Es flossen auch Tränen an diesem Sonntag-Nachmittag bei den Fans der Kissinger Wölfe. "Die Wölfe mussten gehen, wann werd´ ich sie wiederseh´n", sangen die Männer , Frauen und Kinder, die sich auf der Straße vor der Eissporthalle versammelten, um sich auf diese Weise vom Eishockeysport in Bad Kissingen zu verabschieden. Gleichzeitig taten sie ihren Unmut kund über die Stadt Bad Kissingen ; die Kommune habe durch den Verkauf der Eissporthalle an einen ukrainischen Investor erst diese Situation heraufbeschworen, betonen die Mitglieder. Seit Donnerstag ist die erste Eishockeymannschaft der Kissinger Wölfe vom Spielbetrieb abgemeldet. Der Nachwuchs muss ab sofort zum Training nach Lauterbach oder Hassfurt fahren. Eine Dauerlösung ist das nicht, wissen die Fans. Wie es weitergeht? Keiner hat eine Antwort, ob der Eishockeysport eine Zukunft in Bad Kissingen bekommt.
Doch eines ist klar. Selbst wenn sich eine Lösung findet, die Aufbauarbeit der vergangenen Jahre ist schon jetzt zunichte gemacht. Denn selbst dann müsste das Eishockeyteam wieder in der untersten Liga beginnen, erläutert Michael Grimm . Er gehört vor rund 40 Jahren zu den ersten Kissinger Jungs, die in der Halle das Eishockeyspiel lernten. Die Leidenschaft ist bis heute geblieben. "Es tut weh", sagt Michael Grimm . Auch Otto Granich und Robert Fischer ergeht es ähnlich. Beide haben den Aufstieg der Wölfe und jetzt ihren Niedergang mitverfolgt. "Es schmerzt", sagt Otto Granich, der der erste war, der Kindern das Eishockeyspiel im Ort beibrachte.
Machtlosigkeit, Traurigkeit , Wut - all das mischt sich an diesem Sonntagnachmittag beim gemeinsamen Gesang der Fans. Melanie, Stefanie und Heike Schubert hatten am Samstag erst den Text auf das Ärztelied "Westerland" geschrieben. Ganz spontan, wie sie sagen. "Die Wölfe mussten gehen, wann werd´ ich sie wiederseh´n eine Liebe für die Ewigkeit", heißt es in einer Zeile. Ebenso spontan war der Aufruf zur Demo vor der Eissporthalle. Trotzdem kamen mehr als 60 Anhänger, um mit zu singen und Ade zu sagen. Heike Schubert vermisst allerdings den Aufschrei von Eltern außerhalb des Vereins, deren Kinder nun nicht mehr Eislaufen können. Denn es gehe nun die Möglichkeit verloren, Wintersport im Landkreis zu betreiben. Die Halle hatte ein Alleinstellungsmerkmal. Ralph Kiesel erinnert daran, wie viele Schulen die Halle genutzt hätten. Das sei nun alles verloren. Die Arbeit der Kissinger Wölfe sei mit den Füßen getreten worden. So etwas dürfte in einer Stadt nicht passieren, finden die Fans.
Die enttäuschten Fans und Mitglieder schließen nicht aus, dass auch eine Demo in der Innenstadt folgen wird.
Zwar spricht der Volksmund davon, dass Selbsterkenntnis der Erste Weg zur Besserung ist, in seinem Falle ist seine politische Vita aber am Ende der Fahnenstange angelangt. Schade für Kissingen ist die Zeit des Stillstandes und des Vakuums, das gerade entsteht. Und leider unabwendbar.