Die letzten Ziegel sind an Ort und Stelle, die Restauratoren haben die überarbeiteten Fenster wieder eingesetzt. Nach gut drei Jahren gehen die Instandsetzungsarbeiten an der Unteren Saline zu Ende. Der Nordflügel der Anlage, also die frühere Werkstatt, das Kesselhaus und die Wäscherei (siehe Grafik) hat ein neues Dach bekommen. Auch das Dach des Kopfbaus ist wieder wie neu. "Aufgabe war es, das Tragwerk statisch zu ertüchtigen und das Dach neu einzudecken", berichtet Christian Rödl, der die Maßnahme für das Staatliche Bauamt Schweinfurt betreut hat.
Die einstige Salzgewinnungsstätte steht seit langer Zeit leer. Dennoch hat der Freistaat 2009 und seit 2017 die Dächer des Ensembles für 1,36 Millionen Euro herrichten lassen. Dabei geht es gar nicht darum, dass die Untere Saline demnächst wieder genutzt wird. Vielmehr soll der weitere Verfall des historischen Ensembles verhindert werden. "Ich bin froh, dass wir die Gebäudesubstanz sichern können", sagt Rödel. Nicht nur das Gemäuer ist erhaltenswert, sondern auch das vorhandene Interieur - dieses könnte auch in einem Museum stehen. In dem Wäschereigebäude steht zum Beispiel noch eine große Dampfmaschine aus dem Jahr 1903, die die Waschtrommeln angetrieben hat. In diesen Trommeln wurde die Wäsche der Kurhäuser gereinigt. "Wenn man die Dampfmaschine anschmeißen würde, würde sie wahrscheinlich noch funktionieren", vermutet er.
Die Wäscherei war besonders stark Wind und Wetter ausgesetzt. Das Flachdach stürzte schon vor Jahren stellenweise ein, innen breiteten sich Bäume und Gestrüpp aus. Das Dach musste also komplett neu aufgebaut werden - so wie es vorher war. Bis auf eine Ausnahme: "Auf dem Dach waren früher Kuppeln, durch die die feuchte Luft entweichen konnte. Auf diese haben wir vorerst verzichtet", berichtet der Ingenieur. Weil sie für die Sicherung der Gebäudesubstanz nicht nötig waren und weil nicht klar ist, ob die Kuppeln bei einer späteren Nachnutzung überhaupt gebraucht werden.
Zeugnis von Kissingens Kurgeschichte
Bad Kissingens Kulturreferent Peter Weidisch freut sich, dass der Freistaat die Untere Saline baulich gesichert hat. Die Anlage ist sowohl stadthistorisch als auch für die Unesco-Bewerbung von Bedeutung. "Die Untere Saline ist Teil der kurspezifischen Infrastruktur in Bad Kissingen ", erklärt er. Zunächst diente der Standort der Salzgewinnung. Im 19. Jahrhundert gewann das Areal zusehends für die Kur an Bedeutung. Das macht die Untere Saline für den Bad Kissinger Beitrag zur Weltkulturerbe-Bewerbung der "Great Spas of Europe" so wichtig. Die Anlage ist laut Weidisch ein besonderes "Zeugnis des Kurphänomens". Die ehemalige Salzgewinnungsstätte steht "für die Einbeziehung der Sole in die Kur". Die Untere Saline liegt deshalb in der angedachten Welterbe-Schutzzone.
Freistaat wartet Unesco Entscheidung ab
Das bayerische Bauministerium teilt auf Anfrage mit, dass es weiterhin keine Zukunftspläne für das Areal gibt. "In Abstimmung mit der Stadt Bad Kissingen soll über eine zukünftige Nutzung erst nach Abschluss des Bewerbungsverfahrens der Stadt als Unesco Weltkulturerbe entschieden werden", teilt eine Sprecherin mit. Bis 2030 plant der Freistaat das Schulungszentrum des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) nach Bad Kissingen zu verlagern. Ein Standort dafür steht noch nicht fest. Ob die Untere Saline sich dafür eignet, könne aktuell nicht beurteilt werden. Zunächst muss "der genaue Bedarf für das Schulungszentrum durch das LGL ermittelt werden", heißt es aus dem Bauministerium.
Beim Werkstattgebäude und dem Kesselbau haben die Arbeiter das Gebälk ertüchtigt. Zur Straße hin wurde das Dach mit neuen Biberschwanzziegeln eingedeckt, nach innen hat man auf einem Teilabschnitt die historischen wiederverwendet - aus denkmalpflegerischen Gründen. Es geht darum zu zeigen, wie das Dach früher aussah. Nach außen zur Straße hin wurden nur neue Ziegeln verwendet. "Dadurch bekommen wir ein einheitliches Erscheinungsbild", erklärt Rödl.
Hobeln, ölen, streichen
Es ist ein großer Aufwand, den der Freistaat betreibt, um die denkmalgeschützte Untere Saline vor dem Verfall zu bewahren (siehe Bericht Seite 1). Restaurator Heiko Koob zum Beispiel hat aus den rund 35 Fenstern im Nordflügel die Fensterflügel ausgebaut und sie zum Aufarbeiten in seine Werkstatt nach Weimar gebracht. "Das Holz haben wir zum Teil abgehobelt, mit Leinöl grundiert und mit Leinfarbe neu gestrichen", erklärt er. Moderne Acrylfarben würden auf dem alten Holz nicht gut halten.
Als die Fenster eingebaut wurden, wurden sie mit Leinöl und -farbe bearbeitet. Das Material sei tief in jede Pore eingedrungen, deshalb sei es sinnvoller, diese auch für die Restaurierung zu verwenden.
Viel Arbeit hatten Koob und seine Mitarbeiter bei den großen Rundfenstern in der ehemaligen Wäscherei. Efeu hatte sich durch die Fenster gedrückt, viele Glasscheiben waren zerbrochen. Das Gestrüpp musste entfernt, das Glas ersetzt werden. Zwei Fenster wurden komplett getauscht. Dabei verwendete der Restaurator aus Kostengründen aber nur gebrauchtes Material. "Es ging nur darum, dass die Fenster wieder funktionieren und dicht sind", sagt er.
Die Fachleute bauten die Fensterrahmen nicht aus, sondern setzten sie vor Ort instand. "Ich gehe davon aus, dass die Fenster seit der Bauzeit drinnen sind", sagt er. Das sieht der Experte an der Art und Weise, wie die Rahmen mit dem Mauerwerk verbunden und eingeputzt sind. In der Wäscherei zum Beispiel schätzt Koob die Fenster auf die Zeit um 1880. "Das passt zeitlich gut zu der großen Dampfmaschine", meint er.
Mobiles Dach während der Arbeiten
"Der Schutz der Dampfmaschine während der Arbeiten war etwas problematisch", berichtet Bauleiter Christian Rödl vom Staatlichen Bauamt . Das teilweise eingestürzte Dache der alten Wäscherei mussten die Arbeiter komplett abreißen, bevor sie die neue Dachkonstruktion aufbauen konnten. Damit die Dampfmaschine trocken bleibt, war ein mobiles Behelfsdach im Einsatz, dass ein Kran immer wenn nötig auf die Wäscherei drauf beziehungsweise heruntergehoben hat. "Damit waren wir ziemlich flexibel", sagt Rödl.
Die Corona-Pandemie und der große Aufwand haben dazu geführt, dass die Arbeiten an der Unteren Saline deutlich länger gedauert haben, als ursprünglich geplant. Weil an der Unteren Saline aber kein Termindruck bestanden hat, war das für den Bauleiter nicht weiter schlimm. Wichtiger sei, dass es gelungen ist, den Kostenrahmen von einer Million Euro einzuhalten.
Die Untere Saline: Dachsanierung, Geschichte und die älteste erhaltene Sudpfanne in Süddeutschland
Dach Der Freistaat hat in zwei Etappen die Dächer und die Fenster an der Unteren Saline instandgesetzt: 2009 waren die ehemaligen Meister- und Inspektorenwohnungen sowie das Sudhaus an der Reihe. Kosten: 360 000 Euro. Seit Ende 2017 bis heute wurde das Dach des Nordflügels mit Werkstatt, Kesselbau und Wäscherei für 800 000 Euro instandgesetzt. Direkt im Anschluss hat auch der Kopfbau für 200 000 Euro ein neues Dach bekommen. Zudem wurden die Fenster in den Gebäudeteilen wiederhergerichtet.
Geschichte Die Untere Saline ist seit dem 9. Jahrhundert Salzgewinnungsstandort. Die heutige dreiflügelige Anlage entstand größtenteils ab 1788 unter dem Würzburger Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim. In der Unteren Saline befindet sich laut Stadtarchiv die älteste original erhaltene Sudpfanne Süddeutschlands. Der Komplex wurde immer wieder umgebaut und erweitert. 1968 wurde zum letzten Mal Salz gesotten. Danach nutzte die damals staatliche Bäderverwaltung OHG die Untere Saline als Wäscherei und Werkstatt.Seit 1999 steht der Komplex inzwischen leer, lediglich ein kleiner Teil wird noch als Lager genutzt. Das Ensemble ist denkmalgeschützt .