„Wir haben uns länger nicht gesehen“, meinte Anna Krug, Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer Rakoczy-Fest Bad Kissingen e.V. Deshalb nutzte sie das Sonder- oder Benefizkonzert des Vereins im reaktivierten Kurgartencafé, um ihn wieder in Erinnerung zu bringen.
Und so erklang auf ihr Zeichen der Rakoczy-Marsch, und die führenden Honoratioren zogen ein: Prinzregent Luitpold ( Peter Krug ), Fürst Ferenc Rakoczy ( Timo Baier ) und die Quellenkönigin Kathrin I. Und natürlich durfte der Hinweis von Anna Krug nicht fehlen, dass die Besucher möglichst viel essen und trinken sollten zum Vorteil der Vereinskasse.
Corona schränkte den Förderverein sehr ein
Was es damit auf sich hat, erläuterte Luitpold Peter Krug . 2006 startete der Verein mit einem jährlichen Sonderkonzert, um Einnahmen vor allem für die Kostümierung der Historischen Persönlichkeiten zu generieren. Bis 2016 fanden die Konzerte im Palmenhaus der Kurgärtnerei in Hausen statt. 2017 zog die Karawane in den Tattersall; aber schon im übernächsten Jahr konnte das Konzert wegen umfangreichen Bauarbeiten nicht mehr stattfinden.
Und dann kam Corona… Trotzdem waren diese Veranstaltungen allerdings so erfolgreich, dass der Förderverein bisher 170.000 Euro für das Fest zur Verfügung stellen konnte. Das dürfte dieses Jahr um einiges mehr werden, denn nach den fünf Jahren Zwangspause war die Nachfrage enorm groß: Das Kurgartencafé war restlos ausverkauft.
In Erinnerung an Udo Jürgens
Sicher lag das zum Teil auch am Programm. Denn es gastierte ein „Historischer“, der mit dem Rakoczy-Fest eigentlich nichts zu tun hatte: der Sänger und Komponist Udo Jürgens (1934 – 2014). Das war natürlich kein Fall von Auferstehung, sondern der Verein hatte den Sänger, Pianisten und Moderator Udo Jay eingeladen: „Udo Jay featuring Udo Jürgens “ hieß der Titel. Natürlich fiel der identische Vorname sofort auf. Wenn das mal kein Zufall war.
Zugegebenermaßen kann man ja bei Ankündigungen von Double-Auftritten gewisse Zweifel und Vorbehalte haben – sei es in der äußeren Erscheinung, im Auftreten und Bewegungen oder in der Kopie des Gesungenen oder Gesprochenen. Da hat sich schon mancher überschätzt: …war stets bemüht.
Double wie aus dem Gesicht geschnitten
Bei Udo Jay war das überraschend anders. Schon vom Äußeren her war er dem Original in jüngeren Jahren wie aus dem Gesicht – und der Figur – geschnitten: die Frisur, die Nase, die Augen, der Spitzkragen, alles passte. Da braucht er keinerlei Maske. Aber er hatte sein „Motiv“ auch sehr genau studiert: die Körperhaltung beim Spiel am Flügel und die Selbstverständlichkeit der Klavierbegleitung, immer ein bisschen zum Atemlosen tendierend, was gut war für die Spannung.
Gesanglich auf Stimmband-Höhe mit Udo Jürgens
Aber was bei Udo Jay wirklich staunend machte, war seine Stimme. Natürlich hatte sie gegenüber der des Originals kleine Abweichungen im Timbre – das kann auch gar nicht anders sein. Aber in seiner Intonation, in seiner Dynamik, in seiner Emotionalität und Zerrissenheit des Singens war er ganz auf Augenhöhe. Wer die Augen schloss, konnte, wenn er wollte, auch Udo Jürgens hören.
Und man fragte sich, ob der Begriff „Double“ der Sache noch gerecht wird. Natürlich bringt Udo Jay von der Kreativität her nichts Eigenes, aber er hat sich in der Umsetzung nicht nur Perfektion, sondern auch Eigenständigkeit, Souveränes erarbeitet, das sich nicht ständig hinterfragen muss. Er käme auch ohne den Übervater zurecht.
Inhaltlich starke Texte wirkten durch Minimalismus
Gut war allerdings auch das Programm. Denn Udo Jay begann, gelegentlich begleitet von seiner Frau oder einer Band vom Band, mit frühen, weniger bekannten, teils weniger lauten Chansons wie „Ein ehrenwertes Haus“, „Was ich dir sagen will“, „Zeig mir den Platz an der Sonne“, „Es wird Nacht, Señorita“, „Vielen Dank für die Blumen“ oder „Es lebe das Laster“. Man kannte gar nicht oder nicht mehr alle („Weichei“). Aber dadurch, dass es keine ablenkende Show drum rum gab, konnte man sich gut auf die Texte konzentrieren und feststellen, dass die gar nicht dumm waren – aber auch nicht einfach zum Mitsingen.
Nach der Pause wurde es bekannter, da gab es dann auch die berühmten Partyschlager. Aber nicht nur: „Auf meinem Tisch ein weißer Bogen“. Aber dann: „Mit 66 Jahren“ oder „Alles im Griff auf dem sinkenden Schiff“ oder Ich war noch niemals in New York“ oder „Ich weiß, was ich will.“ Da hielt es die meisten schon nicht mehr auf ihren Plätzen.
Super-Hits im weißen Bademantel
Man hatte ja geglaubt, ohne griechischen Wein durch den Abend zu kommen. Aber bei den Zugaben schlug er zu – nach „Merci Chérie“. Udo Jay, jetzt im obligatorischen weißen Bademantel, heizte dem ohnehin schon euphorisierten, erstaunlich jungem Publikum ein. Die Songs wurden zum „Durchgröler“: „17 Jahr, blondes Haar“, noch mal „Vielen Dank für die Blumen“, „Der Teufewl hat den Schnaps gemacht“. Da geriet der Gesang im Saal langsam aus der Spur. Aber gestört hat es niemanden. Man hatte gehört, was man wollte.
Die Konzertpause nutzte der Vereinsvorstand fürs Protokoll: die Quellenkönigin Kathrin I. (Albert) übergab die Amtsschärpe an ihre Nachfolgerin Sabrina II. (Kessler). Das Geheimnis des neuen Kleide wird ja erst in ein paar Wochen gelüftet. Aber einen Tipp hat Ex-Majestät Kathrin der Ex-Prinzessin Sabrina schon gegeben: „Genieße die drei Tage und habe Spaß!
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