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Steinach an der Saale
Und der Kaktus sticht, sticht, sticht
Der Heimatverein hat heuer sein Publikum mit nach Mexiko genommen getreu dem Motto: "Stänich geht schteil - im Mexican Style".
Eulenspiegel Friedolin von Freien Boten (Andreas Freibott) hatte sich in diesem Jahr passend zum Thema als Kaktus verkleidet. Genussvoll las er seinen Mitbürgern die Leviten.  Foto: Björn Hein       -  Eulenspiegel Friedolin von Freien Boten (Andreas Freibott) hatte sich in diesem Jahr passend zum Thema als Kaktus verkleidet. Genussvoll las er seinen Mitbürgern die Leviten.  Foto: Björn Hein
| Eulenspiegel Friedolin von Freien Boten (Andreas Freibott) hatte sich in diesem Jahr passend zum Thema als Kaktus verkleidet. Genussvoll las er seinen Mitbürgern die Leviten. Foto: Björn Hein
Björn Hein
 |  aktualisiert: 19.08.2022 01:50 Uhr
Der Stänicher Büttenabend bietet in jedem Jahr immer ein ganz besonderes Ambiente. Ein echter Hingucker war für die Besucher im Foyer aufgebaut worden, eine Western-Bar, die gleich in das Thema einführte. Heuer ging die Reise nach Mexiko, getreu dem Motto: "Stänich geht schteil - im Mexican Style". Ganz auf das Mottoabgestimmt war auch die Henneberg-Halle und die Speisen, sowie das Bühnenild. Mit dem Büttenabend wurde die Stänicher Fosenochts Saison 2018 eingeläutet.
Unter begeistertem Klatschen zog der Siebenerrat, angeführt vom Sitzungspräsidenten Andreas Alles ein, der die 5. Jahreszeit willkommen hieß.
"Humor, Show und Tequila erwarten sie heute - ganz im Mexican Style" begrüßte Andreas Alles die Gäste. Zu Beginn begeisterte gleich der Marschtanz der Garde des Heimatvereins mit akrobatischen Elementen. Dabei verzichteten die Tänzerinnen auf eine Trainerin, die jungen Damen hatten alles selbst einstudiert. Einen langen Weg - extra aus der Sonora-Wüste - hatte Eulenspiegel Friedolin von Freien Boten alias Andreas Freibott zurückgelegt, der als Kaktus verkleidet war. Mit einem Gedicht auf "spanisch" hieß er die Besucher willkommen, als er merkte, dass man ihn im Saal nicht verstand, hatte er wenig glorreiche Worte für die Zuschauer übrig: "Ihr könnt wohl ke spanisch, ihr Bauernpack!", frotzelte er. In gereimter Form erzählte er haarsträubende Geschichten und ließ das vergangene Jahr Revue passieren. Dabei blieben natürlich auch die Abgründe der Faschingsfeiern des vergangenen Jahres nicht unerwähnt, er pikste mit seinen heftigen humoristischen Stacheln aber auch Steinacher Originale. "Während man in Villarriba noch feiert, wird in Villabajo schon gereihert", geißelte er den oft heftigen Alkoholkonsum. Witzig nahm er das Dorfgeschehen aufs Korn, zu dem er oft deftige Worte fand - eine der Markenzeichen des Steinacher Eulenspiegels. Sein Rat bei den Faschingsfeierlichkeiten war der: "Nur nicht nüchtern bleiben".
Dass es auch der Nachwuchs auf dieser Welt nicht leicht hat, darüber wusste die "Generation Praktikum" zu berichten. Dominik Dünisch, Simon Koch und Theresa Elbert erzählten von ihren Erfahrungen. Ob beim Maler oder beim Arzt - für Praktikanten ist es nirgends leicht. Und wenn der Malermeister sagt, dass er aussieht wie ein Schwein, so sollte der Praktikant nicht sagen: "Das stimmt. Und voller Farbe sind sie auch noch". Sehr zur Freude des Publikums kalauerten sich die drei durch den Auftritt, und man merkte, dass sie viel Spaß auf der Bühne hatten.
Die "Illumina" unter Trainerin Vera Endres und Carmen Rottenberger entführten das Publikum nach Arabien und verzauberten mit ihrem phantasievollen Tanz. Zwischendurch unterhielt eine Mariachi-Band mit ihren feurigen südländischen Rhythmen das Publikum.
"Hausärztemangel auf dem Dorf - hier in Bad Bocklet gibt es so etwas nicht", kündigte Sitzungspräsident Andreas Alles die nächste Nummer an, die in Steinach bereits einen festen Platz hat. Nämlich die SteBra, deren Mitglieder aus Steinach und "Brach" kommen. Sie nahmen die Besucher mit in die Gesundheitspraxis nach Bad Bocklet, in der sich Haarsträubendes abspielte. So ließen die beiden Arzthelferinnen am Empfang jegliches Gefühl für Diskretion vermissen, und sei es nun der Privatpatient, den es im Schritt juckt, oder der von einem "Arschfurunkel" geplagte Herr Moriden: Mit ihrem lauten Organ sorgten die beiden Chaosschwestern dafür, dass auch jeder im Wartezimmer die kleinen Wehwechen seiner Mitmenschen mitbekam. Und natürlich wurden auch die jeweiligen Charaktere kräftig durch den Kakao gezogen. Von der fremdenfeindlichen Rentnerin, die ihrem Göttergatten das Leben zur Hölle macht bis hin zum jungen, dynamischen Arzt, der ein Frauenschwarm ist, wurden alle Klischees sehr zur Freude der Zuschauer ausgekostet. Am Ende hatten es die zwei Grazien am Empfang geschafft. Sie hatten alle Patienten hinaus geekelt, so dass sie sich für den Rest des Tages freinehmen konnten.
Faschingsfreunde aus Mosbach und Steinbach waren angereist. Ein musikalisches Highlight war der Auftritt der Kellersbachspatzen, die als Einwanderer ihrer eigenen Aussage nach von Mexiko mit dem Ruderboot nach Steinach gekommen waren. Natürlich verlangten sie lauthals nach "quatros tequilas", bevor sie mit ihrem Singspiel begannen. Bei einer solchen "mexikanischen Invasion" war Donald Trump (Gerhard Dünisch) nicht weit, der kräftig über die vier Mexikaner herzog. Natürlich nahmen die Kellersbachspatzen auch die Lokalpolitik aufs Korn und sangen über den Bürgermeister, dass er mit seinen "black soldiers" im Rathaus nun die Mehrheit hält. "Jetzt senn mir dro", so der Kehrvers eines Songs. Beim "Viva la Mexico" klatschten dann alle ausgelassen mit.
Multimedial war wieder einmal der "Stänich-Report", der anhand von Videos zeigte, was sich so alles im vergangenen Jahr in der Marktgemeinde getan hatte. Natürlich wurde der "Wellness-Wald", der aus Bad Bocklet gefordert worden war, kräftig veralbert, Jacqueline Dünisch und Liane Benkert brillierten dabei in ihrer Rolle als "Klaus Kleber" und "Gundula Gause". Für die technische Umsetzung der mulitmedialen Show hatte Andreas Freibott gesorgt.
Fehlen durfte auch das Schunkelmedley von Frank Schmitt nicht, das BGS-Männerballett der Biergenossen Steinach entführte unter Trainerin Tanja Endreß nach Malle. Zwei Handwerker berichteten aus ihrem stressigen Leben und Tanzmariechen Marie Dünisch-Burger unter Trainerin Janina Dünisch zeigte ihre überragenden Tanzkünste. Frank Schmitt und Michael Balling berichteten im Auftritt "Bierzeitung" über das Dorfgeschehen und die "Goldene Gurke" wurde in diesem Jahr ebenso verliehen. Die Showtanzgruppe des Heimatvereins unter den beiden Trainerinnen Liane Benkert und Jacqueline Dünisch hatte sich ganz dem Thema "Schuh des Manitou" gewidmet und begeisterten auch mit ihrer phantasievollen Kostümierung. Auch der Sessionsorden des Fastnachtsverbands Franken wurden in Steinach verliehen. In diesem Jahr freuten sich Tanja Endres und Michael Lorenz über diese besondere Auszeichnung.

Beim "Stänicher Büttenabend" sind nicht nur rund 100 Darsteller mit dabei, sondern auch in der Maske, in der Technik und bei der Bewirtung braucht es viele fleißige Helfer, so dass in diesem Bereich noch einmal an die 40 Personen zusätzlich benötigt werden. "Bei uns klappt aber alles reibungslos, jeder ist mit viel Freude dabei", sagt der Vorsitzende des Heimatvereins, Frank Schmitt. Mitmachen könne hier jeder, neue Ideen seien stets willkommen. "Wir sind eine sehr junge Truppe, auch der Nachwuchs ist bei den Auftritten immer stark vertreten. Dabei kann jeder das auf der Bühne machen, was er will. Nichts wird zensiert", so Schmitt. Dies mache auch das besondere Flair des Büttenabends hier aus. Die Proben für den Büttenabend in Steinach laufen bereits sehr früh im Jahr an, ab September proben die Garden, der Rest beginnt im November. Beispielsweise beim "Stänich-Report" ist man für die Außenaufnahmen aber schon im Sommer aktiv, berichtet Schmitt. Dass sich die vielen Vorbereitungen und die Liebe zum Detail auch in diesem Jahr gelohnt haben, zeigte das phantasievolle Programm, das die Besucher faszinierte. Mit großem Applaus wurden die einzelnen Auftritte bedacht, die Zuschauer hatten sichtlich Spaß an beiden Abenden.
 
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