
Die ersten Takte zu einem Welthit genügen, dass man Tina Turners kraftvolle R&B-Stimme im Ohr hat, ihre Bühnenpräsenz und ihr knappes Outfit vor Augen hat. Diese kollektiven Erinnerungen an eine großartige Sängerin waren der Rahmen für eine mitreißende Bühnenshow, die den Max-Littmann-Saal zum Beben brachte.
Ausverkauftes Haus im Parkett und ein Publikum , das generationenübergreifend mehrere Jahrzehnte umfasste, wobei am Ende weder Geburtsjahr noch körperliche Fitness zählte: Das Finale mit „Simply The Best“ oder „Proud Mary“ wurde zum kollektiven Feiern genutzt, niemand hielt es mehr auf den Sitzen, und nicht nur die Bühnenakteure rund um Julie Mayaya – alias Pop-Ikone Tina Turner – kamen so richtig ins Schwitzen.
Julie Mayaya als stimmgewaltiges Double
Der Veranstalter Reset-Produktion hatten mit ihrer Show den richtigen Riecher und dabei das glückliche Händchen, mit Julie Mayaya eine stimmgewaltige Kopie zu finden, die nicht nur die Stimmlage des Vorbilds traf, sondern auch den Bühnencharakter von Anna Mae Bullock – so der bürgerliche Name Tina Turners – perfekt darstellte: etwas staksig mit rhythmisch-eckigen Bewegungen, mal mit Schmollmund, mal die Mähne schüttelnd, mal im roten minimalistischen Glitzerkleidchen, mal im schwarzen Lederrock , mal als choreografischer Teil des Ensembles.
Zusammen mit den beiden Background-Sängerinnen J’Ci Bonsu und Alice Sacchi sowie der sechsköpfigen Band und den vier Tänzerinnen entwickelte sich eine musikalische Reise durch fünf Jahrzehnte, die mit Informationen zu den Höhen und Tiefen der 1939 in Brownsville/Tennessee geborenen Künstlerin aufgepeppt wurde. Moderator Niels Bartels erinnerte in kurzen Sequenzen an Tina Turners Schauspielkarriere, an ihre desaströse Ehe mit Ike Turner , an ihr spätes Glück oder an ihre besondere Gabe, „Songs so zu interpretieren als wären diese für Tina Turner geschrieben“.
Verschiedene Lebensstationen mit passender Musik von Tina Turner
Diesen Info-Texten folgten dann immer die passenden Beispiele, wenn zum Beispiel der Titelsong aus „Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel“, der den Erinnerungsmechanismus des Publikums aktivierte, oder die Interpretation von „Private Dancer“, die dereinst nicht nur Mark Knopfler von den Dire Straits überzeugte, sondern auch ihre Millionen Fans. Auch ihre Anerkennung bei anderen Musiklegenden spiegelte sich in der Auswahl der Stücke wider: Mit Eros Ramazotti und „Cose Della Vita“ sowie Bryan Adams und „It´s Only Love“ – beides im Duett mit Background-Sänger Daniel Splitt – zeigte Julie Mayaya ihr stimmgewaltiges Können und die musikalische Vielfalt des Originals.
Nicht fehlen durfte Tina Turners Einstieg in das Showgeschäft. Als Ike Turner wurde ihr Rushand Chambers an die Seite gestellt, mit dem Julie Mayaya die gemeinsamen Hits wie „A Fool In Love“, das treibende „I Wanna Take You Higher“ oder das legendäre „Proud Mary“ präsentierte. Abgerundet wurde das Konzertprogramm durch weitere Hits wie „Let’s Stay Together“, „Two People“ oder einem rockigen Medley mit Hits der Rolling Stones .
Zwei Dutzend Hits einer Rock-Legende
Zwei Dutzend Hits der Rock-Legende sorgten für beste Unterhaltung und ausgelassene Feierstimmung im ehrwürdigen Max-Littmann-Saal, auch wenn mal der wummernde Bass die Stimmen verschluckte oder manche Background-Choreographie eher störte als unterstützte. Das Publikum nutzte die erste Hälfte des Abends für ein zurückhaltendes Warm-Up: Rhythmisches Klatschen, Mitsingen von Textzeilen und Wippen der Beine oder das Nicken des Kopfes im Takt der Stücke zeigten die innere Bereitschaft zu mehr.
Und dieses Mehr entlud sich dann nach der Pause mit dem Intro-Stück „Show Some Respect“. Während man ruhigere Stücke noch im Sitzen genoss, gab es die ersten Tanzeinlagen zum mitreißenden Stück „Grapevine“, und ab dem Stones-Medley hielt es niemanden mehr auf den Sitzplätzen. Die überschäumende Begeisterung im Publikum erfasste auch die Künstler, die die Bühne zum Ende hin als „Party-Zone“ nutzen. Der frenetische Applaus war Dankeschön für die tolle Show und verdienter Lohn für ein spielfreudiges Ensemble.
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