
Der Tod eines Kalbs Anfang November auf einer Weide in Rottershausen geht nicht aufs Konto des Wolfs, sagt das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU). Grundlage für diese Bewertung ist das Ergebnis der Sektion des Kadavers. Dass keine DNA genommen wurde, beziehungsweise nicht ausgewertet wurde, sorgt für Unverständnis beim Rinderzüchter. Warum wurde nicht auf Wolfs-DNA untersucht? Nachfrage beim LfU.
In WhatsApp-Gruppen rumort es in der Rhön. Kaum einer der Weidetierhalter, die dort vernetzt sind, kann sich vorstellen, dass der Riss in Rottershausen nicht aufs Konto des Wolfs gehen kann. Was bemängelt wird: dass nicht auf Wolfs-DNA untersucht wurde.
Der "Kehlbiss" fehlt
Warum nicht? Ein Sprecher des Landesamts für Umwelt erklärt die Sachlage: „Die äußerliche Inaugenscheinnahme des toten Rinderkalbs ergab keine eindeutigen Hinweise auf die Beteiligung eines wildlebenden großen Beutegreifers, wie zum Beispiel einen Kehlbiss.“
Keine Blutungen in der Unterhaut
Außerdem habe die amtliche Sektion zudem das Fehlen sogenannter intravitaler Verletzungen (Blutungen in der Unterhaut) bestätigt, die bei Bissen auf ein lebendes Tier zwangsläufig entstehen würden.
„Auf Basis der fachlichen Einschätzung aus Vor-Ort-Untersuchung und amtlicher Sektion, die keine Hinweise auf einen Angriff durch einen großen Beutegreifer liefern, erfolgt gemäß des Grundsatzes eine sparsamen Umganges mit Haushaltsmitteln in einem solchen Fall keine weitere genetische Analyse der genommenen Proben“, heißt es weiter in der schriftlichen Beantwortung der Fragen.
Erstuntersuchung vor Ort
Das Vorgehen bei einem Verdachtsfall ist komplex. Meldet ein Landwirt ein totes Tier und vermutet einen Wolfsriss, sieht sich zunächst ein Mitglied des „Netzwerks große Beutegreifer“ vor Ort um und dokumentiert, was er sieht. Dabei nimmt er mit einem Tupfer bereits Proben für eine mögliche genetische Untersuchung.
Das Netzwerk wird vom LfU gesteuert und wurde bayernweit etabliert: Etwa 140 Ehrenamtliche (Jäger, Vertreter Naturschutz, Förster, Landwirte) sind vor Ort als Ansprechpartner für Betroffene erreichbar. Ihre Hauptaufgabe ist die fundierte Dokumentation von möglichen Hinweisen.
Kadaver kommt in die Pathologie
Der Kadaver wird dann in die Pathologie des Bayerische Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit transportiert und dort untersucht. Da im konkreten Rottershäuser Fall die Experten dort weder einen Kehlbiss noch die oben erwähnten Blutungen in der Unterhaut, die bei einem noch lebenden Tier bei Bissen zwangsläufig entstehen würden, entdecken konnten, wurde auf den DNA-Test verzichtet.
Wolfs-DNA wird in Frankfurt untersucht
Andernfalls würde der DNA-Test im Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum in Frankfurt/Main erfolgen. Sollten vor Ort schon Merkmale gefunden werden, die auf einen Wolfsriss hindeuten – wie zum Beispiel der Kehlbiss – dann gingen die Proben automatisch ans Senckenberg-Institut, so ein Sprecher des Landesamts für Umwelt. „Wir beobachten jeden Fall gewissenhaft unter den fachlichen Aspekten“, betont der Sprecher.
Als Riss durch einen Wolf wird nur bei eindeutigem Nachweis gezählt, aber es wird ziemlich tatkräftig vermieden, solche offiziellen Nachweise zu erbringen.
Ebenso würde ein Riss ohne ausgewertete Spuren selbst dann nicht als Wolfsriss gewertet, wenn am Tatort aufgestellte Wildkameras in der Folgenacht einen (höchstwahrscheinlich zurückgekehrten) Wolf fotografieren.
Und wenn ein Tierhalter selbst Gewebeproben vom Kadaver entnehmen und per Gentest in einem Labor xy analysieren lässt, wird das kategorisch nicht anerkannt.
Die Betroffenen sind der Willkür der Behörden ausgeliefert.
Ist da ein Wolfskuschler vorn dran, der nicht beproben will, Pech.
Es kann sich jeder selbst ein Bild machen, welche Zahl in der Statistik veröffentlicht werden soll : Eine möglichst realistische, oder eben eine möglichst niedrige...
Nebenbei drückt man sich so auch elegant davor, den betroffenen Tierhaltern Schadensersatz zahlen zu müssen.