
Die "Nacht der Poesie" ist ein besonderes Event, das Freunde klassischer und poetischer Literatur auf die Ruine lockt. Prosa im Burggraben - auf dem Gras lagernd, beim Schein der untergehenden Sonne - hat einen eigenen Reiz. Dieser erschließt sich dem, der die Bereitschaft zum Zuhören, Träumen und zum Entschleunigen mitbringt. Kleiderzwang und Sitzordnung sucht man bei dieser Veranstaltung umsonst. Ausgestattet mit Campingstühlen und Picknick verfolgen die Gäste das Programm. Andere machen es sich auf einer Decke am Boden bequem.
Der stellvertretende Vorsitzende der Freunde der Trimburg, Matthias Schiebl, hieß zu diesem angenehmen Sommerabend gut 200 Zuhörer willkommen. Die Rezitatoren Peter Hub und Christine Hadulla entführten im Rahmen der romantischen Kulisse in ein fernes Land der Verse, Gedichte und Geschichten. Die beiden Schweinfurter hatten 2016 das Erbe des "Erzählers der Nacht", des zwei Jahren zuvor verstorbenen Rudolf Herget, übernommen. Sie führen diese außergewöhnliche Präsentation weiter, die allerdings in den beiden Vorjahren wegen Corona ausfallen musste.
Die klassische Literaturform die einst Rudolf Herget gewählt hatte, erweitern Hub und Hadulla. Auch sie führen Klassiker im Repertoire, ergänzen jedoch diese mit Geschichten, Fabeln oder humorigen Versen, was dem einen oder anderen Zuhörer ein Lächeln oder Verdutztheit ins Gesicht schreibt.
Kulisse, Firmament und Rezitation fließen ineinander über. Das Auditorium schweigt. Auch gibt es keinen Beifall nach den einzelnen Vorträgen, um diese feingewobene, nicht alltägliche Stimmung zu erhalten. "Die Zeit steht still, wir sind es, die enteilen," Erich Kästners Reime waren in diesem Punkt ausgesprochen treffend.
Mit dem Applaus für die Rezitatoren dankte Schiebl für eine gelungene Nacht der Poesie.Der Vize-Vorsitzende hatte zwischen den Beiträgen Spenden für die Akteure gesammelt, die er Peter Hub und Christine Hadulla überreichte, denn diese verlangen weder Eintrittsgeld noch Gage.