Maria Kirchners Eltern hatten nämlich in der Oberen Marktstraße bis zum Jahr 1963 ebenfalls eine Bäckerei. 23 Jahre war Maria Kirchner Tochter des "Oberen Bäck", 36 Jahre Frau des "Unteren Bäck" in Burkardroth. Als ihr Mann vor drei Jahren starb, ging das Geschäft an sie über. Bis heute steht sie hinter der Ladentheke. "Mit den Leuten ein bisschen zu tratschen, hat mir immer Spaß gemacht", sagt die 59-Jährige. Dennoch freut sie sich auch darauf, dass sie bald ohne strenge Arbeitszeiten lebt. "Da kann ich endlich tun, was ich möchte und mich auch mehr um die drei Enkelkinder kümmern."
Eine ihrer vier Töchter hatte sich vor 16 Jahren aufs Bäckerhandwerk verlegt. Christine Kirchner lernte damals im elterlichen Betrieb und machte 1996/97 ihren Meister. Als der Vater starb, pachtete sie die Bäckerei von der Mutter. Um halb zwei Uhr morgens ist die Nacht für sie zu Ende. Dann steht sie mit dem Gesellen in der großen Backstube, mischt, würzt und knetet die Teige und richtet ein Blech mit Backwaren nach dem anderen für den Ofen her. Um sechs Uhr muss alles fertig sein. Für Pizzataschen, Nusszopf und eingenetztes Brot sind die Kirchners berühmt. Aber auch auf die Ringelweck, welche die Paten ihren Patenkindern schenken, besteht zu Silvester ein großer Run.
Persönlich mit der Kundschaft ein Schwätzchen zu halten, das wird auch sie vermissen - wenngleich die Kunden sich im Lauf der Zeit verändert haben und auch ihre Ansprüche nicht mehr einzuschätzen sind. "Man kann nichts mehr berechnen. Manchmal sind die Auslagen im Laden um zehn Uhr morgens leer gefegt, an anderen Tagen wird kaum was gekauft", hat Christine Kirchner festgestellt. Stammkunden seien die älteren Leute, "die schon immer ihr Brot nur beim Bäcker geholt haben". Die Jüngeren nehmen dagegen oft Backwaren im Supermarkt mit.
Wollten die Kirchners mit ihrer Bäckerei konkurrenzfähig bleiben, müssten sie große Summen investieren, sagt die junge Frau. Beispielsweise wäre es dringend notwendig, im Verkaufsraum einen Backofen zu installieren, um mit den großen Supermärkten konkurrenzfähig zu bleiben. "Und dann ist die Frage, ob sich das rentiert." Die Schließung der Bäckerei trifft die Stammkunden am härtesten. Aber es kommen zurzeit auch Leute in den Laden, die sich selten sehen ließen, um ihr Bedauern über die Schließung auszudrücken, sagt die Bäckermeisterin. "Aber im Prinzip sind die Leute doch selbst schuld, wenn sie eher in den großen Geschäften kaufen."
Das Backen für immer aufzugeben sei eine "schwierige Entscheidung" gewesen, sagt die 34-Jährige. "Das hat mich manche schlaflose Nacht gekostet." Aber ein solches Geschäft zu führen, bedeute eben viel Verantwortung: Man muss immer früh aufstehen, am Wochenende hat man nie ganz frei und im Urlaub verdient man eben nichts. Die Löhne für den Gesellen und die Teilzeit-Verkäuferin müssen jedoch auch dann bezahlt werden.
Positiv sei jedoch, dass man zu Hause arbeitet und sich die Arbeit bis zu einem gewissen Grad einteilen kann. Früher habe die ganze Familie mitgeholfen und am Samstag saßen dann alle am Tisch zusammen, "das war sehr schön".
Wie es nach Pfingsten beruflich weiter geht, darüber ist sich die 34-Jährige noch nicht schlüssig. Gern würde sie im Wellness-Bereich arbeiten, sagt sie. Aber auf eines freut sie sich besonders: Mal spontan zu sein, eine ganze Nacht durch zu schlafen und mal ein ganzes Wochenende mit ihren Freundinnen zu verreisen.