Bad Kissingen
Trockenheit im Weinberg: Reben kämpfen ums Überleben
Ein Klima wie in Italien, dennoch: Viele Rebstöcke der Winzer aus dem Saaletal kämpfen ums Überleben. Die schrumpfen jetzt ihre Ernte, um in den nächsten Jahren größeren Verlusten zu entgehen. Der Qualität des Weines schadet das nicht. Im Gegenteil.
Zwischen den dürren Gräsern liegen verdörrte Trauben. Ausgetrocknet und von der Sonne verbrannt. Nicht eine, auch nicht drei: Lorenz Neder hat an dem Ramsthaler Weinberg die Hälfte aller Früchte abgeschnitten, die an den fünf Jahre alten Reben gewachsen sind - gesunde Trauben, aus denen einmal Wein werden sollte. Der Winzer reagiert auf die Trockenheit: Indem er die Früchte entfernt, entlastet er die jungen Reben, die ums Überleben kämpfen.
"Es ist traurig, was man da sieht", sagt Stefan Ruppert, Vorsitzender des Weinbauverbands und selbst Winzer. Das ganze Saaletal sei betroffen. Besonders anfällig: frühreife Sorten. Die Beerenhaut des Bacchus bekommt geradzu einen Sonnenbrand, sagt er. "Wir hoffen dringendst auf Regen." Die Böden sind leer. "Die Lage ist akut", sagt Hermann Mengler, Weinfachberater beim Bezirk Unterfranken. "Wir haben Weinberge, die leiden."
Im Frühjahr hat Lorenz Neder neue Pflanzen gesetzt. Die zarten Stöcke reichen dem 25-Jährigen bis zum Knie. Normalerweise hätten sie heute schon die dreifache Länge, sagt er. Acht schwarze Schläuche schlängeln sich entlang der Stöcke den Weinberg hinunter. Zehn Liter Wasser bekommt jede Rebe aus der mobilen Tröpfchenanlage mit den zwei Fässern am anderen Ende. Heute ist sie zum dritten Mal in diesem Jahr im Einsatz. Fünf Prozent seiner jüngsten Pflanzen konnte er auch damit nicht mehr retten. Familie und Freunde packen bei der Bewässerung mit an. Einen halben Hektar schaffen sie am Tag. Nur dort, wo Neders keine andere Möglichkeit sehen.
So eine Trockenheit und Hitze haben die wenigsten Winzer bisher erlebt. An das extrem trockene Jahr 1976 können sich viele von denen erinnern, die schon länger im Geschäft sind. "Da hatten wir aber im Gegensatz zu diesem Jahr mehr Winterfeuchte", sagt Hermann Mengler, der unterfränkische Weinbauern berät. Schon während der Blüte im Juni hatte der Stock zu wenig Wasser, sagt Lorenz Neder. 200 Millimeter Niederschläge pro Quadratmeter fehlen ihm und seinen Reben heuer. Hermann Mengler schätzt die Defizite in einigen Regionen Unterfrankens sogar auf 300 Millimeter.
Die älteren Rebstöcke auf den elf Hektar des Ramsthaler Familienbetriebs stecken den Wassermangel besser weg. Die 30 Jahre alten Reben wurzeln tiefer und sind stärker.
Die Trockenheit schraubt die Qualität des Weines nicht nach unten - da sind sich die Fachleute einig. Im Gegenteil: "Wir haben ein Klima wie in Italien. Das ist gerade für den Rotwein gut, das wird ein guter Jahrgang", sagt Stefan Ruppert. Ihm ist die Trockenheit lieber als ein schlechter Sommer, in dem es nur regnet. Durch die Sonne wird viel Zucker in den Früchten eingelagert. Die Konsequenz: wenig Säure, viel Alkohol. "Es wird vielleicht mehr höherwertigere Weine, Spätlese, geben."
"Es wird guten Wein geben, aber 30 Prozent weniger Erntemenge", sagt Heiko Niedermeyer, Leiter der GWF-Verkaufsstelle im Kellereischloss in Hammelburg. Verbandschef Stefan Ruppert rechnet mit Einbußen für die Weinbauern, die heuer wohl "keine Rekordernten" einfahren werden. Aber der Winzer bremst: "Wir dürfen das nicht so schwarz sehen. Die Natur gleicht immer mal wieder aus." Mit einem preislichen Ausgleich rechnet er für den Wein 2015 nicht. Wenn, dann wird sich der Preis zumindest "nicht gravierend" erhöhen.
Lorenz Neder warnt davor, zu pessimistisch zu sein. "Wir sind von der Natur abhängig. Es ist jedes Jahr ein anderes Spiel, auf das man sich einlässt. Das macht es spannend." Etwas Spannung will er trotzdem herausnehmen. Im Winter soll auf knapp einem Hektar eine Bewässerungsanlage fest installiert werden. Dort, wo die Reben schon in den vergangenen Jahren ums Überleben gekämpft haben.
"Es ist traurig, was man da sieht", sagt Stefan Ruppert, Vorsitzender des Weinbauverbands und selbst Winzer. Das ganze Saaletal sei betroffen. Besonders anfällig: frühreife Sorten. Die Beerenhaut des Bacchus bekommt geradzu einen Sonnenbrand, sagt er. "Wir hoffen dringendst auf Regen." Die Böden sind leer. "Die Lage ist akut", sagt Hermann Mengler, Weinfachberater beim Bezirk Unterfranken. "Wir haben Weinberge, die leiden."
Im Frühjahr hat Lorenz Neder neue Pflanzen gesetzt. Die zarten Stöcke reichen dem 25-Jährigen bis zum Knie. Normalerweise hätten sie heute schon die dreifache Länge, sagt er. Acht schwarze Schläuche schlängeln sich entlang der Stöcke den Weinberg hinunter. Zehn Liter Wasser bekommt jede Rebe aus der mobilen Tröpfchenanlage mit den zwei Fässern am anderen Ende. Heute ist sie zum dritten Mal in diesem Jahr im Einsatz. Fünf Prozent seiner jüngsten Pflanzen konnte er auch damit nicht mehr retten. Familie und Freunde packen bei der Bewässerung mit an. Einen halben Hektar schaffen sie am Tag. Nur dort, wo Neders keine andere Möglichkeit sehen.
300 Liter zu wenig
So eine Trockenheit und Hitze haben die wenigsten Winzer bisher erlebt. An das extrem trockene Jahr 1976 können sich viele von denen erinnern, die schon länger im Geschäft sind. "Da hatten wir aber im Gegensatz zu diesem Jahr mehr Winterfeuchte", sagt Hermann Mengler, der unterfränkische Weinbauern berät. Schon während der Blüte im Juni hatte der Stock zu wenig Wasser, sagt Lorenz Neder. 200 Millimeter Niederschläge pro Quadratmeter fehlen ihm und seinen Reben heuer. Hermann Mengler schätzt die Defizite in einigen Regionen Unterfrankens sogar auf 300 Millimeter. Die älteren Rebstöcke auf den elf Hektar des Ramsthaler Familienbetriebs stecken den Wassermangel besser weg. Die 30 Jahre alten Reben wurzeln tiefer und sind stärker.
Die Trockenheit schraubt die Qualität des Weines nicht nach unten - da sind sich die Fachleute einig. Im Gegenteil: "Wir haben ein Klima wie in Italien. Das ist gerade für den Rotwein gut, das wird ein guter Jahrgang", sagt Stefan Ruppert. Ihm ist die Trockenheit lieber als ein schlechter Sommer, in dem es nur regnet. Durch die Sonne wird viel Zucker in den Früchten eingelagert. Die Konsequenz: wenig Säure, viel Alkohol. "Es wird vielleicht mehr höherwertigere Weine, Spätlese, geben."
"Es wird guten Wein geben, aber 30 Prozent weniger Erntemenge", sagt Heiko Niedermeyer, Leiter der GWF-Verkaufsstelle im Kellereischloss in Hammelburg. Verbandschef Stefan Ruppert rechnet mit Einbußen für die Weinbauern, die heuer wohl "keine Rekordernten" einfahren werden. Aber der Winzer bremst: "Wir dürfen das nicht so schwarz sehen. Die Natur gleicht immer mal wieder aus." Mit einem preislichen Ausgleich rechnet er für den Wein 2015 nicht. Wenn, dann wird sich der Preis zumindest "nicht gravierend" erhöhen.
Lorenz Neder warnt davor, zu pessimistisch zu sein. "Wir sind von der Natur abhängig. Es ist jedes Jahr ein anderes Spiel, auf das man sich einlässt. Das macht es spannend." Etwas Spannung will er trotzdem herausnehmen. Im Winter soll auf knapp einem Hektar eine Bewässerungsanlage fest installiert werden. Dort, wo die Reben schon in den vergangenen Jahren ums Überleben gekämpft haben.
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