"Für uns Behinderte gibt es durchaus einige Erleichterungen, die die Teilhabe am öffentlichen Leben trotz Handicap weiter möglich machen", sagt der Bad Brückenauer Andreas Knüttel. Man müsse sich aber eben meistens selbst darum kümmern, für wen, wann und wo es Hilfestellung gibt. Vor diesem Hintergrund hatte der an Multipler Sklerose (MS) Erkrankte zusammen mit Sieglinde Griebel aus Detter und dem Hammelburger Ehepaar Monika und Richard Schaupp einen Tagestrip nach Frankfurt organisiert. Fast 30 Personen zwischen sechs und über 70 Jahren brachte KOB-Geschäftsführer Claus Schubert mit einem behindertengerechten Bus in die hessische Metropole.
Individuelle Beratung
Am Ziel staunten die unterfränkischen Behinderten und ihre Begleitpersonen schon beim ersten Blick in die riesige Halle nicht schlecht darüber, was die Rehablity Gesundheits-GmbH auf einer Ausstellungsfläche von über 1600 Quadratmetern so alles anbietet. Filialleiter Steffen Bender und Reha-Berater Rainer Runz hatten sich am Besuchstag für die Gäste aus der Rhön extra Zeit genommen, um auch für ganz individuelle Fragen zur Verfügung zu stehen.
"Wir verkaufen und empfehlen nichts, was wir nicht selbst getestet und für gut befunden haben", erläuterten die Fachleute zum Einstieg ihr Konzept. Denn allein mit der Anschaffung eines Rollstuhls sei das Thema Mobilitätshilfe längst nicht erledigt. So müsse beispielsweise das Gefährt individuell angepasst werden, um überhaupt eine funktionierende Handhabung zu garantieren. Manchmal wird entsprechendes Zubehör nötig. Darüber hinaus gelte es, die geeignete Antriebsart zu wählen, sei es nun manuell oder elektrisch. Und in Einzelfällen werde sogar ein kompletter Sonderbau des fahrbaren Untersatzes erforderlich.
Da Probieren bekanntlich über Studieren geht, war nach den theoretischen Ausführungen der Praxistest angesagt. "Sie müssen schon das richtige Gefühl für den Rollstuhl bekommen", forderte Bender seine Gäste immer wieder auf, einfach einmal Platz zu nehmen und einige Runden in der geräumigen Halle zu drehen. Dabei ging es dann keineswegs nur über glattes Parkett, sondern es waren auch einige Strecken mit ganz unterschiedlichen Bodenbelägen installiert. "Eben ganz wie draußen im Alltag".
Extra Abteil für Kinder
Während die Erwachsenen erst einmal mit sich selbst beschäftigt waren und offensichtlichen Spaß an den Testfahrten fanden, kümmerte sich der Filialleiter ausführlich um die sechsjährige Luisa und deren Eltern. Als Besonderheit verfügt Rehability nämlich über eine eigene Abteilung mit Mobilitätshilfen für Kinder. "Körperliche Behinderungen treten schließlich in allen Altersgruppen auf", so Bender. Gerade für die kleinen Mädchen und Jungen sei es daher enorm wichtig, die passenden Gerätschaften zu finden.
Obwohl das Hauptaugenmerk der Besuchergruppe auf das Thema Rollstühle gelegt war, warfen die Gäste bei einem Rundgang auch gern einen Blick auf die breite Palette der anderen Hilfsmittel, die das Unternehmen für eine komplette Versorgung von Behinderten im häuslichen Bereich anbietet. Die Exponate reichten dabei von Stehgeräten über Spezialbetten bis hin zu Dekubitus- und Transfersystemen sowie ergonomisch gestalteten Sitzkissen mit Stützeffekt. Ein Fachvortrag zum Aspekt Inkontinenz komplettierte den Besuch beim Fachhandel in Frankfurt.
Alle Teilnehmer zogen auf der Rückfahrt ein positives Fazit der Tagestour und lobten bei dieser Gelegenheit die Organisatoren. Andreas Knüttel, der mit seinen Mitstreitern auch in Zukunft derartige Informationsveranstaltungen für die breite Öffentlichkeit anbieten will, brachte es noch einmal auf den Punkt. Egal ob man nun schwer krank oder nur teilweise in der Beweglichkeit eingeschränkt sei, dem Thema Behinderung und den damit verbundenen Problemen müsse verstärkt Beachtung geschenkt werden. Die Hilfe zur Selbsthilfe könne hier nur ein erster Schritt sein. Eine interessante Zahl bestätigt Knüttels Aussage. Allein in der Stadt Bad Brückenau sind momentan über 900 gültige Schwerbehindertenausweise im Umlauf. Das teilte das Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS) mit Sitz in Bayreuth auf Anfrage dieser Zeitung mit. Weitergehende Informationen zu der gesamten Thematik gibt es bei Andreas Knüttel (Tel. 0170/341 85 22), der sich schon seit vielen Jahren im Altlandkreis ehrenamtlich als Kontaktperson für die Behinderten zur Verfügung stellt.