ich hatte daher schon länger ein Outlet im Hinterkopf, um diese Sachen verkaufen zu können." Denn was ein Jahr im Lager liege, binde nur Kapital.

Es gibt verschiedene Gründe, warum Artikel online nicht so gefragt waren: Oft waren es spezielle Größen und Farben, manchmal kam das Kleidungsstück auf Abbildungen im Internet nicht so attraktiv rüber; unter Umständen war es bei den Plattformen nicht richtig gelistet oder ihm waren die falschen Bilder zugeordnet.

Manche Artikel kamen auch ohne Etiketten zurück. Ohne diese lassen sie sich im Internet nicht mehr an die Kundschaft bringen.   

Rabatte als Geschäftsmodell

Dass er mit dem Bad Brückenauer Outlet Gewinne einfährt, glaubt Schneider indes nicht, im Gegenteil: Seine Geschäftspolitik dort ist auf Rabatte ausgerichtet. Die Restposten aus dem Lager will er mit 50 bis 60 Prozent Nachlass verkaufen - einfach, damit sie weg sind.

Anders sieht es mit  aktuelle Kollektionen aus, die er und Melanie Birger in der Sinnaustraße auch anbieten wollen, wenn auch in geringerem Umfang. Auf diese Artikel gewähren sie 20 Prozent Nachlass. Damit, so der Wahl-Platzer Schneider, verdiene man immer noch mehr als im Versand. Wie gesagt: die Retouren und Provisionen für die Verkaufsplattformen. Im Internet verdiene man pro Stück weniger; da mache es die Masse.   

Outlet vorerst nur freitags offen

Vorerst wollen Schneider und Birger ihr Outlet nur an Freitagen von 10 bis 16 Uhr offen halten. "Sollte sich der Bedarf als größer erweisen, würden wir zusätzliche Öffnungszeiten anbieten", sagt er Unternehmer. Diese würde er über die eigens fürs Outlet eingerichtete WhatsApp-Gruppe bekanntgeben; 150 Mitglieder hat die schon. In der Gruppe sollen auch andere Infos und Angebote publik gemacht werden.

Als Zielgruppe des Outlets sieht Schneider die Menschen in Bad Brückenau und im Umkreis von zehn Kilometern, egal wie alt und welchen Geschlechts sie sind. "Unterwäsche braucht jeder." Das Outlet biete auch den Klassiker, den „Schiesser-Doppelripp“. "Wenn es Anklang findet, wollen wir das Angebot ausbauen, indem wir noch mehr 'normale' Ware ins Outlet holen", sagt Carsten Schneider.

Überschaubares Risiko

Viele hätte ihm abgeraten, in Bad Brückenau ein Geschäft zu eröffnen. Das könne nur zum Reinfall werden, hieß es. Carsten Schneider und Melanie Birger wollen das Gegenteil beweisen. Das Risiko scheint überschaubar. Im Falle des Scheiterns bleibt ihnen ja noch "Schlüpper.de".

 

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