
Im herrlich blaugrünen Wasser tummeln sich Delfine, oder in der Nähe eines Palmenstrandes irgendwo in südlichen Gefilden rauscht ein kleiner Wasserfall. Wer gerade solche beruhigende und an Urlaub erinnernde Szenen vor Augen hat, ist nicht unbedingt im wohlverdienten Urlaub oder sitzt auf dem Sofa vor dem heimischen Fernseher . Sie oder er kann auch auf einem Operationstisch im Thoraxzentrum Münnerstadt liegen und auf eine Operation oder eine Untersuchung, die mit einer Allgemeinanästhesie verbunden ist, warten.
VR-Brille seit drei Monaten im Einsatz
Möglich macht das eine VR-(Virtual Reality)Brille, die die Patientin oder der Patient trägt. Die Bilder, die die Virtual Reality (virtuelle Realität) ihm oder ihr vorgaukelt, beruhigen, stabilisieren den Blutdruck und den Puls, reduzieren die Angst und führen deshalb sehr oft dazu, dass weniger Beruhigungsmittel gespritzt werden müssen. Seit drei Monaten ist eine solche VR-Brille am Münnerstädter Thoraxzentrum im Einsatz.
Diese Redaktion sprach darüber mit dem Anästhesie-Chefarzt Dr. Rainer Haußmann, der dieses in Deutschland neue Verfahren eingeführt und sehr gute Erfahrungen damit gemacht hat. In Großbritannien ist der Einsatz dieser Geräte schon seit einiger Zeit üblich.
Im Thorax-Zentrum werden viele Lungenkrebs-Patienten operiert. „Sie haben oft eine durchaus nachvollziehbare starke Angst vor der Operation, die wir ihnen nehmen wollen“, erläutert Haußmann. Durch die Angstzustände erhöht sich oft der Blutdruck des Patienten und Schmerzen verstärken sich.
Positive Auswirkungen auf OP
Wenn es gelingt, dem Patienten in der Vorbereitungszeit vor der Operation die Angst zu nehmen oder sie zumindest zu reduzieren, dann sinkt der Blutdruck. Der Patient entspannt sich, und er atmet ruhiger. Das hat während und selbst nach der Operation noch positive Auswirkungen.
Im Einsatz ist die VR-Brille nicht nur bei Operationen, sondern auch bei anderen Eingriffen, bei denen der Patient ruhig gestellt werden muss. Bei dementen Patienten wird sie nicht eingesetzt, da diese nicht zwischen der Realität und den Bildern, die ihnen die Brille vorgaukelt, unterscheiden können.
Viele Filme zur Auswahl
Über 40 unterschiedliche Sequenzen (kleine Filme) mit einer Dauer von drei bis fünf Minuten stehen zur Auswahl. Der Patient kann unter anderem zwischen Szenen am Meer oder an einem See, Wasserfällen, Wäldern oder unter Wasser aussuchen. Sie werden immer mit Originalgeräuschen und entspannender Musik untermalt. Etwa viermal pro Tag wird die Brille eingesetzt. Die Klinik hat sie nicht gekauft, sondern geleast. Die Kosten pro Patient betragen etwa einen Euro pro Patient .
So funktioniert die VR-Brille:
1. Virtual Reality (VR)
bedeutet übersetzt „virtuelle Realität” und ist eine computergenerierte Wirklichkeit, die ein Benutzer mithilfe einer speziellen Brille (VR-Brille) erleben kann. Der realistische Eindruck wird durch entsprechende Geräusche verstärkt, die man über ein VR-Headset hört. Ist eine VR-Anwendung gut gemacht, kann man komplett in die virtuelle Umgebung eintauchen.
Genutzt werden VR-Anwendungen inzwischen in vielen Bereichen. Vermutlich am beliebtesten (und auch am meisten genutzt) ist der VR-Einsatz bei Videospielen. Sehr gerne kommt VR inzwischen aber auch in der Immobilienbranche zur Anwendung. Über eine VR-Brille ist es beispielsweise möglich, einen sehr realen Eindruck einer Wohnung oder eines Hauses zu erhalten, obwohl man gar nicht vor Ort ist. VR wird mitunter aber auch zu Trainingszwecken eingesetzt, etwa in Fahrtrainings oder um Erste-Hilfe-Maßnahmen in realistischen Szenarien zu üben.
Weniger bekannt ist der Einsatz der virtuellen Realität in der Medizin. In vereinfachter Form wird sie sogar in Zahnarzt-Praxen eingesetzt. An der Decke über dem Stuhl des Patienten ist ein großer Monitor angebracht, der beruhigende Filme zeigt, während der Zahnarzt gerade bohrt oder einen Zahn zieht. (Quelle: www.techbold.at/lexikon-eintrag/virtual-reality-vr/mdb)
2. VR-Brillen
Die Geräte zeigen zwei leicht unterschiedliche Ansichten des Motivs, eine für jedes Auge. Gute VR-Brillen enthalten deshalb zwei winzige Monitore. Die Augen sehen je nur ein Bild. Dazu kommen einige Linsen, die dafür sorgen, dass der Betrachter sein Bild in der richtigen Entfernung wahrnehmen kann.
Wenn der Benutzer der Brille seinen Kopf nach links oder rechts dreht oder nach oben oder unten schwenkt, verändert sich das Bild entsprechend. Billigst-VR-Brillen enthalten keine eigenen Monitore, sie benutzen einen Handy-Monitor, der vorne an der Brille eingeschoben wird. Diese Geräte kosten, wie Internet-Recherchen ergaben, von etwa 30 bis weit über 1000 Euro.
