Erinnerungen an ihre aktive Dienstzeit als Feuerwehrfrau hat Sonja Schmitt kaum. Dafür aber etliche Fotos in ihrem Album. Auf den ersten Blick sind es stille Zeitzeugen, alte Fotos von Festen halt. Beim näheren Betrachten verraten sie jedoch so einiges. Unter anderem darüber, mit wem die Wollbacher Damengruppe 1971, vor genau 45 Jahren, startete.
Neun Frauen waren mit von der Partie: Ida Schmitt, Elfriede Kirchner, Hedwig Hanft, Hiltrud Metz, Sigrid Schmitt (heute Brehm), Beta May (heute Schneider), Monika Scheuplein, Marlene Wehner und Sonja Schmitt. Betreut wurden sie vom damaligen Kommandanten Helmut Metz, der 2015 gestorben ist, und dem damaligen Löschmeister Elmar Schmitt, Sonjas Ehemann.
Ins Vereinsleben eingebracht
"Wir waren für den Notfall geplant, wenn unsere
Männer auf Arbeit waren", erinnert sie sich. Etliche Feuerwehrdamen arbeiteten zu dieser Zeit im Thermostat-Betrieb in der Schulstraße, waren somit vor Ort, wenn es denn mal brannte. "Doch so viele Einsätze hatten wir nicht. Damals ist halt weniger passiert als heute", sagt die 65-Jährige. Umso intensiver brachten sich die Damen in das Vereinsleben ein.
Egal, ob Feste organisiert und besucht wurden, oder Arbeitseinsätze angesetzt waren, auf die Frauen war - und ist bis heute - Verlass. "Wir hatten einen sehr guten Zusammenhalt", erklärt Sonja Schmitt und zeigt auf ein Foto - mit viel Bein. Darauf sind acht Feuerwehrdamen in Faschingskostümen mit Hot Pants zu sehen, leider nur von hinten. Doch die Damentruppe konnte auch seriöser.
"Wir haben mal beim Faschingsumzug einen Elferrat gemacht und dafür unsere Uniformen mit bunten Bändern verziert", erinnert sie sich. Die hatte kurz nach der Gründung der Gruppe die Firma Füller aus Wollbach spendiert, die Schiffchen als Kopfbedeckung kamen von Schneidermeister Berthold Trost, der sie unentgeltlich anfertigte. Später finanzierte die Firma Brandl weitere Uniformen.
Rege bei Faschingsumzügen
Schließlich stießen 1972 vier neue Damen zur Truppe: Roswitha Reitelbach, Rosa Rottenberger, Eva Schwab und Margot Wehner, die unter anderem auch beim Faschingstreiben aktiv waren. In der Chronik, die zum 30-jährigen Jubiläum der Damengruppe erstellt wurde, ist zu lesen: "Bei den Faschingsumzügen taten sich die Damen regelmäßig hervor". In dem Schriftstück kann man
auch mehr über den aktiven Dienst der Wollbacher Frauen erfahren.
Gleich nach der Gründung begannen sie mit ihrer Ausbildung für den Löscheinsatz. Bereits im Herbst 1971 konnte der neue Löschtrupp diese mit dem Leistungsabzeichen in Bronze abschließen. Die Fortsetzung Silber folgte zwei Jahre später und war zugleich etwas ganz Besonderes.
Rekorde und Vorreiter
Denn die Wollbacher Feuerwehrfrauen
erreichten diese Auszeichnung als erste Damenlöschgruppe Bayerns. In einem Zeitungsartikel, den Sonja Schmitt aufgehoben hat, ist sogar von einem Rekord die Rede. So ging es dann auch weiter: 1978 folgte das Leistungsabzeichen in Gold, welches die Wollbacherinnen erneut als erste Frauen Bayerns ablegten.
In den folgenden Jahrzehnten setzt sich die Erfolgsbilanz fort, nicht zuletzt, weil der Trupp auch rege für Nachwuchs sorgte.
1984 wechselten die ersten Mädchen zur Damengruppe, 1988 absolvierte Birgit Below, Tochter von Gründungsmitglied Hiltrud Metz, als erste Frau im Landkreis Bad Kissingen die Atemschutzgeräteträger-Ausbildung, übernahm bereits ein Jahr später als Gruppenführerin die Damengruppe. Heute trägt sie die Verantwortung als Kreisfeuerwehrbeauftragte, engagiert sich zudem seit vielen Jahren in der Vereinsspitze der Freiwilligen Feuerwehr Wollbach.
Die Damengruppe als solche gibt es aber nicht mehr.
Seit 2010 leisten die Aktiven Dienst bei der Gemeinschaftswehr Burkardroth-Wollbach-Zahlbach, somit auch die Feuerwehrfrauen. Momentan sind das aus Wollbach Natascha und Marina Below - die Enkelinnen von Damengruppen-Mitbegründerin Hiltrud Metz und Töchter von Birgit Below.
Mit Feuerwehr aufgewachsen
Für die beiden jungen Frauen ist der aktive Feuerwehrdienst eine
ganz normale Sache, nichts Besonderes. Sie sind damit aufgewachsen, kennen es nicht anders. Beide sind sehr gut ausgebildet, Natascha sogar als Atemschutzgeräteträgerin und Gruppenführerin. Sie darf im Einsatz führen, somit auch Männern sagen, wo es langgeht. Klar gebe es ab und zu blöde Sprüche. "Da muss man halt schlagfertig kontern", sagt sie. Doch im Großen und Ganzen überwiege die Anerkennung der Kameraden.
"Da sagt schon mal einer: Mensch, das habe ich dir nicht zugetraut." Vor 45 Jahren wäre diese Gleichberechtigung noch undenkbar gewesen, ebenso die körperliche Anstrengung. "Wenn du im Einsatz bist, denkst du nicht daran, dass es schwer ist. Das spürt man erst am Tag danach", sagt die 30-Jährige. Fotos von geleisteten Einsätzen oder Übungen haben sie und ihre Schwester kaum, dafür aber jede Menge Erinnerungen und Erfahrungen.
Florianstag in Wollbach Samstag, 14. Mai, 17.20 Uhr: Aufstellen zur Kirchenparade am Festplatz in Wollbach, 17.30 Uhr: Kirchenparade mit Totengedenken, 18 Uhr: Gottesdienst an der Sieben-Schmerz-Kapelle mit Segnung der Standarte, 19 Uhr: Festbetrieb und gemütliches Beisammensein.