In Obererthal vibrierte an diesem Sonntag nachmittag die Luft. Rund 100 Traktoren samt heiteren Besatzungen bildeten einen tuckernden Festzug, der sich den Weg durch ein Spalier staunenden Publikums bahnte.
Die Rechnung der Bulldogfreunde Vorrhön, ihr Dreschfest mit dem Plootzfest (wir berichten noch) zusammenzulegen, ging voll auf. Aus nah und fern kamen Bulldogs und Fans, teilweise reisten die Technikfreaks mit Wohnwagen am Haken an, um sich guter Laune und Fachsimpelei hinzugeben.
Der Festplatz an der Jägersmühle entpuppte sich als wahres Technik-Museum. Kaum ein Bulldog-Modell der letzten Jahrzehnte, welches nicht zu sehen war. Häufig liebevoll restauriert, aber manche durchaus noch im Gebrauch und von jahrelanger Arbeit auf dem Acker gezeichnet.
Höhepunkt war zweifellos der Festzug. Knapp 45 Minuten dauerte es, bis alle Schlepper durch waren. Mit Fahrern und zum Teil Kind und Kegel fuhren rund 300 Personen durch den Ort, angeführt von der Obererthaler Dorfmusik. Dazu gesellten sich noch verschiedene Fußgruppen.
Das älteste Exemplar des Treffens musste Eigentümer Otmar Huppmann auf einem Anhänger durch den Ort ziehen. Sein Lanz Mops von 1923 mit seinen 8 PS war kurz vorher noch anstandslos gelaufen. „Ölpumpe kaputt“, diagnostizierte Huppmann vor dem großen Auftritt. Möglicherweise habe er es zu gut gemeint und zu viel Öl eingefüllt. Mit einiger Schrauberei und technischem Geschick wird das tiefschwarze Fossil der Landmaschinentechnik in den nächsten Tagen wieder zum Laufen gebracht.
Allen voran fuhr Landrat Thomas Bold auf einem piekfein restaurierten MAN-Schlepper von 1960, den ihm für diesen Zweck Eberhard Ruppert geliehen hatte. „Das ist schon ein Erlebnis“, kommentiert Bold die Pflege von Nostalgie und Tradition sowie das steigende Interesse der Bevölkerung an alten Landmaschinen.
Dicht umlagert auch die alte Dreschmaschine beim Schaudreschen auf dem Festplatz. Es brauchte eine Weile, um durch wiederholtes Umparken den Riemen zwischen Dreschmaschine und antreibendem Traktor so zu spannen, dass der meterlange Keilriemen die erforderliche Kraft übertrug.
Von der Revolution in der Landtechnik kündeten auch die Motorsägen-Vorführungen von Michael Schneider. Seine alte Stihl von 1961 sägt zwar noch, bringt aber mit 13,5 Kilogramm fast doppelt so viel Gewicht auf die Waage wie ein aktuelles Modell mit gleicher Leistung.
Die Dieselwolken haben sich kaum verzogen, da blicken die Bulldogfreunde schon auf ihr Treffen 2011. Da soll die neue Obererthaler Vereinshalle eingeweiht werden. Bei günstigeren Wetterprognosen wird mit doppelt so vielen Traktoren wie dieses Mal gerechnet.
