
Sabine Schmidt war voller Vorfreude. Am Abend des 27. Dezember wollte die Frau aus dem hessischen Linsengericht-Altenhaßlau ein Gastspiel des Theaters Schloss Maßbach im Staatsbad Brückenau genießen. Der Zugang zur Komödie "Ein Herz aus Schokolade" im Lola-Montez-Saal schien einfach. Eine Kurtageskarte für 3,50 Euro - mehr schien es nicht zu brauchen. Dachte Sabine Schmidt . Doch damit begannen die Probleme.
Schon als Schmidt an jenem Abend gegen 19 Uhr im Staatsbad ankam, merkte sie, dass etwas nicht stimmte. Der Parkplatz am Kursaalgebäude war komplett belegt. Und ihr kamen Menschen entgegen mit den Worten: "Da braucht ihr gar nicht hingehen. Ist schon voll."
Diese Info verwirrte Sabine Schmidt . Denn vor ein paar Monaten hatte sie schon einmal eine Aufführung des Theaters Maßbach im Staatsbad erlebt. Es war nicht besonders voll und der Zutritt mit einer simplen Gästekarte kein Problem. Auch diesmal hatte sich die Frau aus dem Main-Kinzig-Kreis eine besorgt.
Doch nun musste sie kurz nach dem offiziellen Einlass um 19 Uhr erleben, dass alles ganz anders war. Ihr wurde der Zutritt verwehrt mit dem Hinweis, dass alle 103 Plätze belegt seien. Um sich einen festen Sitz zu sichern, hätte man sich bei der Kurverwaltung nebenan eine Reservierung besorgen müssen, hieß es.
Das hatte Schmidt nicht getan - weil sie es nicht wusste. "Im Internet stand nicht, dass man so etwas braucht." Kein Hinweis auf einen Vorverkauf oder ähnliches.
Für die Osthessin bedeutete das, dass sie die rund 60 Kilometer lange Fahrt von Altenhaßlau umsonst angetreten hatte. "Das Theaterstück war der wesentliche Grund, warum ich nach Bad Brückenau gefahren bin." Sie habe sich extra ihren Zeitplan so gelegt, dass es passt.
Weil ja nun das Theaterstück für sie ausfiel, gingen Schmidt und ihr Begleiter etwas trinken. In der Gastronomie seien ihr weitere verärgerte Gäste begegnet, die abgewiesen wurden. Sie selbst spricht von circa 50 Betroffenen.
Am nächsten Tag ging Sabine Schmidt zur Kurverwaltung. Und erfuhr nach eigenen Angaben, dass nicht öffentlich kommuniziert werde, dass man für den Theaterabend eine Reservierung beziehungsweise separate Eintrittskarte benötige. Gäste des Staatsbades könnten sich eine solche in der Kurverwaltung besorgen.
Die abgewiesene Besucherin wittert nun ein Zwei-Klassen-System. "Die einen erhalten feste Plätze und die anderen füllen auf." Es sei ungerecht für die Bewohner Bad Brückenaus und Auswärtige, dass man nicht informiert werde. Sie würde auch mehr als 3,50 Euro für die Karte zahlen - wenn der Zutritt dadurch gewährleistet wäre.
Kurdirektorin Andrea Schallenkammer hat den Wirbel rund um den Theaterabend am 27. Dezember mitbekommen; sie will Konsequenzen ziehen. Sie erklärt aber auch, worin das Problem bestand.
Prinzipiell gilt laut Schallenkammer, dass der Gast mit der Tages-Kurkarte die Angebote des Kurbetriebes, darunter Zwischenspiele, Konzerte in der Wandelhalle und Auftritte des Maßbacher Schlosstheaters nutzen kann - sofern sie an diesem Tag stattfinden. Darüber hinaus konnte man sich bisher in der Kurverwaltung zum selben Preis von 3,50 Euro eine extra Eintrittskarte für die spezielle Veranstaltung sichern. Die noch freien Plätze wurden mit Inhabern von Tagestickets "aufgefüllt". Teilweise zogen sich Besucher diese noch kurz vor der Veranstaltung an Automaten im Kursaalgebäude oder der Wandelhalle.
Diese Praxis funktionierte - bis der ausverkaufte Theaterabend am 27. Dezember kam. Es sei ungewöhnlich gewesen, dass ein Auftritt der Maßbacher im Staatsbad ausgelastet war. Der am 27. Dezember war der erste.
Allerdings habe es Hinweise aus dem restlichen Landkreis gegeben, dass das Stück "Ein Herz aus Schokolade" sehr nachgefragt ist, so die Kurdirektorin. "Und natürlich hat sich herumgesprochen, dass der Besuch des Theaters bei uns sehr günstig ist." Zudem war die Zahl der Kurgäste im Staatsbad - und damit die potenzieller Theaterbesucher - dieses Weihnachten und Silvester hoch.
Und so griff die Regelung, dass zunächst die mit einer "Eintrittskarte" eingelassen wurden, ehe Gäste mit Tageskarte zum Zuge kamen. Nach Angaben der Gästeinformation der Kurverwaltung ging es da um 40 bis 50 Plätze. Laut Schallenkammer würden Stammgäste das eigentlich wissen. Mit dem ewig vermuteten Konflikt zwischen Stadt und Staatsbad habe das nichts zu tun.
Nun will Andrea Schallenkammer "Konsequenzen aus dem Debakel ziehen". Spezielle Eintrittskarten werden im Vorfeld nicht ausgegeben; von jetzt an gilt die Tageskarte und das Prinzip: "Wer zuerst damit kommt, mahlt zuerst". Frühes Erscheinen ist also künftig auch mit Kurkarte ratsam.
Außerdem will die Kurdirektorin mit den Maßbacher Theaterleuten sprechen, ob man nicht in den größeren Kursaal umzieht. Je nach Bühnenbild könne man dort 250 bis 300 Plätze anbieten. Allerdings wären die technischen Herausforderungen dort größer, weswegen die Maßbacher bisher den kleineren Lola-Montez-Saal bevorzugten. Am 21. Februar gastieren sie mit Shakespeares "Der Sturm" wieder im Staatsbad. Dann soll das neue Konzept greifen.
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