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Morlesau
Übernachten in einem historischen Feuerwehrauto aus Morlesau
Anfang November wurde ein knapp 60 Jahre altes Feuerwehrauto aus Morlesau versteigert. Der neue Besitzer will den Oldtimer zum Übernachtungswagen umbauen. Wie das funktioniert.
Altes Feuerwehrauto Morlesau       -  Wildparkbesitzer Marcus Rügamer (rechts) holte das alte Einsatzfahrzeug mit einem Abschleppwagen in Morlesau ab.
Foto: Milena Meder | Wildparkbesitzer Marcus Rügamer (rechts) holte das alte Einsatzfahrzeug mit einem Abschleppwagen in Morlesau ab.
Milena Meder
 |  aktualisiert: 30.01.2025 02:42 Uhr

10.511 Kilometer hat der alte LF8 Hanomag Kurier L aus Morlesau auf dem Tacho. Ursprünglich gekauft hat ihn die Firma Kugelfischer vor knapp 60 Jahren für ihre Werksfeuerwehr im Werk Hammelburg.

Im Jahr 1988 wurde das Einsatzfahrzeug dann an die Feuerwehr Morlesau/Ochsenthal übergeben. Jetzt, Anfang November 2024, wurde es an einen Wildparkbesitzer in Bad Mergentheim versteigert. 

Den Oldtimer zum Übernachtungsfahrzeug umbauen

"Ich nutze solche Fahrzeuge gerne, um ihnen neues Leben einzuhauchen", erzählt Marcus Rügamer, dem der alte LF8 nun gehört. Aus dem Oldtimer aus Morlesau möchte er ein Übernachtungsfahrzeug machen. Heißt: In Zukunft können Interessierte das alte Einsatzfahrzeug bei ihm im Wildpark mieten.

Altes Feuerwehrauto Morlesau       -  Der alte Einsatzwagen der Feuerwehr Morlesau/Ochsenthal wurde Anfang November versteigert.
Foto: Milena Meder | Der alte Einsatzwagen der Feuerwehr Morlesau/Ochsenthal wurde Anfang November versteigert.

"Mir gefallen so alte Dinger, die sind einfach urig", berichtet er. Neben dem alten Hanomag habe er sich deshalb schon einen alten Transit und einen VW LT zugelegt.

Die Schnauze des Morlesauer Einsatzfahrzeugs erinnert ihn an seine Jugend, "ich fand ihn ziemlich cool", erklärt er sein Angebot bei der Auktion. In seiner eigenen Schreinerei und Zimmerei möchte der Bad Mergentheimer den Wagen jetzt zu einem Fahrzeug für Übernachtungen umbauen lassen. "Er bekommt eine Holzverkleidung, ein Bett und einen kleinen Tisch", erzählt er weiter. Außen möchte Rügamer so wenig wie möglich ändern. "Das alte Hoheitszeichen muss aber weg, das ist Vorschrift." 

Einsatzwagen in verhältnismäßig gutem Zustand

Den Aufwand für den Umbau könne er noch nicht abschätzen, "das sehe ich dann, je nachdem, wie es mir gefällt." Rund 10.000 Euro wird er aber auf jeden Fall noch in das historische Fahrzeug investieren müssen. Trotzdem sei der LF8 für seinen Zustand verhältnismäßig günstig gewesen.

Bis auf minimale Lackschäden, Rückbauspuren, Dellen und Roststellen sowie ein defektes Gehäuse der Blinkleuchten an der vorderen linken Seite habe er nur wenige Schäden. Aber: Da das Fahrzeug seit vielen Jahren nicht mehr in Betrieb genommen wurde, sollte aufgrund der langen Standzeit vor dem Start auch der Motor überprüft und gewartet werden.

Auktion mit 6255 Euro beendet

Beendet wurde die Auktion am 4. November mit  6255 Euro. "Was ich so sehe, macht einen sehr guten Eindruck", sagt Rügamer. Ob der Wagen nochmal TÜV bekomme, müsse er allerdings schauen, aber "ein bisschen Risiko hat man ja immer, wenn man sowas macht."

Für den Fall, dass das alte Fahrzeug nicht mehr zugelassen werde, habe er aber auch schon einen Plan. Dann steht der Hanomag, so der Wildparkbesitzer, einfach fest im Wildpark zur Miete, anstatt wie ein Wohnmobil genutzt werden zu können. "Ich hoffe, Anfang März hab ich ihn soweit fertig, kommt aber natürlich darauf an, wie schnell alle sind."

Die Geschichte des Morlesauer Einsatzwagens

Eingelagert war der alte LF8 Hanomag Kurier L aus Morlesau jahrelang in einer Scheune neben dem Feuerwehrhaus. Nachdem das Gebäude jetzt allerdings umgebaut werden soll und der Platz benötigt wird, sei beschlossen worden, das Fahrzeug zu verkaufen. "Für die Feuerwehr ist der Wagen nicht mehr zeitgemäß, weshalb er bereits 2002 ersatzbeschafft worden ist", erzählt Gerätewart Alexander Dangel. 

Altes Feuerwehrauto Morlesau       -  Ein Blick in den Innenraum des alten Einsatzwagens.
Foto: Milena Meder | Ein Blick in den Innenraum des alten Einsatzwagens.

Seine letzte Fahrt hatte der Oldtimer laut Fahrtenbuch am 31. Dezember 2001, wobei er auch 2003 beim Jahrhunderthochwasser noch einmal im Dienst war. Beschafft hat das Fahrzeug 1965 ursprünglich die Firma Kugelfischer für ihre Werksfeuerwehr im Werk Hammelburg.

Verschrotten stand nicht zur Debatte

"Laut dem vorliegenden Fahrtenbuch wurde das Fahrzeug am 1. August 1965 bei der Firma ARVE Fahrzeugbau in Springe bei Hannover abgeholt", berichtet Dangel. Knapp zwanzig Jahre später, am 19. Dezember 1988, wurde es dann an die Feuerwehr Morlesau/Ochsenthal übergeben.

Gerne hätte die Feuerwehr den Einsatzwagen behalten und selbst restauriert. "Da hätten wir aber einfach zu viel reinstecken müssen", erklärt erster Kommandant Mario Messner. Verschrotten sei aber keine Option gewesen. "Dann hätten wir alles versucht, ihn irgendwie behalten zu können." 

Die Fahrzeugdaten: 

  • Hubraum: 1784 Kubikzentimeter
  • Leistung: 60 KW / 82 PS
  • Kraftstoff: Benzin
  • Getriebe: Schaltgetriebe
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 4150 Kilogramm
  • Leergewicht: 2150 Kilogramm
  • Sitzplätze: 9 Personen inklusive Fahrer
  • keine Funkausstattung
  • Früher Kennzeichen: HAB-N710 (Kugelfischer) und KG-2208 (Feuerwehr Morlesau/Ochsenthal)

Aus einem Werbeprospekt der Hersteller

In einem Werbeprospekt schrieb die Firma ARVE Fahrzeugbau damals: "Der geräumige Mannschaftsraum ist ganz auf Zweckmäßigkeit eingerichtet." Durch zwei breite Türen könne die Löschgruppe schnell und bequem von beiden Seiten einsteigen.

Die Sitzbänke wurden als Kästen gearbeitet. "Hierin lassen sich noch viele Gerätschaften unterbringen. Fächer über der hinteren Sitzbank nehmen Atemschutzgeräte, Sanitätskästen und Werkzeuge auf." Trockenlöschgeräte und Handfeuerlöscher waren ebenfalls griffbereit angebracht. 

Die Besonderheit an dem LF8

Das damals Besondere an dem Oldtimer: die verdeckte Motorspritze. "Anschlüsse für Schläuche und Bedienungshebel sind durch den Kühlergrill und die Stoßstange vor Verschmutzung und Beschädigung geschützt", heißt es in dem Prospekt. Die Einbaupumpe sauge das Wasser aus einem natürlichen Gewässer oder Brunnen durch den Ansaugschlauch an.

Je nach Bedarf konnten zwei Druckschläuche zur Brandbekämpfung angeschlossen werden. "Sie hat eine Leistung von 1600 Liter pro Minute bei 80 Meter Wassersäule (8 Bar Überdruck)." Als besonders vorteilhaft erwiesen habe sich außerdem die nach oben öffnende Heckklappe. "Während der Fahrt kann sie sich nicht selbstständig öffnen. Auf schmalen Straßen ober bei Waldbränden wird kein Platz für den seitlichen Umschlag benötigt", erklärt die Firma. 

 
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