Wer schon einmal auf der grünen Insel in Dublin oder Galway, in einer der unzähligen Musikkneipen bei einem randvollen Guinness, diese vorwärtstreibende, ansteckende Musik mit Harfe , Fiddel, Flöte und Akkordeon erlebt hat, vergisst dieses in Musik ausgedrückte Lebensgefühl nicht. Dass Stars dieser Szene bei uns zu erleben sind, ist wieder mal ein musikalischer Farbtupfer, der den Winterzauber so spannend macht.
Vier junge Damen, Mairi Rankin mit Geige, Ailie Robertson, keltische Harfe , Fiona Black, Akkordeon, Sängerin und Flötistin Theresa Horgan und Michael Ferrie, "der Hahn im Korb" mit Gitarre, haben sich dieser althergebrachten Musik verschrieben, interpretieren sie mit eigenwilligen Arrangements. Alle sind hochprofessionelle Solistinnen und Solisten und sprühen nur so vor quirliger Spiellaune. Sie verbreiten einfach gute Laune. Dazu überzeugt Frontfrau Theresa Horgan mit einer wandelbaren, ausdrucksstarken Stimme. Kein Wunder also, dass "Flash Company" eines der Alben des Quintetts, mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik als bestes Folkalbum prämiert wurde.
Schneller, immer schneller
Die Gute-Laune-Musik steckt auch das Kissinger Publikum - weit auseinandersitzend - sofort an. Schon beim zweiten Song wird mitgeklatscht, die Füße wippen mit. Still und andächtig lauschen geht einfach nicht. Die Melodien, wieder und wieder variiert, vorwärtstreibend und immer schneller werdend, halten die Stimmung hoch. Nur wenn die Band hin und wieder eine der getragenen Balladen angestimmt hat und Teresa Horgan den Jazz aus ihrer Stimme verbannt und den Song ganz weich modelliert, wird es still im Theater. Immer wieder bekommen auch die Instrumente, beziehungsweise ihre Interpreten Gelegenheit, sich vorzustellen und sich ihren Beifall abzuholen. Da liefern sich Geige und Flöte ein rasantes Duell, brilliert die Harfe mit wahren Veitstänzen, zeigt der einzige Mann auf der Bühne, was aus seiner Gitarre herauszuholen ist.
Weihnacht in Irland
Natürlich darf ein Weihnachtsspecial nicht fehlen. Und da bekommt die Harfe der Ailie Robinson Gelegenheit, ihre anderen Saiten klingen zu lassen. Da wird das Rhythmusinstrument zum feinen Glockengeläut einer Bergkirche. "Joy to the World" jubeln Flöte und Geige, und dann wird es feierlich. Theresa Horgan singt ein wunderbar schlichtes Halleluja. A capella, nur von den Stimmen der anderen Bandmitglieder begleitet, als feiner Hintergrundchor.
Auch das "Stille Nacht" wird in der Outside Track Instrumentierung zur eindrucksvollen Ballade, nur noch übertroffen durch "For auld lang Syne", dem Neujahrslied der Schotten, das zur heimlichen Nationalhymne des keltischen Sprachraums geworden ist. Selten hat man das so innig gehört.
Das war ein schöner, besinnlicher Ausklang eines sonst ansteckend heiteren Konzerts. Die Zugabe war aber dann schon wieder Einstimmung auf fröhliche Folkmusik made by Outside Track. Schade, dass es dann doch schon zu spät war für ein Guinness in der Brasserie.