Sind sie auf der Flucht? Es ist mehr eine freudige Herausforderung, sich mit vielen Anderen im fast voll besetzten Max-Littmann-Saal des Regentenbaus zu treffen, um der "Alpenländischen Weihnacht" zuzuhören, die zum wiederholten mal in der Kurstadt zu erleben war. Was heißt da "wiederholt"? Die Geschichte ist über 2000 Jahre alt und hat immer den einen Kern für alle Christgläubigen "Die Botschaft von der Geburt des Heilands, des Retters". Diesmal in der Version von Christian Wolff . Der bekannte Schauspieler und Moderator und Synchronsprecher lässt die Zuhörer das spüren, was zur Vorbereitung auf das Fest unerlässlich scheint, Gelassenheit und Zuversicht.
Christian Wolff macht Mut, er nimmt seine Gäste mit in die Stille, erhebt die Stimme dabei kaum, doch lodern seine Sätze aus den Federn von Silja Welte, Jörg Zink und später von Karl-Heinrich Waggerl wie ein kleines Kaminfeuer. Die Erzählung wärmt die Seele und findet im Ausdruck ihre Farben. Ganz glutrot immer wieder die Krippe, das Neugeborene, das "uns" retten will, soll, kann, darf, muss? Wie gesagt, 2000 Jahre Interpretation und noch immer darf spekuliert werden.
Die "Alpenländische Weihnacht" kommt wie ein Geschenk daher. Die Zuhörer dürfen hineinschauen und sehen und hören die Lieder des Tölzer Knabenchores, sowie die perfekten Bläsersätze des "Ensemble Classique". Besonders verpackt war die Harfe, die Barbara Gasteiger liebevoll zupfte und streichelte. Trotzdem war die Wirkung kolossal. Man hörte die Stille der Täler, weil die Instrumentalisten ihre Lieblinge sehr dosiert und klanggenau forderten.
Der Tölzer Knabenchor ließ das Kindlein klingen, den Respekt vor dem neuen Leben, der jedes Jahr wieder Thema wird in den Wohnzimmern und den Kirchen der Christenwelt. Die Jungen in ihren Lederhosen und rotkarierten Hemden können mit ihren Glockenstimmen Eiszapfen zerspringen lassen, wenn es denn solche noch nennenswert geben würde. Bekannte Marienhuldigungen und die Freude über "den Messias" wurden gesungen, von den Hirten auf dem Felde, vor dem Stall, umgeben von Engeln in Scharen. Die Geschichten verfehlen auch heute ihre Wirkung nicht. Ganz bewusst lässt sich Christian Wolff mit seiner Erzählung in die Harfenklänge hineingleiten und schafft schlichte Ergriffenheit.
Das konzertante Weihnachtsgeschenk ist ziemlich ausgepackt, die Zuhörer können endlich durch den Beifall bezeugen, dass der Glanz des Festes auch bei ihnen angekommen ist. Vollends feucht in den Augenwinkeln wird es mit den zwei Zugaben. Christian Wolff wird bei "Oh du fröhliche" ein "Knabe" im Chor. Das "Classique Ensemble" lässt dazu Pauken und Trompeten frohlocken. Und was nehmen die Gäste am Ende des Abends mit hinaus in die " Nacht"? Die "Stille"!