
Zwei bis drei Wochen ist es her, dass Peter Böhm aus Unterleichtersbach sich wunderte. Da entdeckte der Schriftführer des örtlichen Vereins Alte Bräuche am Weg neben dem großen Anwesen am Bernbrunn ein Kruzifix . Es war offensichtlich abgerissen worden, lag im Dreck. "Dem Jesus fehlte der Kopf." Böhm kannte das kleine Kunstwerk anders, nämlich seit Jahren fest an einem Baum verankert.
Fotos einer Spaziergängerin vom 23. Juni dieses Jahres belegen: Böhms Geschichte stimmt. Sie zeigen das Kruzifix noch am Baum hängend, aber schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der Kopf fehlte damals schon. Böhm legte die Einzelteile nach eigenen Worten noch zusammen, nahm sie aber nicht mit. Er wusste nicht, wem die Figur gehört. Wenige Tage nach seiner Entdeckung war das Kruzifix samt hölzernem Rahmen ganz verschwunden. Das bestätigt auch die Spaziergängerin.
Nachfragen bei Bürgermeister Dieter Muth sowie dem Obst- und Gartenbauverein führen nicht zur Erleuchtung. Muth waren Beschädigung und Verschwinden des Kruzifixes bis dato unbekannt.
Für Aufklärung sorgt ein Mitarbeiter des Bernbrunn-Anwesens, der namentlich nicht erwähnt werden möchte. Er hatte die Figur früher schon gepflegt und gereinigt, ihr ihre hölzerne Schutzhülle verpasst. Auch er entdeckte das demolierte Kunstwerk. Ob jemand versehentlich dagegen gefahren ist oder mutwillig draufgeschlagen wurde, kann er nicht sagen.
Auf jeden Fall nahm der Mann die Einzelteile mit und lagerte das Kruzifix in einer Scheune ein. Nach eigenen Angaben hat schon Leisten besorgt, um dem Jesus ein neues Kreuz und eine neue Überdachung zu schaffen. "So wie er war, soll er wieder sein", verspricht er. Und wenn alles fertig ist, will der das Kunstwerk wieder an seinen angestammten Platz hängen.