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Bad Kissingen
Ausländische Fachkräfte im Landkreis Bad Kissingen gesucht? So klappt's in Ihrer Firma
Politik und Industrie sind sich einig: Wir brauchen Arbeitskräfte aus dem Ausland. Wie die gewonnen werden können und wie es gelingt, sie langfristig zu binden und zu integrieren, zeigen Experten.
Anna Maria Benevides Werner (rechts), Vorsitzende des Bad Kissinger Intergrationsbeirats, im Gespräch mit Workshop-Teilnehmerinnen       -  Anna Maria Benevides Werner (rechts), Vorsitzende des Bad Kissinger Intergrationsbeirats, im Gespräch mit Workshop-Teilnehmerinnen
Foto: Sigismund von Dobschütz | Anna Maria Benevides Werner (rechts), Vorsitzende des Bad Kissinger Intergrationsbeirats, im Gespräch mit Workshop-Teilnehmerinnen
Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 13.09.2024 02:34 Uhr

In einer globalisierten Arbeitswelt und in Zeiten des Fach- und Arbeitskräftemangels auch im Landkreis Bad Kissingen ist die Fähigkeit, Menschen aus allen Teilen der Welt anzuziehen und zu integrieren, entscheidend für den Erfolg der Unternehmen. Deshalb luden die Wirtschaftsförderer des Landkreises und der Stadt Bad Kissingen gemeinsam mit der Agentur für Arbeit interessierte Unternehmen zum Workshop „Brücken bauen, Talente binden“.

Dort konnten sie sich von Fachleuten über gesetzliche Möglichkeiten, Herausforderungen und Lösungsmöglichkeiten informieren und sich zusätzlich von fachkundigen Organisationen aus dem Landkreis beraten lassen.

Es fehlt vor allem an Pflegekräften

„Uns fehlt es vor allem an Pflegekräften“, stellte der stellvertretende Landrat Emil Müller ( CSU ) in seinem Grußwort fest und meinte: „Wir kommen an der Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte nicht vorbei.“

Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ) ergänzte, dass allein in den vergangenen drei Jahren etwa 1 200 Ausländer in die Stadt gezogen sind. „Manche Kissinger sehen darin ein Problem, andere eine Chance.“

In jedem Fall sei die Integration ausländischer Arbeitskräfte ein Gemeinschaftsprozess für Stadt und Staat ebenso wie für Arbeitgeber und auch die Migranten selbst.

1400 offene Stellen im Landkreis

Auch Thomas Stelzer, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, bestätigte angesichts der aktuell 1 400 offenen Arbeitsplätze im Landkreis: „Wir brauchen Menschen aus Drittländern.“

Über die Möglichkeiten zur Anerkennung von Arbeits- und Fachkräften aus Ländern außerhalb der EU und Empfehlungen zu deren langfristiger Bindung im Landkreis informierten Ute Nagel, Fachberaterin im Fachinformationszentrum Einwanderung Franken, sowie Katrin Vogel, Projektleiterin Netzwerk Arbeit und Vielfalt (NAVi, Region München).

Über Chancen und Perspektiven des neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes sprach Ute Nagel und zählte die unterschiedlichen Möglichkeiten zur Anerkennung ausländischer Ausbildungen auf, die der Gesetzgeber den Unternehmen jetzt schon bietet und demnächst durch kommende Gesetzesänderungen ermöglichen wird.

So soll das vom Bundesamt für Arbeit und Soziales und dem Europäischen Sozialfond geförderte Programm „Integration durch Qualifizierung“ (IQ) die nachhaltige und bildungsadäquate Integration von erwachsenen Menschen ausländischer Herkunft in den Arbeitsmarkt erleichtern.

Zu dessen Umsetzung wurden in Bayern regionale Integrationsnetzwerke mit einer Vielzahl von Beratungsstellen geschaffen, die notwendige Qualifizierungsprojekte für ausländische Arbeitnehmer anbieten und mit flankierende Strukturmaßnahmen begleiten.

Experten beraten Unternehmen

Das Fachinformationszentrum Einwanderung Franken hat dabei die Aufgabe, Unternehmen zu allen Aspekten der Fachkräfteeinwanderung zu beraten. Je nach Qualifikation des Bewerbers sind die Anerkennungsabläufe in Deutschland unterschiedlich. Nagel versprach deshalb: „Wir beraten und begleiten Sie auch im Anerkennungsprozess.“

Doch ist es nicht damit getan, Mitarbeiter aus Drittländern als Arbeitskraft gewonnen zu haben. Es gilt, diese Mitarbeiter zu integrieren und langfristig ans Unternehmen zu binden. „Dabei ist nicht nur die betriebliche, sondern auch die soziale Integration wichtig“, betonte Katrin Vogel.

Ein "Kümmerer" in jedem Betrieb

Im Betrieb sollte es einen „Kümmerer“ geben und notwendige Ressourcen an zusätzlichem Aufwand und Zeit eingeplant werden. „Einwanderer sind mobil und brauchen Motivation, um im Betrieb zu bleiben.“

Auch sollten mögliche Vorurteile der Migranten schnell abgebaut werden: „Deutschland ist ein Land, in dem man wegen Bürokratie, mangelnder Gastfreundschaft und fehlenden Sprachkenntnissen nicht sonderlich schnell und gut ankommt.“

Deshalb sei auch die soziale Integration durch Hilfe bei Wohnungssuche, Familiennachzug, Kinderbetreuung, Freizeit und Sport sehr wichtig. Eines muss jedem Arbeitgeber klar sein, betonte Vogel: „Ankommen braucht Zeit. Möglichst schnell ist nicht möglichst langfristig.“

Migranten haben andere Probleme

Dies zeigten auch die anschließenden Beispiele aus der Praxis. Seit 2016 beschäftigt das Bad Kissinger Theresienstift ausländische Arbeitskräfte, berichtete Einrichtungsleiterin Simone Kiefl von guten Erfahrungen, verwies aber auch auf Herausforderungen: „Die Probleme von Migranten sind ganz andere als unsere.“

Deshalb gewährt man ihnen im Theresienstift eine viel längere Einarbeitungszeit als einheimischen Mitarbeitern. Sprachliche Mängel würden in der Pflegeeinrichtung oft durch eine stärkere Empathie im Umgang mit den Patienten ausgeglichen. Kiefl: „Es gibt auch eine Kommunikation ohne Worte.“

20 Nationen in einem Hotel

Von guten Ertfahrungen erzählte auch Ute Trabert, Managerin im Parkhotel Cup Vitalis. „Wir beschäftigen Mitarbeiter aus 20 Nationen auf allen Ebenen des Hotels.“ Angefangen habe es vor Jahren mit einem Dehoga/GTZ-Projekt, durch das man an Auszubildende aus Marokko gekommen sei. „Es war nicht leicht. Kulturen und Menschen waren unterschiedlich. Es hat lange gedauert, bis wir uns an einander gewöhnt hatten.“

Inzwischen beschäftigt das Hotel „nicht nur Quereinsteiger, sondern auch Fachkräfte und Azubis“ aus Drittländern. Jedem Migranten stellt das Hotel einen einheimischen Paten zur Unterstützung an die Seite. Auszubildende aus dem Ausland bekommen im hoteleigenen Wohnhaus ein Zimmer zur Verfügung gestellt

. Die Arbeitszeiten der Migranten werden den Zeiten ihrer Sprachkurse angepasst. „Es sind oft Kleinigkeiten, die den Erfolg ausmachen“, versicherte Trabert und schloss mit der Gewissheit: „Wo Menschen sich gegenseitig mit Respekt begegnen, sind Hautfarbe, Religion und Herkunftsland völlig gleichgültig.“

Weitere Informationen

# zur staatlichen Anerkennung ausländischer Mitarbeiter:

Ute Nagel, Zentrale IQ-Beratungsstelle zur Anerkennung ausländischer Qualifikationen (ZAQ+), Bildungscampus Nürnberg, Gewerbemuseumsplatz 1, 90403 Nürnberg, Telefon: (0911) 231 - 744 15, Email: arbeitgeberberatung@stadt.nürnberg.de

# zur betrieblichen und sozialen Integration ausländischer Mitarbeiter:

Dr. Katrin Vogel, Verband für interkulturelle Arbeit (VIA), Landwehrstraße 22, 80336 München, Telefon (089) 520 332 39, Email: katrin.vogel@via-bayern.de

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