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Bad Kissingen
Trotz Post-Kündigung: Bad Kissingens Postkutsche soll weiter fahren
Mit dem Segen des Bischofs sollen in Bad Kissingen auch im 80. Jahr das Posthorn erklingen und Räder rollen, auch wenn die Post nicht mehr fördert.
Im Saaletal bei Kleinbrach fährt die Postkutsche vor herbstlicher Kulisse. Foto: Werner Vogel       -  Im Saaletal bei Kleinbrach fährt die Postkutsche vor herbstlicher Kulisse. Foto: Werner Vogel
| Im Saaletal bei Kleinbrach fährt die Postkutsche vor herbstlicher Kulisse. Foto: Werner Vogel
Werner Vogel
 |  aktualisiert: 18.08.2022 16:30 Uhr

Der Tag hätte nicht schöner beginnen können: Ein milder Spätsommertag sieht erwartungsvolle Gäste, die sich auf die letzte Fahrt der Postkutschensaison 2018 freuen. Unter Ihnen, ansteckend erwartungsfroh, Ehrengast Bischof em. Friedhelm Hofmann : "14 Jahre habe ich gebraucht, in Franken einzuwurzeln, schön, dass ich jetzt entschleunigt auch mal Postkutsche fahren darf", meint der ehemalige Oberhirte der Diözese Würzburg. Postillion Stefan Matthes öffnet galant die Tür, und Kutscherin Yvonne Körner lässt den Vierspänner antraben.

Der Verein hat Sorgen

1939 wurde die Bäder-Linie Bad Kissingen-Bad Bocklet eröffnet. Seit 79 Jahren also, fährt die letzte regelmäßige Postkutschenlinie Deutschlands. Auch in diesem Jahr tönte das Horn des Postillons, trotz zeitweiliger Reparaturen, 88 Mal durch das Saaletal, erzählt Werner Scheller, Postpräsident a.D. und Vorsitzender des Vereins Freunde der Postkutsche, den Fahrgästen, darunter auch Oberbürgermeister Kay Blankenburg mit Gattin. Alle freuen sich auf eine Stunde "Meditation, Geschichte und Verständnis für die Zeit", wie Blankenburg in Anlehnung an den städtischen Werbeslogan "Entdecke die Zeit" formuliert. "Wunderbar entspannend, ich fühle mich fünf Jahre jünger", lobte auch der Bischof die heitere Landschaft, die Art zu Reisen, den Komfort und die lammfrommen Pferde beim Aussteigen in Aschach. Da wusste er allerdings noch nicht, dass die Räder nicht von selbst rollen. Der Verein hat Sorgen, und der Segen des Kirchenmannes wird für den gelben Wagen von Nöten sein.

Überraschende Kündigung

Denn nach dem Standkonzert im Schlosshof von Aschach hatte der Vorsitzende des Postkutschenvereins , dem neben Stadt, Landkreis und Staatsbad GmbH Bad Kissingen , Markt und Touristik GmbH Bad Bocklet, der Bezirk Unterfranken auch die Deutsche Post AG angehören, doch eine bittere Mitteilung aus der Zentrale der DPDHL Group in Bonn bekannt gegeben: "Wir kündigen die Vereinbarung zur Förderung des historischen Postkutschenbetriebes zum 31.Dezember 2018 aus wirtschaftlichen Erwägungen", heißt es darin.

Weichen im November stellen

Das aber lässt den Vereinsvorsitzenden Scheller und seinen Geschäftsführer , den ehemaligen Postler Wolfgang Wimmel aus Poppenroth, nicht ruhen. Beide hoffen, dass die anderen Mitglieder Sponsoren bleiben, vielleicht Neue gewonnen werden können, damit auch in Zeiten knappen Geldes die Pferde angespannt werden, und der Postillon sein Horn schmettern lassen kann. In einer Sitzung im November sollen Weichen für den Fortbestand der Postkutsche gestellt werden. Unterstützung haben alle anderen Beteiligten angedeutet. Emil Müller , stellvertretender Landrat, spricht von einem Alleinstellungsmerkmal. Auch OB Blankenburg glaubt mit viel gutem Willen, die entstehende Finanzierungslücke gemeinsam stemmen zu können. Bezirksrätin Karin Renner erinnert an die erheblichen Anstrengungen, die Museen Schloss Aschach auf ein höheres Niveau zu heben, "da muss auch die Postkutsche erhalten werden".

Auch Bad Bocklets Bürgermeister sieht in das Gespann inzwischen als einen Kulturträger: "Notfalls streichen wir die Kutsche halt mit einer anderen Farbe an", hofft er auf weitere Sponsoren . Auch der Geschäftsführer Wolfgang Wimmel ist zuversichtlich: "Jetzt, wo der Segen des Bischofs mitgefahren ist, und viele guten Wünsche den Verein begleiten, muss das einfach klappen". Der Seelsorger spricht gar von einem Weltkulturerbe, zitiert hoffnungsfroh Papst Leo XIII.: "Man soll der Gnade Gottes keine Grenzen setzen", und Vorsitzender Scheller ruft der Runde zu "Auf in die 80. Saison in 2019".

 
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Kommentare
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    Nun der Segen des Bischofs ist nach den vielen aktuellen Kirchenskandalen auch nicht mehr viel wert. Für mich wäre es schade, wenn sich kein Sponsor findet, andererseits müsste man sich über die Haufen auf der Straße keine Gedanken mehr machen. Drücke aber trotzdem die Daumen, schließlich lebt ja auch eine Familie davon.
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