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Bad Brückenau
Umfrage: Einen Tag lang Bundeskanzler sein ...
Nicht das richtige Programm dabei? Experten der Universität Würzburg erklären, wie der Weg zur Wahl-Urne klappt.
Der Aufruf zu wählen erreicht längst nicht jeden. Regina Renner und Frank Schwab von der Uni Würzburg erklären, wie man sich auf eine Bundestagswahl am besten vorbereitet. Fotos: Steffi Elm       -  Der Aufruf zu wählen erreicht längst nicht jeden. Regina Renner und Frank Schwab von der Uni Würzburg erklären, wie man sich auf eine Bundestagswahl am besten vorbereitet. Fotos: Steffi Elm
| Der Aufruf zu wählen erreicht längst nicht jeden. Regina Renner und Frank Schwab von der Uni Würzburg erklären, wie man sich auf eine Bundestagswahl am besten vorbereitet. Fotos: Steffi Elm
Stephanie Elm
 |  aktualisiert: 19.08.2022 10:10 Uhr
Ist für die Bundestagswahl eigentlich alles klar? Sind alle Zeitungen gewälzt und alle Expertenrunden angeschaut worden, um die richtige Wahl zu treffen? Und wie kann man eigentlich sicher sein, sich richtig informiert zu haben? Genau das ist das Problem von Julian Perlitz und seinen Freunden Ingo Pelikan und Felix Buchspies. Die drei wissen, was sie wollen - nämlich nicht wählen.

Die Politik kann sie mit ihren derzeitigen Inhalten nicht begeistern: "Da ist nichts für uns dabei." Aber wenn das Trio die Möglichkeit hätte, einen Tag lang Bundeskanzler zu sein, oha! "Wir würden wenigstens mal testen, was einen Tag freier Cannabis-Verkauf bringt." In jeder Hinsicht sei dies von Vorteil für die deutsche Bevölkerung: Steuereinnahmen, Hilfe bei Krankheiten, Rückgang der Kriminalität und wenn Hanf auch in Deutschland angebaut werden würde, würde es noch für Arbeitsplätze sorgen.

"Bevor ich was sage, informiere ich mich", unterstreicht Julian Perlitz seine Aussagen: "Internet, N24, NTV, Zeitung. Aber man kann ja Fake-News von Nicht-Fake-News fast gar nicht unterscheiden." Der Mensch höre sowieso "nur, was er hören will", bemängelt er, wie mit Medieninformationen umgegangen wird. So bekommt man in fünf Minuten in der Brückenauer Fußgängerzone Erkenntnisse aus mehreren Jahren Forschung gespiegelt.


Experten der Uni Würzburg

Aus den Bereichen Politik und Medienpsychologie an der Würzburger Universität haben zwei Experten der Saale-Zeitung Rede und Antwort gestanden. Medienkompetenz ist aus ihrer Sicht von zentraler Wichtigkeit. Für Regina Renner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft und Systemlehre an der Universität Würzburg, ist dies in den letzten Jahren leider "verschlafen worden. Schon in der Schule gibt es Nachholbedarf an politischer Bildung und Medienkompetenz", so die Würzburgerin. Da heißt es für den mündigen Bürger: selbst tätig werden. Lernen und sich auseinandersetzen - "das braucht natürlich Zeit, aber die sollte man sich nehmen".

Auf jeden Fall solle man "mehrere Quellen heranziehen und prüfen", sonst "tendiert man dazu, die Informationen zu suchen, die die bereits bestehende Meinung bestätigen".


Mehrere Quellen nutzen

"Defensive Selektivität" nennt dies Frank Schwab. "Der Mensch ist nicht geneigt, sich einer kognitiven Dissonanz auszusetzen. Es knirscht im Kopf, wenn widersprüchliche Informationen da sind", so der Inhaber des Lehrstuhls für Medienpsychologie. "Aber das ist genau das, was man aushalten sollte", empfiehlt er, mehrere Quellen zu nutzen und Informationen immer "gegenzuchecken".

Dabei sei es nicht so relevant, ob die Information aus einer Printzeitung oder aus sozialen Netzwerken bezogen wird. Sofern Texte sprachlich gut formuliert, mit Bildmaterial versehen sind und andere Quellen für eine mögliche weitere Recherche angeben, seien dies wichtige Kriterien für vertrauenswürdige Informationen. Bei aller professionellen Recherche und Ausarbeitung - man müsse sich darüber bewusst sein, dass "keine Medien die Realität da draußen zu 100 Prozent abbilden, das muss der Bürger medienkompetent einplanen" .


Umfrage in der Innenstadt

Das Phänomen "Infotainment" ist eng mit dem Bauchgefühl verbunden. Es galt als erwiesen, dass man sich im Unterhaltungssegment "nicht in die Tiefe mit Informationen" beschäftigte, so Frank Schwab. Doch neuere Studien haben herausgefunden, dass die unterhaltsame Aufbereitung wie in der "heute show", "extra3" oder "Die Anstalt" hier "eher zuträglich ist". Grund ist, dass man sich "besser informiert, sonst ist es nicht so witzig", so Schwab.

Ausgleichende Gerechtigkeit wäre das Wahlkampfthema, wenn es nach den Antworten einer Umfrage in der Bad Brückenauer Fußgängerzone geht. "Für einen Tag Bundeskanzler: Was würden Sie tun?"
 
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