Die Anfänge des Flugsports in der Rhön reichen weit zurück: 1911 gab es erste Flugversuche auf der Wasserkuppe, in Bad Kissingen flogen 1923 die ersten Pioniere. In dieser langen Geschichte markiert der Oktober 2018 eines der dunkelsten Kapitel: Am 5. Oktober starb der ehemalige Rüstungsmanager Axel Homburg (82) bei einem Absturz in Bad Kissingen , nur neun Tage später riss eine Cessna auf der Wasserkuppe eine 39-jährige Mutter, ihren elfjährigen Sohn und ihre zwölfjährige Tochter aus dem Leben .
In beiden Fällen nahmen Experten der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BFU) vor Ort Ermittlungen auf, jetzt haben sie im "Bulletin" für Oktober ihre Ergebnisse zusammen gefasst.
Die BFU verweist beim Bulletin darauf, dass es sich lediglich um Zwischenberichte handelt: "Hier wird explizit keine Unfallursache genannt, der Zwischenbericht dient ausschließlich der Darstellung der bis dato ermittelten Fakten." Wann die Abschlussberichte zu beiden Unfällen vorliegen, ist offen. Ein Blick auf die Homepage der Braunschweiger Behörde zeigt, dass das durchaus mehrere Jahre dauern kann.
Kein Kontakt vor dem Absturz
Der Absturz von Bad Kissingen wird in dem Bulletin auf sieben Seiten mit Grafiken und Fotos dokumentiert. Demnach startete Axel Homburg um 11.07 Uhr im hessischen Breitscheid, um 11.55 Uhr schlug die Maschine 1,3 Kilometer nördlich des Bad Kissinger Flugplatzes auf und brannte aus. Der 82-jährige Pilot hatte ein gültiges flugmedizinisches Tauglichkeitszeugnis und war schon mindestens acht Mal in Bad Kissingen gelandet. Axel Homburg war laut Bericht auch Halter der Unglücksmaschine, einer HK 36 R "Super Dimona".
Bestätigt wird in dem Bericht die Angabe des Segelflugvereins Bad Kissingen, dass sich Homburg vorab nicht angemeldet hat: "Der Pilot hatte keinen Funkkontakt zur Flugleitung des Sonderlandeplatzes Bad Kissingen." Außerdem wird darauf verwiesen, dass der Pilot laut Obduktion durch ein Polytrauma beim Absturz getötet wurde und keine Hinweise auf Vorerkrankungen vorliegen. Neu ist, dass im Kühlluftsystem des Triebwerks ein toter Vogel, vermutlich eine Amsel, gefunden wurde. Proben wurden an den "Deutschen Ausschuss zur Verhinderung von Vogelschlägen in der Luftfahrt" geschickt.
Vogel als Unfallursache?
Dass der Vogel auch Unfallursache sein könnte, zweifelt Matthias Albert, Vorsitzender des Segelflugvereins, an. Der Vogel könnte auch beim Absturz in die Bäume ins Wrack gelangt sein, und: "Selbst wenn ein Vogel ganz durch den Propeller durchgeht und der Motor stehen bleibt, könnte man einen Motorsegler noch locker auf dem Flugplatz landen", ist sich der erfahrene Pilot sicher.
Merkwürdig findet er auch einige Angaben: So stimme im BFU-Bericht die Ausrichtung der Bad Kissinger Landebahn nicht. Auch über die Zeugenaussagen wundert sich Albert: Im Bericht ist von "mehrfachen Lageänderungen um Längs- und Querachse" der Unglücksmaschine die Rede. Dagegen hätten ihm Zeugen berichtet, dass der Motorsegler "ganz stabil" geflogen sei, bevor der Motor aufheulte und die Maschine einen steilen Sinkflug einleitete.
Flugzeugunglück auf der Wasserkuppe - Fokus auf Flugzeug-Gewicht
Der ebenfalls siebenseitige Bericht zum Unglück auf der Wasserkuppe beginnt mit dem Start der Cessna um 14.56 Uhr in Mannheim. Nach einem Flug ohne besondere Vorkommnisse setzte die Maschine um 15.48 Uhr zur Landung auf der Wasserkuppe an. Bei der Halbbahnmarkierung war das Flugzeug wohl noch "mannshoch" über der Piste. Der 56-jährige Pilot entschied sich laut Bericht zum Durchstarten. Die Maschine gewann allerdings nicht an Höhe, sondern berührte 70 Meter hinter der Piste den Boden und erfasste wenige Meter weiter die Mutter mit ihre beiden Kindern aus dem Main-Kinzig-Kreis. Der Pilot hatte 682 Stunden Flugerfahrung und eine gültige Privatpiloten-Lizenz.
Ausführlich geht der Bericht auf das Gewicht ein: Das Flugzeug, die vier Insassen, Gepäck und Tank-Inhalt summierten sich demnach auf mindestens 1067 Kilogramm. Die maximale Abflugmasse der Cessna wird aber mit 1043 Kilogramm angegeben. Hinzu kommt, dass sich die milde Temperatur von 20 Grad auf die Motorleistung auswirkt und das Flugzeug auf der bergauf steigenden Landebahn durchstartete. Allerdings benennt auch dieser Bericht keine Unfallursache, es wird lediglich eine technische Störung der Maschine ausgeschlossen.
Die juristische Aufarbeitung beider Flugunfälle wird sich vermutlich noch lange hinziehen: Die Staatsanwaltschaft Schweinfurt hat bislang laut deren Leiterin Ursula Haderlein noch keine Akten. "Der Bericht der BfU wird von der Polizei mit den Akten vorgelegt", kommentiert sie den weiteren Ablauf. Bis dahin seien keine Aussagen zur Unfallursache möglich.