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Garitz
Überraschung an der Garitzer Kreuzung
Niemand hatte das mehr auf dem Schirm: Im Boden des Spielplatz-Geländes wurde 1979 eine Kiste versenkt, mit Fotos und Infos zum 110-jährigen Jubiläumsfest der Feuerwehr. Bauarbeiter haben sie jetzt ausgegraben und hatten zunächst keine Ahnung, was sie da gefunden haben.
Bauarbeiter haben bei den vorbereitenden Maßnahmen zum Bau des Garitzer Kreisels eine Kupferkiste gefunden und geöffnet.       -  Bauarbeiter haben bei den vorbereitenden Maßnahmen zum Bau des Garitzer Kreisels eine Kupferkiste gefunden und geöffnet.
Foto: Oliver Koch | Bauarbeiter haben bei den vorbereitenden Maßnahmen zum Bau des Garitzer Kreisels eine Kupferkiste gefunden und geöffnet.
Klaus Werner
 |  aktualisiert: 09.02.2024 12:39 Uhr

Bei den vorbereitenden Baumaßnahmen an der Garitzer Kreuzung wurde bei Grabungsarbeiten auf dem Spielplatzgelände die Stelle entdeckt, an der 1979 der Baum für den Garitzer Plantanz stand. Damals wurde das 110-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Garitz und das zehnjährige Bestehen der Jugendkapelle gefeiert. Ein Plantanz wurde unter der Leitung des damaligen Kommandanten Herbert Reichert organisiert.

Beim Plantanz gibt es Regularien, die sich von Ort zu Ort unterscheiden. S spricht man vom einem "Burschenplan", wenn nur unverheiratete Burschen und Mädchen mitmachen dürfen. Die Ausrichtung und Durchführung bleibt auch in den Händen der "Burschen", wenn der Plantanz innerhalb von 25 Jahren wieder einstudiert und aufgeführt wird. Wenn die Zeit ungenutzt verstrichen ist, dann kann die Tradition als "Männerplan" von verheirateten Paaren weitergeführt werden.

In Garitz war es 1979 ein "Männerplan", für das man 17 miteinander verheiratete Paare gewinnen konnte. Im Rahmen der Festvorbereitung studierten die Paare über mehrere Monate die drei Tänze Polka, Walzer und Rheinländer unter der Regie des Tanzlehrerehepaares Jägers ein, um diesedann beim Fest zu präsentieren.

Das mehrtägige Programm bestand aus einem Festgottesdienst mit Ehrenabend im Mai. Eine Woche später wurde der 52 Meter hohe Baum geholt, geschmückt und mit Hilfe eines Spezialkranes am "Plätze" aufgestellt. An diesem Tag wurde auch der Plantanz unter dem Baum aufgeführt. Den Abschluss bildete ein dreitägiges Fest mit einem umfangreichen Programm auf dem Spielplatz an der Garitzer Kreuzung, der damals noch der Festplatz der Garitzer war und wo ein 2000-Personen-Zelt auf die 17 Planpaare und zahlreiche Gäste wartete.

Umzug, Empfang durch Oberbürgermeister Dr. Hans Weiß, Heimatabend, Plantanz der Paare und verschiedene Aktionen von Volkstanzgruppen sorgten für eine sehr gute Resonanz. Für Umsatz sorgten 146 Hektoliter Bier , die getrunken wurden - hinzu kamen Schweinshaxen, Zwiebelbraten, Kesselfleisch und Pizza. Mit dem Erlös des Fests konnte damals ein neues Mehrzweckfahrzeug sowie ein Ölschadensanhänger angeschafft werden.

Einige Zeit nach dem Fest wurde der Planbaum gefällt und die Grube verschlossen, jedoch wurde vorher eine Kupferkiste darin versenkt, in der ein Festkleid der Damen, zwei Flaschen Schnaps , Saale-Zeitung, Mainpost und Bildzeitung mit entsprechenden Meldungen, eine Kassette und eine Mappe mit Informationen eingelötet worden war.

Die Bauarbeiter haben die Kupferkiste jetzt entdeckt und auch geöffnet. Der Vorgang wurde vom Garitzer Oliver Koch bemerkt, der die Situation sofort erkannte, aufklärte und die Kupferkiste in Sicherheit brachte. Mittlerweile befindet sie sich im Garitzer Feuerwehrhaus. Obwohl die Garitzer Vereine das Jahr 2004 für den nächsten Plantanz im Hinterkopf hatten, ist daraus nichts geworden. Vielleicht ist das Auffinden der "Zeitkapsel" eine Anregung für die Garitzer Vereine, die Tradition im kleineren Umfang wiederzubeleben.

Geschichte:

Der Begriff Plantanz leitet sich ab vom Tanz auf dem Plan bzw. auf dem Platz, der einst im Rahmen von Kirchweihfeiern aufgeführt wurde. Dazu wurde meist eine hohe bzw. verlängerte Fichte als Zentrum für den Plantanz genommen, die mit Muskel- und Pferdekraft vorbereitet, mit farbigen Bändern und Girlanden dekoriert und aufgestellt wurde. Drumherum war dann die Tanzfläche, teilweise sogar als Holzpodium. Die Planburschen- oft in Frack und Zylinder und einem kleinen Rosmarinsträußchen im Knopfloch - und die Planmädchen in ihren Festkleidern erfüllten vorgeschriebene Regeln, wobei sich zusammen mit den Dorfbewohnern und den Gästen ein buntes, feucht-fröhliches Treiben entwickelte.

 
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