Die Sperrung des Bahnübergangs Westheimer Straße in Westheim vom Ende Juli bis Mitte September wegen Bauarbeiten - anders als vor zwei Jahren wurde sie zumindest angekündigt. Das ist aber das einzige, was Monika Horcher zufriedenstellt. Wie viele im Hammelburger Stadtteil fragt sich die Grünen-Stadträtin: Warum wird ein Bahnübergang, der kürzlich komplett erneuert wurde, wieder angefasst? Und wie kommen die Menschen aus Westheim fort und wieder hin?
Im Hammelburger Stadtblatt war kürzlich zu lesen, dass in Westheim „eine Erneuerung der Gleise sowie Bahnübergangs-/Fußübergangswegen durchgeführt“ wird - und zwar vom 26. Juli bis 21. September 2024. In diesem Zeitraum sei auch mit Nachtarbeiten zu rechnen. Sonn- und Feiertagsarbeit finde an den Sonntagen ab 28. Juli bis 15. September sowie an Maria Himmelfahrt (15. August) statt.
Keine Hintergründe im Hammelburger Stadtrat
Warum der gerade vor zwei Jahren erneuerte Kreuzungspunkt zwischen Saaletalbahn und Westheimer Straße erneut Baustelle wird, erschließt sich aus der Ankündigung nicht. Dort heißt es nur: „Die Arbeiten dienen dem öffentlichen Interesse und werden unter Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen durchgeführt."
Besucher der Stadtratssitzung am 3. Juli wurden in der Sache leider nicht schlauer. Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) verkündete zwar die Eckdaten und dass wohl 40 Arbeitskräfte pro Schicht tätig seien. Details zum Bauablauf blieb er aber mit Verweis auf die Bahn als Auftraggeber schuldig. Eine weitergehende Information sei in Vorbereitung.
Gleissanierung an Saaletalbahn wird fortgesetzt
Für mehr Erleuchtung sorgt ein Anruf bei der ausführenden Baufirma, der Strabag Rail GmbH. Ab Ende Juli werde die Gleissanierung der Bahnstrecke Gemünden - Bad Kissingen zwischen Gräfendorf (Landkreis Main-Spessart) und Elfershausen fortgesetzt, heißt es von dort. Das bedeute, dass auf großen Abschnitten Schienen und Schwellen ausgetauscht würden. Der darunterliegende Schotter werde gereinigt, in den Bahnhöfen vollständig ersetzt.
Bekanntlich wurde früher schon die Strecke zwischen Hammelburg und Morlesau erneuert; jetzt seien die Abschnitte von Gräfendorf bis Morlesau sowie zwischen Hammelburg Am Bahnhof und Elfershausen an der Reihe. In den Bahnhöfen Hammelburg und Gräfendorf würden beide Gleise getauscht, im Haltepunkt Elfershausen eines.
Übergänge in Hammelburg, Diebach und Elfershausen bleiben geöffnet
Natürlich wird während der Bauzeit die Bahnstrecke außer Betrieb genommen und wahrscheinlich ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Der Übergang der B27 über die Gleise in Hammelburg bleibt während der Bauarbeiten geöffnet. Die Schrankenanlage schließt nach Angaben der Baufirma lediglich, wenn sogenannte Logistikzüge, also Bauwagen dort durchrollen. Fußgänger und Autofahrer würden keinen Unterschied zu jetzt merken, wo noch Linienverkehr ganz normal den Bahnübergang passiere.
An den Übergängen in Diebach (Häfnerstraße) und Elfershausen (August-Ullrich-Straße) hingegen bleiben die Schranken während der Bauphase die ganze Zeit außer Betrieb und geöffnet. Dort sichert die Baufirma jeweils mit eigenem Personal ab, wenn dort Logistikzüge durchmüssen. Fußgänger-Querungen - wie der am Haltepunkt Hammelburg-Ost - bleiben in den Bauabschnitten in der gesamten Bauzeit komplett gesperrt.
Der Bahnübergang in Westheim ist laut Strabag Rail ein Sonderfall. Dort müssen auf einer Länge von 40 Metern die Schienen noch einmal ausgewechselt werden. Nacharbeiten an der Entwässerung seien notwendig.
Monika Horcher: Nachfragen sind unmöglich
All diese Informationen liegen Monika Horcher nicht vor, als sie dem Reporter dieser Redaktion am Abend der Stadtratssitzung ein Schreiben in die Hand drückt. Darin kritisiert sie, dass keine Hintergründe der Arbeiten im Stadtblatt oder anderswo veröffentlicht wurden. Eine verantwortliche Stelle bleibe ungenannt; Nachfragen seien unmöglich.
Fragen stellen sich viele: Wird der Übergang komplett, auch für Fußgänger und Radfahrer, gesperrt? Wenn ja, gibt es anderswo eine Behelfsüberquerung? Im Stadtblatt steht, dass die Umleitung über die Westheimer Straße, die Elfershausener Straße und dann die Kreisstraße KG 36 sowie die Frankenstraße erfolgt.
Fragen nach Auswirkungen für Anwohner und Berufstätige
Welche Auswirkungen haben die Arbeiten auf Lebensqualität, Arbeitsabläufe, eine zumutbare Erreichbarkeit des Hammelburger Stadtteils mit Öffentlichem oder Schienennahverkehr, fragte Horcher weiter. Wie kommen zum Beispiel Berufstätige im Gewerbegebiet oder Menschen aus Feuerthal ohne große, teils gefährliche Umwege ins Dorf Westheim hinein - oder wieder hinaus? Was ist mit Menschen mit körperlichen Einschränkungen? Schließlich führe die einzige richtige öffentliche Zufahrt in den Ort über den Bahnübergang.
Sollte es einen Schienenersatzverkehr geben - wo hält dann der Bus, fragt die Stadträtin weiter. Welche Strecke fährt der Schulbus? Gibt es einen zusätzlichen für diejenigen, die sonst mit der Bahn zu ihrer Bildungseinrichtung gelangen? Wie schaffen größere Fahrzeuge wie die Müllabfuhr und die Feuerwehr gegebenenfalls die 90-Grad-Kurve an der Ecke Westheimer/Elfershausener Straße? Wie bleibt letztgenannte Straße ohne größere Staus passierbar?
Alles in allem fällt Horcher ein wenig schmeichelhaftes Urteil: „Transparenz und Bürgerfreundlichkeit gehen wieder einmal die Saale hinab.“
