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Hammelburg
Uniform statt Anzug
Die Zeitenwende beschäftigt Bundeswehr und Gesellschaft seit Jahren, spätestens aber seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Ziel der Zeitenwende ist es, die deutsche Armee...
Die Teilnehmer wurden nicht mit Samthandschuhen angefasst. Sie mussten das Gleiche leisten wie Soldaten, denn die Erfahrung „Bundeswehr“ soll echt sein.          -  Die Teilnehmer wurden nicht mit Samthandschuhen angefasst. Sie mussten das Gleiche leisten wie Soldaten, denn die Erfahrung „Bundeswehr“ soll echt sein.   
Foto: Benjamin Bendig | Die Teilnehmer wurden nicht mit Samthandschuhen angefasst. Sie mussten das Gleiche leisten wie Soldaten, denn die Erfahrung „Bundeswehr“ soll echt sein.   
Redaktion
 |  aktualisiert: 04.02.2025 01:06 Uhr

Die Zeitenwende beschäftigt Bundeswehr und Gesellschaft seit Jahren, spätestens aber seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Ziel der Zeitenwende ist es, die deutsche Armee kriegstüchtig zu machen. Dies ist aber nicht alleine durch die Bundeswehr zu stemmen, hierfür braucht es die Gesellschaft, wie Generalleutnant Alfons Mais, der Inspekteur des Heeres , bei seinem Besuch der Dienstlichen Veranstaltung zur Information (InfoDVag) ziviler Führungskräfte laut Pressemitteilung bestätigte. Die Infanterieschule führte gleich zwei dieser einwöchigen Veranstaltungen im Juli durch. Die militärische Führung des Heeres nahm dies zum Anlass, der Infanterieschule gleich mehrere Besuche abzustatten.

Die insgesamt 52 „ Rekruten “ waren in diesem Fall keine gewöhnlichen Rekruten , wie Brigadegeneral Michael Matz , Kommandeur Infanterieschule und General der Infanterie, beschrieb: „Sie als Teilnehmer sind unsere Multiplikatoren. Führungskräfte aus der zivilen Wirtschaft, Vertreter der Politik bis auf Bundesebene, Vertreter des öffentlichen Rechts und hohe Beamte verschiedener Behörden. Sie sind für eine Woche zu uns gekommen, um sich einen Einblick in die Streitkräfte geben zu lassen. Sie sind zu uns gekommen, um im Anschluss an diese Veranstaltung aussagekräftig zu sein, und vor allem sind Sie hier hergekommen, weil Sie selbst persönliches Interesse an uns, der Bundeswehr , haben. Wir sind Ihnen dafür zu großem Dank verpflichtet und sind froh, dass wir so gemeinsam unseren Teil zur Zeitenwende beitragen können.“

Die Teilnehmer zeigten sich beeindruckt davon, welche Aufmerksamkeit ihnen zuteil wurde, denn neben dem Inspekteur des Heeres , Generalleutnant Alfons Mais, waren viele weitere hochrangige Führungspersönlichkeiten der Bundeswehr vor Ort. Absicht war es, ein möglichst gutes und komprimiertes Bild der Streitkräfte zu liefern. - „Gut investierte Zeit“, wie Generalleutnant Mais anmerkte, denn nur durch „aktives Tun der Truppe“ gelinge die Zeitenwende.

Genauso spannend wie die Referenten vortrugen, gestaltete sich der Dienstplan der Veranstaltung. Bereits der Empfang der Bekleidung, das Beziehen der Stuben und das Herstellen des militärischen Anzugs stellte für die Teilnehmer ein Highlight dar, denn wann hat man die Möglichkeit, sich in einer Uniform der Bundeswehr in ganz offiziellem Rahmen zu präsentieren?

Feldbluse statt Hemd, Feldhose statt Anzughose und Stiefel statt Halbschuhe, garniert mit der Feldmütze ging es für die angehenden Soldaten bereits zur Anzugkontrolle, denn die Begrüßung durch Brigadegeneral Matz stand unmittelbar bevor. So hieß es das erste Mal „Stillgestanden!“, während die Ausbilder mit kritischem Blick den Anzug der Teilnehmer überprüften. Es wurde „gezuppelt“, moniert und Mängel wurden abgestellt - alles mit dem nötigen Ernst und einem gewissen Augenzwinkern der Ausbilder. Nach der Begrüßung durch den Kommandeur der Infanterieschule übernahm der Hörsaalleiter Oberstleutnant Marcus Wischnewski und wies die Teilnehmer in den Ablauf der Veranstaltung ein. Im Anschluss folgte der erste Unterricht: „Militärische Grundlagen“. „Es ist wichtig, von Beginn an einen einheitlichen Abholpunkt zu bilden, denn die Teilnehmer kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen und haben verschiedenste Wissensstände. Um jeden auf der Reise durch das Militär mitzunehmen, beginnen wir bei den Grundlagen“, erläuterte der Hörsaalleiter.

Danach wurde es deutlich praktischer, denn der Formaldienst für das am ersten Abend in Thüngen stattfindende Gelöbnis stand an: Militärische Antreteformationen, Richtübungen und der Marsch im Gruppen- und Zugrahmen waren der Schwerpunkt des ersten Nachmittags – gänzlich fremd für die meisten der Teilnehmer, denn die wenigsten haben Vorkenntnisse, etwa durch eine Allgemeine Grundausbildung.

Angekommen am sogenannten „Planplatz“, säumten bereits einige Interessierte das militärische Zeremoniell, bis zum Beginn des Gelöbnisses hatte sich der ganze Platz gefüllt. Die Aufregung in den Reihen der Teilnehmer war deutlich spürbar – doch das gemeinsame Vorüben mit dem sogenannten „Ehrenzug“, einer speziellen Formation von Soldaten bei feierlichen Anlässen und zum Geleit der Truppenfahne, schaffte Handlungssicherheit. Auch das Heeresmusikkorps Veitshöchheim war bereits eingetroffen, um das Gelöbnis musika-lisch zu begleiten.

Keineswegs störend befanden es die Anwohner, wie sich ein älterer Herr mit fränkischem Akzent unter nickender Zustimmung der um ihn herum befindlichen Gäste äußerte: „Die Bundeswehr hat no kem was gschad! Schö´, dassa da seid und danke euch, macht des doch öfter! Da würd ma uns freu’!“ Auch der Bürgermeister, Lorenz Strifsky (Thüngen), fand Worte des Lobes und Dankes: „Es ist keine Selbstverständlichkeit in der heutigen Zeit, in der die Welt aus den Fugen zu geraten scheint, zur Bundeswehr zu gehen, umso mehr gilt mein Dank denjenigen, die für Freiheit, Menschlichkeit und Frieden eintreten. Dass wir uns hier heute an unserem altehrwürdigen Planplatz befinden, soll Dank, Anerkennung und Wertschätzung gegenüber Ihnen ausdrücken!“ Oberstleutnant Andreas Eichhorn hielt während des seit langem ersten öffentlichen Gelöbnisses eine Rede, die das aussprach, was in den Köpfen vieler Soldaten vorgeht: „Die Barbarei ist spätestens mit dem völkerrechtswidrigen Angriff Putins auf die Ukraine nach Europa zurückgekehrt und hat die Debatte um die Kriegstüchtigkeit unserer Armee schneller denn je in unsere Köpfe katapultiert.“ Eben diese Kriegstüchtigkeit solle gemäß dem Generalinspekteur , General Carsten Breuer, bis 2029 sichergestellt werden.

Ein jedes Gelöbnis erreicht seinen Höhepunkt mit den Worten: „Soldaten, sprechen Sie mir nach!“, denn das ist der Zeitpunkt, an dem die angehenden Soldaten geloben, das Recht und die Freiheit des Deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. Nachdem die Soldaten diesen Schwur geleistet haben, folgt die Verleihung der Dienstgrade. Anders als bei gewöhnlichen Gelöbnissen steigen die Teilnehmer mit dem temporären Dienstgrad „Oberleutnant“ ein - temporär, da sie diesen am Ende des Lehrgangs wieder abgeben mussten. red

 
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