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Thundorf
Klimawandel: Thundorf setzt auf die Eiche
Bei der Waldbegehung machen sich der Gemeinderat und Interessierte ein Bild, wie sich der Gemeindewald entwickelt. Der Jahresbetriebsplan 2025 wird vorgestellt: So entwickeln sich die Holzpreise.
Viele interessante Aspekte gab es bei der Thundorfer Waldbegehung 2024.       -  Viele interessante Aspekte gab es bei der Thundorfer Waldbegehung 2024.
Foto: Philipp Bauernschubert | Viele interessante Aspekte gab es bei der Thundorfer Waldbegehung 2024.
Philipp Bauernschubert
 |  aktualisiert: 07.12.2024 02:32 Uhr

Der Thundorfer Gemeinderat machte sich zusammen mit forstinteressierten Bürgerinnen und Bürgern, dem Revierleiter Forstoberinspektor (FOI) Florian Seubert, Forstdirektor (FD) Hubert Türich, Sachbearbeiterin der VG Maßbach, Katharina Schusser, und dem gemeindlichen Forstwirt Wolfgang Fuchs bei der Waldbegehung ein Bild davon, wie sich der Gemeindewald entwickelt.

Nach der Begrüßung von Bürgermeisterin Judith Dekant im gemeindlichen Bauhof merkte Hubert Türich an, dass auch in Thundorf die Forstwirtschaft eine wichtige Rolle spiele. Besonders die Nachhaltigkeit erhalte durch den zum Teil extremen Klimawandel und der anhaltenden Wettereskapaden eine immer höhere Bedeutung. Nachhaltige Bewirtschaftung hieße: „Der Wald soll zukunftsfähig gestaltet werden.“

In der Gemeinde Thundorf setze man auf Vielfalt und eine naturnahe, ökologische Waldwirtschaft, die sich auf circa 234,8 Hektar Waldfläche erstrecke. Bei der Baumart-Zusammensetzung stehe die Eiche unangefochten an der Spitze. Auch wenn der Klimawandel den Bäumen zusetze, stehe der Wald ziemlich gut da. Das liege vor allem an der seit Jahren vorangetriebenen Eigenverjüngung in den einzelnen Waldstücken.

Klimawandel auch in Thundorf

Beim Waldbegang kam aber auch die Bedrohung des Waldes zur Sprache. „Der Klimawandel ist auch in der Gemeinde Thundorf schneller und heftiger angekommen als angenommen“, sagte Türich. Die Häufung und Verschärfung von Witterungsextremen wie Hitze, Trockenheit und Stürme bedeuten eine große Gefahr für den Wald, die sich auch im Forst der Kommune widerspiegele. Trotzdem dürfe sich die Gemeinde Thundorf glücklich schätzen, dass sie vermehrt auf Eiche setze. Auch im Gemeindewald von Thundorf seien abgestorbene und dürre Bäume sichtbar. Türich erklärte dazu, dass der Klimawandel nicht nur den Lebensraum Wald und damit auch seine ganze Artenvielfalt , sondern auch die Erholungs-, die Klimaschutz-, die Bodenschutz- und die Nutzfunktion bedrohe.

Unter der fachkundigen Führung von Revierleiter Florian Seubert und Hubert Türich wurden dann Waldbilder in den Abteilungen „Obere Hundsäcker“ und „Reinhardschloss“ im Gemeindeteil Rothhausen unter die Lupe genommen.

In dieser Waldabteilung hat sich die Eichenverjüngung gut entwickelt“, so der Revierleiter. Dort musste eine Teilfläche durch Entnahme durchbrechender und beschattender Hainbuchen über die Eichenverjüngung aufgelichtet werden, um den Lichtbedürfnissen der jungen Eichenpflanzen gerecht zu werden. Durch die aktuelle große Eichenmast ist zu erwarten, dass zahlreiche weitere Eichensämlinge keimen werden.

15 Totholz- und 25 Biotopbäume

Zum Thema Naturschutz führten Seubert und Türich 15 Totholz- und 25 Biotopbäume in der Abteilung „Obere Hundsäcker“ an. Laut Aussage müssen diese ausgewählten Bäume für zwölf Jahre erhalten bleiben, wofür es eine Einmalzahlung von circa 6000 Euro gebe. Diese Bäume seien nicht nur des Geldes wegen wichtig, sondern auch für die Nährstoffe und den Wassergehalt des Waldbodens.

Zur Altdurchforstung in der Gemarkung „Dicke Tanne“ wurde auf die 50- bis 60-jährigen Douglasien-Fichtenbestände hingewiesen. Die Bestände waren bereits seit mehreren Jahren zur Durchforstung vorgesehen und daher überfällig. Hier war ein Großselbstwerber (Unternehmer, die Holz aufarbeiten und meist weiterverkaufen) mit Harvester im Einsatz.

Weitere Maßnahmen im noch laufenden Jahr waren die Tannenzäunung unter einer circa 60 Jahre alten Fichte, die Entnahme eines Fichtenschirms in Folge von Borkenkäferbefall, und neben den Tannen hat sich im Zaun Eichennaturverjüngung eingestellt.

Vorstellung des Jahresbetriebsplanes 2025

Nach der Waldbegehung traf sich der Gemeinderat im Bauhof, um von Florian Seubert die Nachweisung 2024 und die Vorstellung des Jahresbetriebsplanes 2025 zu erfahren.

Der Gesamteinschlag 2024 lag bei 1505 Festmetern (fm) mit hohem Schadholzanfall in der Fichte (Frischbefall und Altbefall aus dem Vorjahr). Der Haupteinschlag waren die Durchforstung „Dicke Tanne“, „Obere Hundsäcker“ und „Steinerleite“. Der relativ hohe Schadholzanfall bei der Fichte und der Rückstand bei den Jungdurchforstungen seien dank hoher Selbstwerber-Nachfrage gemindert wurden.

Die Pflege im „Krengel“ in Theinfeld durch die dortigen Rechtler auf einer Teilfläche trug ebenfalls ihren Anteil bei.

Geplante Holzernte

Beim Blick auf den Jahresbetriebsplan 2025 wird sichtbar, dass die Holzernte mit circa 976 fm geplant ist. Aufgeteilt wird diese Menge auf die Altdurchforstung auf 116,4 Hektar (ha) und 420 fm, Jungdurchforstung 3,1 ha und 50 fm und die Jugendpflege mit 19,9 ha und 16 fm. Dazu kommt noch die Vornutzung auf 39,4 ha und 486 fm. Geplant sind für die kommende Periode Ergänzungspflanzungen und Zaunbau.

Schon einige Jahre ein Thema ist der Wegebau – die Wege müssen mittelfristig instand gesetzt werden. Der Gemeinderat hat daher beschlossen, an dem Bundesförderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ teilzunehmen.

Drei Beschlüsse gefasst

Nach längerer Diskussion kam es noch zu drei Gemeinderatsbeschlüssen. Zum einen wurden die Forstbetriebspläne 2024 für Holzernte und Bestandspflege sowie für die Forstkulturen in den Gemeindewaldungen in vollem Umfang als Absichtserklärung genehmigt. Ergänzend wird hinzugefügt, die angekaufte Fläche „Hechgraben“ (500 lfm/laufende Festmeter) mit Laub- und Nadelbäumen zu bepflanzen. Es soll hier eine reine Forstkultur ( Mischwald ) mit punktueller Einzäunung entstehen. Die Fläche soll nach Möglichkeit als Förderfläche genutzt werden. Bei der Festlegung der Holzpreise beschloss das Gremium, diese wie bisher zu belassen. Polterholz (hart) 75 Euro/fm, Polterholz (weich) 45 Euro/fm, Abraum aus der Jungdurchforstung (hart) 15 Euro/Ster und Jungdurchforstung (weich) 5 Euro/Ster. Beim dritten Beschluss ging es um eine Christbaumfläche.

Bevor es zum Ende der Waldbegehung Bratwurst vom Grill gab, bedankte sich Bürgermeisterin Judith Dekant bei Seubert und Türich für die gute und konstruktive und kollegiale Zusammenarbeit.

Seit diesem Forstjahr ist Florian Seubert (rechts) der Revierförster; links sein Vorgänger Matthias Lunz.       -  Seit diesem Forstjahr ist Florian Seubert (rechts) der Revierförster; links sein Vorgänger Matthias Lunz.
Foto: Philipp Bauernschubert | Seit diesem Forstjahr ist Florian Seubert (rechts) der Revierförster; links sein Vorgänger Matthias Lunz.
 
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