Neulich, als die Adventszeit nahte und ich bei einem Onlineversandhaus nach Adventskalendern stöberte, kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es gibt sie mit Parfüms und Beautyprodukten, Gewürzen, Schmuck und auch einen Salami-Adventskalender habe ich gefunden.
Ich bin ja der festen Überzeugung, für Adventskalender ist man nie zu alt. Auch ich habe gerne einen zu Hause und im Büro darf er natürlich auch nicht fehlen. Und doch erinnere ich mich immer wieder gerne an meinen Adventskalender aus Kindertagen. Er war viel kleiner, mit einem bunten Weihnachtsbild und 24 kleinen Stücken Schokolade gefüllt, die zugegebenermaßen noch nicht einmal besonders gut geschmeckt haben.
Was mich aber schon immer fasziniert hat, ist das Ritual rund um den Adventskalender. Jeden Tag öffnet sich ein weiteres Türchen, mit jedem Türchen rückt das Weihnachtsfest näher und ich spüre wie sich Vorfreude anfühlt. Wie es sich anfühlt auf das große Fest zu warten, die Zeit für Vorbereitungen zu nutzen und emotional immer tiefer in das Erleben der Weihnachtszeit einzutauchen.
Das Warten bis das große Fest beginnt, mit festlich geschmückten Wohnungen, mit vielen Lichtern und die Spannung welche Wünsche sich unterm Weihnachtsbaum wohl dieses Mal erfüllen. Ich habe das Gefühl, wir alle wissen nicht mehr so ganz genau, wie sich das anfühlt. Wenn uns danach ist, dann stellen wir den Weihnachtsbaum schon zum Beginn der Adventszeit auf und der Wunschzettel mit neuem Handy und Co. wird auch schon am Black Friday erfüllt.
Muss da der Adventskalender auch schon jeden Tag ein Geschenk parat haben? Ich meine nein, ich möchte lieber jeden Tag ein Türchen öffnen und gespannt die Tage zählen wie lange es noch dauert bis endlich Weihnachten ist. In meinem Alltag geht es mir so, wie vielen anderen. Ein Projekt jagt das nächste, schnelllebig und effizient geprägt durchleben wir Tag für Tag und Woche für Woche.
Vorfreude ist die schönste Freude sagt man immer. Manchmal fehlt sie mir im Alltag, weil ich mir schlichtweg die Zeit dafür nicht nehme. Und umso mehr freue ich mich auf meinen Adventskalender ohne großen Schnickschnack – einfach nur, weil er mir das Gefühl gibt, mich auf Weihnachten zu freuen und in mir die Spannung wachsen lässt auf den Tag, wenn dann endlich der Heilige Abend da ist.
Ach so – und eines noch zum Thema Adventskalenderüberfluss. Mein Hund Bruno hat auch einen bekommen. Mit 24 kleinen Leckerlis für jeden Tag. Und da bin auch ich wieder in die Konsumfalle getappt. In diesem Sinne wünsche ich eine Vorweihnachtszeit, in der wir uns alle zumindest ein bisschen der kindlichen Vorfreude bewahren können.
Text: Katja Habersack
Foto: Ulrike Müller / Montage: Heike Grigull
Katja Habersack (48) ist Bürgermeisterin der Gemeinde Motten.
In der Kolumne "Kissinger Adventskalender" schreiben Menschen aus dem Landkreis Bad Kissingen Anekdoten und Gedanken rund um Advent und Weihnachtsfest.