Mit der Ausstellung "Fragmente" ist der Maler Thomas Ottenweller an den Ort seiner Premieren-Präsentation zurückgekehrt: die Räume der Bank Schilling. Dort, wo das Abenteuer Öffentlichkeit begann, zeigt der Autodidakt mit neuen und bekannten Werken, wohin ihn sein künstlerischer Weg nach acht Jahren der Weiterentwicklung geführt hat.
Heute ist die Collage die favorisierte Technik des gebürtigen Nordhessen, der 1964 in Hammelburg seine Heimat fand. Mit Collagen aus Papier, Stoff, Holz, Tapete oder anderen Materialien will der Künstler seinem inneren Anliegen Ausdruck geben. Diese Technik eignet sich, um Dinge zu verdecken, zu verhüllen oder hervorzuheben, wie die Kunsthistorikerin und Kulturmanagerin Astrid Hedrich-Scherpf bei der Vernissage erklärte.
Matthias Busch, Vorstandsmitglied des Geldinstituts, wies darauf hin, dass die Bank Schilling seit 13 Jahren die Tradition solcher Ausstellungen pflegt "um der Kunst eine Plattform zu geben". Fragmente, Bruchstücke, die man nach Gefühlslage zu eigenen Vorstellungen zusammenpuzzeln kann, bieten eine breites Feld der Entfaltung. Dies nutzt Ottenweller, dessen Mentor und Vorbild noch heute der Kunstlehrer Roland Schaller ist, um Ideen und Emotionen in vielgestaltiger Weise zu komponieren.
Menschen, aber besonders das menschliche Antlitz und die Mimik, sind offensichtlich ein Schwerpunkt seiner Arbeit. Stilisiert oder entstellt, aber immer ausgeprägt emotional, überlässt der Künstler trotz Bildtitel dem Betrachter die Interpretation. Steckt die Frage "bin ich schön?" hinter dem Portrait einer jungen Frau, deren Gesicht sich in Fragmente zerlegt?
Ist es Lebenserfahrung oder spöttische Gelassenheit, die einem aus den Augen des gereiften Jean-Paul Belmondo entgegen schauen? Mit welchem Problem kämpft der junge Zweifler des so titulierten, übergroßen Bildes aus Ottenwellers "Mal-Zeit". Das Finden, nicht die Suche, ist das Geheimnis der Kunst.
Trotz Hinwendung zur Collage verschließt der 59-jährige sich nicht der Kunst des Malens: Menschen stehen auch dabei im Vordergrund. Ein Neugeborenes auf einem Kartoffelsack, das die Welt mit einem Schrei begrüßt in der Darstellung "Geborgen". Eine Assoziation des dreifachen Vaters und seit einigen Monaten auch Großvaters auf die Geburt Christi? Oder das Bildnis des am Boden liegenden Gequälten und Geschundenen in Lumpen, das den englischen Titel "Hurt" (verletzt) trägt.
Die übermalte Collage "Die Übermacht", versehen mit zwei gierigen Händen, lässt durchaus den Vergleich zum monetären Nimmersatt zu. Die in dem Bild oft auftauchende Zahl 10 bezieht sich jedoch auf den Kunstpreis, den der Hammelburger vor zwei Jahren von der Stadt Marktheidenfeld erhielt, wie Hedrich-Scherpf erklärte.
Ottenweller, Mitglied der Lohrer Künstlergruppe "Kontraste", kann seit seiner ersten Vernissage auf zahlreiche Ausstellungen verweisen: in Hammelburg im Stadtmuseum Herrenmühle und auf Schloss Saaleck , in Gemünden, Arnstein, Karlstadt, Lohr und Bad Kissingen. Er präsentierte seine Werke im Jahr 2016 im Rahmen der großen Ausstellung von "Kunst vereint" in Hammelburg und im Landratsamt Bad Kissingen.
Nach Urteil der Kunsthistorikerin Hedrich-Scherpf konnte Ottenweller sich in den vergangenen Jahren "stilistisch entscheidend weiterentwickeln". "Man darf gespannt sein, was von ihm in den nächsten Jahren noch kommt", sagte sie.