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BAD KISSINGEN
Traditionslokal vorerst geschlossen
svd
 |  aktualisiert: 22.07.2013 18:29 Uhr

Die Kissinger Traditionsgaststätte Bratwurstglöckle in der Grabengasse ist bis auf Weiteres geschlossen, seine Zukunft ist ungewiss. Schon im Juni standen Gäste vergeblich vor der Tür. Doch erst zum 15. Juli wurde das Gewerbe dann auch amtlich abgemeldet. Dies bestätigte Valery Matvienko als Sprecherin der MyNastya GmbH auf Nachfrage der Main-Post. Die Gesellschaft, hinter der russische Investoren stehen, hatte das Bratwurstglöckle erst vor fünf Jahren zeitgleich mit dem Hotel Weißes Haus (Kurhausstraße) erworben.

Mehrmals wechselte seitdem der Küchenchef. Im vergangenen Jahr hatte das Restaurant einige Monate geschlossen, bevor die Eigentümer endlich ab Oktober 2012 mit Swen Kuttig (37) einen neuen Versuch starteten. Klein, aber fein solle die Speisekarte werden. Nichts solle aus der Tiefkühltruhe kommen, alles werde frisch zubereitet, hatte Kuttig damals versprochen (wir berichteten). Nach nur neun Monaten ist auch dieses Gastspiel vorbei.

Zu den Hintergründen wollte sich Kuttig nicht äußern. Auch die Eigentümer verweigerten der Main-Post jede Aussage zu den Gründen der Schließung. Kurz und knapp wurde nur mitgeteilt, man wolle die Immobilie wieder verkaufen oder verpachten. Eine öffentliche Ausschreibung sei noch nicht erfolgt.

So dürfte es also in den kommenden Wochen im Bratwurstglöckle still bleiben. Vorbei sind die glorreichen Zeiten, als es bei den Stars von Bühne, Film und Fernsehen wie Rudolf Platte oder Johanna von Koczian, Inge Meysel oder Lilo Pulver, Hans Joachim Kulenkampff oder Curd Jürgens üblich war, nach dem Auftritt im Kurtheater im Bratwurstglöckle das Abendessen einzunehmen und mit dem Ensemble zu feiern. Auch viele Kissinger haben sich ein anderes Stammlokal gesucht.

Im Jahr 1899 hatte Gastwirt Valentin Kolb den inzwischen unter Denkmalschutz stehenden, damals noch zweigeschossigen Klinkerbau mit Sandsteingliederung und Dreieckserkertürmchen im Stil der Neorenaissance bauen lassen. Seine Tochter heiratete den Leibkoch von König Ludwig II., Josef Derleth, der die Gastwirtschaft schon 1909 übernahm. Er baute den Dachstuhl aus und stockte so das Haus um ein drittes Wohngeschoss auf.

Nach seinem Tod ging das Bratwurstglöckle im Jahr 1942 an Sohn Carl über, der die Gastwirtschaft in den 50er Jahren seiner Tochter Hannelore, verheiratete Kuhn, übergab. Anfangs noch erfolgreich, musste sich Hanni, wie sie von ihren Stammgästen genannt wurde, in jüngerer Vergangenheit so manches Mal einen neuen Pächter suchen.

Im Jahr 2000 stieg zuletzt Gertrud Winterstein mit Sohn Detlev ein. Doch im Februar 2008 kam ihre Insolvenzmeldung (wir berichteten). Damals entschied Hanni Kuhn, das Haus an die russische MyNastya GmbH zu verkaufen, die es noch im selben Jahr übernahm.

 
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