Eine gelungene Rückkehr auf die Theaterbühne waren die beiden Aufführungen der Theatergruppe „Vorhang Auf“ des TSV Ebenhausen nach fünf Jahren Abstinenz.
Bisher hat die Gruppe um ihren Regisseur und Motor Holger Zwirlein im Zwei-Jahres-Rhythmus Inszenierungen auf die Bühne gebracht. Unterbrochen durch die Corona-Pandemie war diesmal die Zeitspanne, in der die Zuschauer auf das neue Stück warten mussten, etwas länger.
Doch nicht nur die Fans waren inzwischen ganz gespannt, sondern auch die Schauspieler waren nach so langer Wartezeit schon heiß darauf, endlich wieder auf der Bühne zu stehen. Die inzwischen fünfte Inszenierung unter Regisseur Holger Zwirlein bot den Zuschauern in der ausverkauften Halle Unterhaltung der Spitzenklasse.
Vom Gendern und Tik-Tok-Moves
Zwirlein hat mit der Neuauflage der turbulenten Verkleidungskomödie „Charleys Tante Reloaded“ ein gutes Händchen bewiesen. Sie bot viel Luft für allerlei Slapstick, Situationskomik und witzige Dialoge mit Rollen, in denen sich die bestens aufgelegten Akteurinnen und Akteure ausleben konnten.
Viele aktuelle Themen kamen auf den Tisch der Männer-WG von Charley Kramer und Jack Kirchner: Gendern, Instagram , Tik-Tok-Moves, Homeoffice oder die Probleme geschiedener Eltern mit sich selbst und ihrem pubertierenden Nachwuchs. Und alles wunderbar ironisch und mit viel intelligentem Sprachwitz umgesetzt.
Trassierband trennt Wohnung
Die Komödie spielt in der chaotischen WG der beiden geschiedenen Männer Charley und Jack, die von ihren Frauen an die Luft gesetzt wurden. Sie bewohnen in einer reinen Zweckgemeinschaft eine räumlich durch rotes Trassierband getrennte Wohnung.
Schon auf den ersten Blick lässt sich erkennen, welchen Teil der stockkonservative und pedantische Charley, der beruflich Gebrauchsanweisungen schreibt, und welchen der verlotterte Computerfreak Jack bewohnt.
Gerade als sich die beiden neuen Nachbarinnen, die trinkfeste Lokaljournalistin Nelly und die genderverrückte Lektorin Tabea zum Einzug vorstellen, kündigt sich Charleys prominente Tante aus New York zu einem Besuch an.
Nur um diese interessante Frau kennenzulernen, wagen es die neue Nachbarin und ihre Schwester zum Abendessen in der merkwürdigen Männer-WG zu bleiben. Doch das Date gerät komplett außer Kontrolle: Erst sagt die Tante plötzlich wieder ab und dann lädt obendrein noch Jack’s Exfrau Maike die gemeinsame Teenager-Tochter Maja in der WG ab.
Treffsicher in jedes Fettnäpfchen
Als Krönung bekommt Jack vom rechthaberischen, ewig nörgelnden Hausmeister Pfeifer die Polizei auf den Hals gehetzt. Jack sieht keinen anderen Ausweg und verkleidet sich als Frau. Nelly und Tabea halten demzufolge den Mann im schicken Kleid für Charleys Tante!
Doch um den romantischen Abend zu retten, klärt Jack das Missverständnis nicht auf. Stattdessen spielt der Computernerd die modebewusste Grande Dame aus New York und stöckelt treffsicher in jedes Fettnäpfchen.
Als sich dann sogar noch Hausmeister Pfeifer in die falsche Tante verliebt und ihr penetrante Avancen macht, ist das Chaos perfekt. Jacks Tochter glaubt zu begreifen, dass ihr Dad „queer“ ist und zu allem Überfluss steht auch noch die echte Tante Liz aus New York in der Tür.
Dees mach auch im Frauenkleid eine gute Figur
Alle Rollen waren vortrefflich besetzt: Der verklemmte Spießer Charley wurde überzeugend von Christian Sauermann dargestellt, der sein Leben und seine Frisur nach dem Zollstock ausrichtet. Die Rolle des lässig-verlotterten Hackers Jack schien Sebastian Dees auf den Leib geschrieben, der sogar im sexy Frauenkleid und High-Heels eine tolle Figur machte und von einem Fauxpas zum nächsten stöckelte.
Die beiden Neulinge Martina Friebe-Spielmann und Sina Zwirlein debütierten als Jacks Exfrau Maike, die mit ihrem Wut-Tanz das Publikum zu Lachstürmen hinriss, und Jacks pubertierende Tochter Maja, die nichts außer Instagram und Tik-Tok im Kopf hat. Auch Jens Lindemann, der zum ersten Mal mitspielte, verkörperte den ewig nörgelnden schockverliebten Hausmeister hervorragend.
Trinkfreudig und bieder
Die lässige und trinkfreudige Nelly wurde großartig von Lisa Borst gespielt, die begierig auf ein Interview mit Charleys Tante war. Die Rolle ihrer Schwester Tabea wurde von Sabrina Dees als etwas biedere Lektorin mit Gender-Tick perfekt in Szene gesetzt.
Als Krönung trat Ulrike Breuter als Stil-Ikone Liz aus New York auf und erfüllt die Bühne mit amerikanischem Flair und Akzent. „Nach mehreren großen Rollen war es heuer mit der Figur der Tante Liz viel entspannter. Der Text war an einem Nachmittag gelernt“, freute sich Ulrike Breuter über ihre Rolle.
Zum Team der Laienspielgruppe gehören außerdem Maria Wahler als Souffleuse und Tamara Zwirlein, die im Hintergrund vor allem bei der Bewirtung alle Fäden in der Hand hatte. Unterstützt wurde die Gruppe der Blaskapelle und dem Faschingsclub mit Equipment, der Firma Holzdesign Plescher bei den Kulissen, der Fagoband um Andreas und Benedikt Keßler, der auch durch das Programm führte, sowie Christian Daller in der Technik.
Spenden für Kinder und Senioren
Auch nachdem die Theatergruppe „Vorhang Auf“ als neue Abteilung unter das Dach des TSV geschlüpft ist, bleibt vieles beim Alten: Ein Großteil des Gewinnes aus den Theatervorstellungen kommt wieder dem Action Kindergarten Ebenhausen zugute. Außerdem werden diesmal die Elterninitiative Spielplatz Lehmgrube sowie der Ebenhäuser Seniorennachmittag mit einer Spende unterstützt.
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