"Der Appetit kommt beim Essen" oder "mehrere Instrumente bilden noch kein hörbares Konzert ab". Das, oder so ähnlich, lässt sich auf die Veranstaltung "Treibhaus -Menü II – Konzeptentwicklung für Nutzungsmöglichkeiten im Quartiersmanagement" zuschreiben.
Es ist schon sperrig in der Wortwahl und vor allem in der Vielseitigkeit des Anliegens. Orchestriert hat das Thema dann auch überzeugend Natalie Schaller, Architektin für die Stattbau München GmbH. Es ist ein relativ junges Segment einer Bauplanung für künftige Wohngebiete, den gesellschaftlichen Wandel der Wohn- und Lebensmöglichkeiten in einem Quartier bereits vorher abbilden zu wollen.
Verschiedene Vorlieben bei Bewohnern
In der Vorstellungsrunde der rund 50 Teilnehmenden wurde das deutlich. Mia Hochrein zum Beispiel bezeichnet sich als "WG-Typ". Sie kann sich auch im Alter eine Wohngemeinschaft vorstellen. Claudia Koch dagegen möchte ihr großes Haus später mal gegen eine Wohnung eintauschen, aber in der direkten Nachbarschaft in eigenen Wohnungen Gleichgesinnte und Freunde versammeln - was auch bedeutet, das Projekt gemeinsam anzugehen. Andere Gäste würden einfach eine Wohnung "in dem schönen Münnerstadt" nehmen wollen und halten das Treibhaus-Quartier für eine gute Lösung.
Für eine nachhaltige Zukunft
Das Konzeptverfahren, nach dem sich die Vergabe der Grundstücke richtet, soll nicht für alles herhalten, was so an Nutzungsmöglichkeiten bestehen kann. Es soll für das Treibhausgelände und die nahe Altstadt , sinnvoll gesteuert von der Kommune oder Investoren, bestimmte Kriterien erfüllen.
Als zukunftsfähige Quartiere gelten "ökologische Nachhaltigkeit - soziale Gerechtigkeit und Teilhabe – gesellschaftliche Aspekte – lebenswerte Quartiere und Nachbarschaften". Bevor also die Stadt die Flächen vergibt, wird sie sich Regeln auferlegen, die eine nachhaltige Zukunft garantieren. Wie das geschehen kann, zeigte Natalie Schaller auf.
Denn auch die Ziele sollen bei der Steuerung des Projekts definiert sein. Bei aller Freiheit in der Nutzung des Areals soll die Einheit bei den Wohn- und Lebensformen sichtbar bleiben. Das kann durch planerische Vorgaben erfolgen, die vorher in demokratischen Prozessen gemeinsam zwischen Fachleuten, Kommune und Wohninteressenten erarbeitet werden.
"Das eine" Konzept gibt es nicht
Auch potentielle Investoren können Vorgaben für ein Nutzungskonzept einbringen. Die Referentin betonte, dass es "das eine" Konzept nicht gibt. Die Stadt sollte den Rahmen zimmern und vorher möglichst viele einbinden, um ein klares Bild von dem künftigen Quartier Treibhaus zu bekommen.
Soll es bei den Zielvorgaben eine Gewerbeverpflichtung geben, wie sollen Freianlagen oder Parkmöglichkeiten aussehen, ist ein eigener Spielplatz sinnvoll oder reicht der Jörgentor-Spielplatz aus? Welche Vermarkungskriterien will man aufführen?
Transparenz kommt gut an
Bereits von Anfang an verläuft die Suche nach einem adäquaten Wohngebiet des künftigen Wohngebiets in total transparenter Form, was in Fachkreisen, bei der Politik und der Bürgerschaft viel Anerkennung findet. Mit Ines-Ulrike Rudolf ist eine Fachkraft im "Treibhaus-Büro" in der Veit-Stoß-Straße in den nächsten Monaten ständige Ansprechpartnerin. Und sie ist es auch, welche die Idee zu den Menüs umsetzte.
Warum also nochmal ein weiterer theoretischer Unterbau dieses so ungewöhnlichen Mürschter Zukunfts-Projektes? Natalie Schaller versucht bei aller Transparenz des Verfahrens auch Fallstricke und Grenzen bei der Quartiersentwicklung aufzuzeigen.
Es soll zwar "die Handschrift der künftigen Nutzerinnen und Nutzer" tragen, doch lässt sich das ohne rechtliche Rahmenbedingungen nicht umsetzen. Damit das klappt, sollten Workshops durchgeführt werden.
Ankerprojekt ist bedeutend
Die Frage einer Besucherin, dass "das für die Kommune einen Riesenaufwand bedeuten würde", bejahte die Referentin gerade für solche kleineren Gemeinden wie Münnerstadt. "Aber es lohnt sich, ein solches Konzeptverfahren durchzuführen", so Natalie Schaller.
Entscheidend für die Qualitätssicherung wäre auch ein sogenanntes "Ankerprojekt". Dabei geht es um einen Muster-Hof, der als Vorbild für die anderen Höfe gelten kann. "Hof" deswegen, weil der angenommene und preisgekrönte Gestaltungsentwurf auf dem Höfe-Prinzip basiert. Dabei kann man planerisch u.a. die Energienutzung oder die Raumaufteilung innen und außen definieren.
Austausch bei gemeinsamem Essen
Der Eindruck, dass die Besucherinnen und Besucher von den Möglichkeiten des Treibhaus-Projektes überfordert sein würden, konnte man nicht gewinnen. Die meisten bleiben. Es fanden sich Kochprofis, die Gemüse für das Risotto schnippelten, um bei Ziegenkäse, Datteln im Speckmantel und Fleischbällchen das Informationsmenü im Bärensaal zu genießen und mit ihren eigenen Ideen und Vorsätzen mit den Tischnachbarn ins Gespräch zu kommen. Da geht die Treibhaus-Liebe durch den Magen.
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