Lauter bei Bad Kissingen
Turbulente Szenen der Theatergruppe Burkardroth
In der vollen Edelweißhalle lachte das Publikum über die Komödie "Piraten ahoi".
Wenn an einem typischen Samstag Vormittag der Vater in der Garage arbeitet, während die Mutter ängstlich besorgt im Haushalt auch dem kleinsten Stäubchen den Garaus macht und die Tochter gelangweilt im Schlafanzug am Esstisch herumsitzt, dann ist das Bild einer "typischen" Familie perfekt. Fehlen darf dabei natürlich der Besuch der Nachbarin nicht, die - besorgt um die allgemeine Moral - die Nachbarschaft eindringlich beobachtet. Man ist ja nicht neugierig, man will nur alles wissen. Kommen dann aber auch noch Piraten, die nach einer Schatzkiste suchen, während im Nebenhaus ein Kapuzineraffe mit einer orangeroten Strickweste für Aufregung sorgt, während die Hausbesitzerin ihr vom Alzheimer gezeichnetes Pferd in die Wohnung trägt: dann sind wir mitten in der Komödie "Piraten ahoi". In der Edelweißhalle in Lauter hatten die Besucher großes Vergnügen daran, das Theaterstück auf der phantasievoll gestalteten Bühne zu verfolgen, während die Irrungen und Wirrungen für viel Spaß sorgten. Die Theatergruppe Burkardroth agierte gekonnt und mit viel Freude am Spiel, so dass es für alle ein schöner Abend wurde.
Peter Wilbert (Tony May) ist genervt: der Putzfimmel seiner Frau (Christine Krapf), die dem verhassten Schmutz mit starken Reinigungsmitteln zu Liebe rückt, ist legendär. Auch Töchterchen Kerstin Wilbert (Laura Rottenberger), die als Studentin nur am Wochenende daheim ist, kann der Manie der Mutter nichts abgewinnen. Lieber schläft sie lange aus und sitzt auch nachmittags im Schlafanzug herum. Ihr Vater darf derweil die Küche nur im Schutzanzug betreten, damit ja keine Bakterien in die gute Stube getragen werden. Und zu allem Überfluss bekommt der schwer arbeitende Mann zum Mittagessen nur belegte Brote, wobei ihm natürlich das traditionell übliche "Züzo" (Dialektausdruck für Kartoffelgemüse) lieber wäre. Doch dafür hat die Ehefrau keine Zeit: lieber sortiert sie die Wäscheklammern akkurat nach Farben und desinfiziert die Scheren. Als dann auch noch die gar nicht neugierige Nachbarin Else Flammer (Carmen Balling) die Küche betritt, ist das Chaos perfekt und der Tag gelaufen. Schlimmer kann es für Peter Wilbert kaum kommen, oder doch? Nachdem alle die Küche verlassen haben, muss er mit Entsetzen feststellen, dass ein Kapuzineraffe mit orangefarbener Strickweste den Garten verwüstet, während der Gaul der neu eingezogenen Nachbarin Vicky (Diana Endres) die Geranien abfrisst.
Flugs eilt der gestresste Familienvater in den Garten, wo es zum Kampf mit den renitenten Affen kommt - was in der Zerstörung der zum Abkühlen in den Garten gestellte Sahnetorte mündet. Zu allem Überfluss kommen dann auch noch Kapitän Windspöken (Mario Metz) und sein Rhöner Smutje Slotterbeck (Kurt Manger) herein, und suchen nach einer verschollenen Truhe. Peter Wilbert ist mehr als verwirrt und als er die Geschichte seiner Tochter erzählt, hat diese Angst um die geistige Gesundheit ihres Vaters. Flugs wird Dr. Rudolf Rüssel (Anton Büchs) geholt, der Halluzinationen aufgrund der starken Putzmittel diagnostiziert. Mit Medikamenten wird der Familienvater erst einmal ruhiggestellt.
Im zweiten Akt halten dann die drei Nachbarinnen Gerda Tischbein (Katrin Frank), Else Flammer und Rosi Morgentrost (Verena Rottenberger) ein Kaffeekränzchen ab, bei dem achso wichtige Neuigkeiten ausgetauscht werden. Die Nachbarschaftswache funktioniert, keiner kann das Haus verlassen, ohne dass er nicht von den Grazien observiert wird. Wichtigstes Thema ist natürlich auch beim Treffen der drei Schreckschrauben das Putzen, für die das schönste ist, von den Putzmitteln ein paar "Pröblich" zu bekommen und die sich nichts sehnlicher wünschen, als Meister Proper einmal persönlich zu treffen.
Gehörig durcheinandergewirbelt wird das beschauliche Treffen von Nachbarin Vicky, die zum Einstand einen Kanister mit Bananenschnaps vorbeibringt, so dass das Damentrio bald fast so voll wie der Kanister zu Anfang ist. Herrlich agierten die drei Schauspielerinnen hier, man merkte ihnen die Freude an, mit der sie auf der Bühne standen. Das Publikum war von der Performance köstlich amüsiert.
Natürlich wurden in schnapsseliger Laune allerhand Weisheiten verbreitet. Geradezu philosophisch macht Gerda Tischbein die Bemerkung: "Wischen ist Macht, Nicht-Wischen macht nichts." Da die lebenslustige Vicky gleichzeitig Dessousverkäufern ist, lassen es sich die drei volltrunkenen Grazien natürlich nicht nehmen, die Wäsche auszuprobieren und damit eine unbekannte Welt zu erforschen. Sind sie zu Anfang hier noch etwas ungeschickt ("Aus darra Ünnerhoase konn mer nuch net emol en Putzlapp mach"), so gewöhnen sie sich schnell daran, während Else Flammer die ganze Mannschaft mit "Schnipplisch" und "Schmusies" versorgt.
Nachdem Vicky ihren verschollenen Vater in der Halle in Stangenroth ausgemacht hat, wo dieser sich der Piratenpartei anschließen will, wird der hereinkommende Martin Weißglut (Florian Hein) genötigt, das Quartett dorthin zu fahren, wo sie die Versammlung gehörig aufmischen. Jetzt tauchen auch die Piraten wieder auf und machen Peter Wilbert zu schaffen. Irrungen und Wirrungen folgen, am Ende erkennt die anfangs etwas spröde Rosi Morgentrost: "Lieber rumsauf und rumknutsch als abwart und Tee trink". In einer fast verträumten Passage merkt Peter Wilbert dann, dass Vicky vielleicht doch Pippi Langstrumpf ist, die sich die Welt so macht, wie sie ihr gefällt. Auch Dr. Rudolf Rüssel bekommt sein Fett weg und muss seine Fehldiagnose bitter büßen. Natürlich löst sich am Ende alles in Wohlgefallen auf und der Familienfriede ist wiederhergestellt.
Dem Publikum hat das Stück sehr gut gefallen, wie der große Applaus am Ende der Veranstaltung zeigte. Die Schauspieler gingen ganz in ihren Rollen auf und agierten mit großem Vergnügen auf der Bühne. Diese war wieder einmal phantasievoll und aufwändig hergerichtet worden, Bühnenbildner Jürgen Krapf und sein Team hatten ganz Arbeit geleistet. Besonders die Details machten die Aufführung zu einem Genuss, sei es nun der gekonnte Dialekt der Schauspieler oder der feine norddeutsche Zungenschlag, den der "Kapitän" Mario Metz an den Tag legte.
"Uns ist es wichtig, den Zuschauer eine schöne Aufführung zu bieten. Hierfür haben wir auch Teile des Stückes umgeschrieben und es ganz auf unsere Region bezogen", sagt Michael Frank, der in gereimter Form die Schauspieler am Ende des Stücks vorstellte. Ortsbegriffe und besondere dialektale Ausdrücke werden hier ebenso aufgenommen als auch auf kleine Details geachtet, so beispielsweise dass der Kapitän ein ganz besonderes "Holzbein" erhielt.
Alles ist dabei "Work in progress": Merkt man, dass man Kleinigkeiten noch anders machen kann, dann passt man dies dementsprechend an, so Michael Frank. Das Stück sprühte geradezu vor Liebe zum Detail, was den Abend zu einem ganz besonderen Erlebnis machte. Lustig ging es zu, der Lokalkolorit verlieh dem Stück das Tüpfelchen auf dem i.
Wer die Aufführung besuchen will, der hat am 17. und 18. März sowie am 24. und 25. März im Pfarrsaal in Bad Bocklet die Gelegenheit dazu. Restkarten gibt es noch unter Tel.: 09734/5015 ab 17 Uhr.
Peter Wilbert (Tony May) ist genervt: der Putzfimmel seiner Frau (Christine Krapf), die dem verhassten Schmutz mit starken Reinigungsmitteln zu Liebe rückt, ist legendär. Auch Töchterchen Kerstin Wilbert (Laura Rottenberger), die als Studentin nur am Wochenende daheim ist, kann der Manie der Mutter nichts abgewinnen. Lieber schläft sie lange aus und sitzt auch nachmittags im Schlafanzug herum. Ihr Vater darf derweil die Küche nur im Schutzanzug betreten, damit ja keine Bakterien in die gute Stube getragen werden. Und zu allem Überfluss bekommt der schwer arbeitende Mann zum Mittagessen nur belegte Brote, wobei ihm natürlich das traditionell übliche "Züzo" (Dialektausdruck für Kartoffelgemüse) lieber wäre. Doch dafür hat die Ehefrau keine Zeit: lieber sortiert sie die Wäscheklammern akkurat nach Farben und desinfiziert die Scheren. Als dann auch noch die gar nicht neugierige Nachbarin Else Flammer (Carmen Balling) die Küche betritt, ist das Chaos perfekt und der Tag gelaufen. Schlimmer kann es für Peter Wilbert kaum kommen, oder doch? Nachdem alle die Küche verlassen haben, muss er mit Entsetzen feststellen, dass ein Kapuzineraffe mit orangefarbener Strickweste den Garten verwüstet, während der Gaul der neu eingezogenen Nachbarin Vicky (Diana Endres) die Geranien abfrisst.
Flugs eilt der gestresste Familienvater in den Garten, wo es zum Kampf mit den renitenten Affen kommt - was in der Zerstörung der zum Abkühlen in den Garten gestellte Sahnetorte mündet. Zu allem Überfluss kommen dann auch noch Kapitän Windspöken (Mario Metz) und sein Rhöner Smutje Slotterbeck (Kurt Manger) herein, und suchen nach einer verschollenen Truhe. Peter Wilbert ist mehr als verwirrt und als er die Geschichte seiner Tochter erzählt, hat diese Angst um die geistige Gesundheit ihres Vaters. Flugs wird Dr. Rudolf Rüssel (Anton Büchs) geholt, der Halluzinationen aufgrund der starken Putzmittel diagnostiziert. Mit Medikamenten wird der Familienvater erst einmal ruhiggestellt.
Im zweiten Akt halten dann die drei Nachbarinnen Gerda Tischbein (Katrin Frank), Else Flammer und Rosi Morgentrost (Verena Rottenberger) ein Kaffeekränzchen ab, bei dem achso wichtige Neuigkeiten ausgetauscht werden. Die Nachbarschaftswache funktioniert, keiner kann das Haus verlassen, ohne dass er nicht von den Grazien observiert wird. Wichtigstes Thema ist natürlich auch beim Treffen der drei Schreckschrauben das Putzen, für die das schönste ist, von den Putzmitteln ein paar "Pröblich" zu bekommen und die sich nichts sehnlicher wünschen, als Meister Proper einmal persönlich zu treffen.
Gehörig durcheinandergewirbelt wird das beschauliche Treffen von Nachbarin Vicky, die zum Einstand einen Kanister mit Bananenschnaps vorbeibringt, so dass das Damentrio bald fast so voll wie der Kanister zu Anfang ist. Herrlich agierten die drei Schauspielerinnen hier, man merkte ihnen die Freude an, mit der sie auf der Bühne standen. Das Publikum war von der Performance köstlich amüsiert.
Natürlich wurden in schnapsseliger Laune allerhand Weisheiten verbreitet. Geradezu philosophisch macht Gerda Tischbein die Bemerkung: "Wischen ist Macht, Nicht-Wischen macht nichts." Da die lebenslustige Vicky gleichzeitig Dessousverkäufern ist, lassen es sich die drei volltrunkenen Grazien natürlich nicht nehmen, die Wäsche auszuprobieren und damit eine unbekannte Welt zu erforschen. Sind sie zu Anfang hier noch etwas ungeschickt ("Aus darra Ünnerhoase konn mer nuch net emol en Putzlapp mach"), so gewöhnen sie sich schnell daran, während Else Flammer die ganze Mannschaft mit "Schnipplisch" und "Schmusies" versorgt.
Nachdem Vicky ihren verschollenen Vater in der Halle in Stangenroth ausgemacht hat, wo dieser sich der Piratenpartei anschließen will, wird der hereinkommende Martin Weißglut (Florian Hein) genötigt, das Quartett dorthin zu fahren, wo sie die Versammlung gehörig aufmischen. Jetzt tauchen auch die Piraten wieder auf und machen Peter Wilbert zu schaffen. Irrungen und Wirrungen folgen, am Ende erkennt die anfangs etwas spröde Rosi Morgentrost: "Lieber rumsauf und rumknutsch als abwart und Tee trink". In einer fast verträumten Passage merkt Peter Wilbert dann, dass Vicky vielleicht doch Pippi Langstrumpf ist, die sich die Welt so macht, wie sie ihr gefällt. Auch Dr. Rudolf Rüssel bekommt sein Fett weg und muss seine Fehldiagnose bitter büßen. Natürlich löst sich am Ende alles in Wohlgefallen auf und der Familienfriede ist wiederhergestellt.
Dem Publikum hat das Stück sehr gut gefallen, wie der große Applaus am Ende der Veranstaltung zeigte. Die Schauspieler gingen ganz in ihren Rollen auf und agierten mit großem Vergnügen auf der Bühne. Diese war wieder einmal phantasievoll und aufwändig hergerichtet worden, Bühnenbildner Jürgen Krapf und sein Team hatten ganz Arbeit geleistet. Besonders die Details machten die Aufführung zu einem Genuss, sei es nun der gekonnte Dialekt der Schauspieler oder der feine norddeutsche Zungenschlag, den der "Kapitän" Mario Metz an den Tag legte.
"Uns ist es wichtig, den Zuschauer eine schöne Aufführung zu bieten. Hierfür haben wir auch Teile des Stückes umgeschrieben und es ganz auf unsere Region bezogen", sagt Michael Frank, der in gereimter Form die Schauspieler am Ende des Stücks vorstellte. Ortsbegriffe und besondere dialektale Ausdrücke werden hier ebenso aufgenommen als auch auf kleine Details geachtet, so beispielsweise dass der Kapitän ein ganz besonderes "Holzbein" erhielt.
Alles ist dabei "Work in progress": Merkt man, dass man Kleinigkeiten noch anders machen kann, dann passt man dies dementsprechend an, so Michael Frank. Das Stück sprühte geradezu vor Liebe zum Detail, was den Abend zu einem ganz besonderen Erlebnis machte. Lustig ging es zu, der Lokalkolorit verlieh dem Stück das Tüpfelchen auf dem i.
Wer die Aufführung besuchen will, der hat am 17. und 18. März sowie am 24. und 25. März im Pfarrsaal in Bad Bocklet die Gelegenheit dazu. Restkarten gibt es noch unter Tel.: 09734/5015 ab 17 Uhr.
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