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BAD KISSINGEN
Teppichhändler schließt: Bei Khonsari verkehrten auch Promis
Hat zahlreiche prominente Kunden: Ahmad Khonsari vor einem handgeknüpften Kissinger-Sommer-Teppich.
Foto: Isolde Krapf | Hat zahlreiche prominente Kunden: Ahmad Khonsari vor einem handgeknüpften Kissinger-Sommer-Teppich.
Von Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 25.04.2024 14:26 Uhr

Eigentlich haben die Kissinger es Bundespräsident Theodor Heuss zu verdanken, dass es hier echte Perserteppiche gibt. Heuss riet nämlich 1954, als er hier kurte, einem gewissen Mohammad Khonsari, das Weltbad als „Handelsplattform und Lebensmittelpunkt“ auszuwählen. Die beiden Herren im feinen Zwirn waren im Fotoatelier Dittmar ins Gespräch gekommen. „Das war der Anfang“, erzählt Ahmad Khonsari von seinem Vater. Er selbst wurde 1939 in Teheran geboren, studierte in den USA Wirtschaftswissenschaften und Kunst. Mit 27 Jahren übernahm er das Geschäft seines Vaters am Rosengarten. Jetzt muss er sein Teppichhaus schließen, aus gesundheitlichen Gründen.

Sein Vater war Handelskaufmann in Teheran. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam er oft für längere Zeit nach Hamburg, denn seine Teppiche kamen in Containern an und mussten möglichst rasch Absatz finden. Ein Arzt riet ihm dann, dass er mal ausspannen und nach Bad Kissingen fahren sollte. Die mondäne Stadt mit den eleganten Kurgästen von Rang und Namen gefiel ihm.

Anfang der 60-er Jahre zog er mit seiner Familie hierher und errichtete am Rosengarten das „Khonsari-Haus“, einen zehn Meter hohen Glaspalast. Die Hochwasser-Thematik hielt schon damals alle Geschäftsleute an der Balthasar-Neumann-Promenade auf Trab. Die Stadt wollte den Rosengarten um drei Meter erhöhen, auch die Geschäftsleute sollten mitziehen, erinnert sich Ahmad Khonsari. Doch nichts geschah. Die Familie verkaufte ihr Geschäft und siedelte in die Ludwigstraße 8 um. Später kauften die Khonsaris aber doch wieder ein Haus am Rosengarten.

Die Reichen kamen mit Chauffeur

Dort flanierten schließlich die meisten Leute, egal ob Einheimische oder Kurgäste. „Freilich kauften viele Kissinger hier ein.“ Dann gab es die Industriellen und Blaublütigen aus nah und fern, die von den Perserteppichen aus Bad Kissingen gehört hatten und Stammkunden wurden. Namen will der 72-Jährige nicht nennen, da ist er noch heute loyaler Geschäftsmann. Schließlich wollten die Gutbetuchten schon damals anonym bleiben. Wenn sie kamen, dann mit Chauffeur. Und der musste die Limousine dann im Hinterhof parken, damit es kein Aufsehen gab.

Aber natürlich kamen zu Khonsari auch zahlreiche Kurgäste, darunter prominente Schauspieler, Sportler und Künstler. Zunächst weigert sich Khonsari zu erzählen. „Es ist doch so lange her“, sagt er. „Ich will mich nicht wichtig machen.“ Bundespräsident Heinrich Lübke kaufte damals bei ihm ein, als er mehrmals in Bad Kissingen kurte.

„Luis Trenker kam mal an einem Sonntag bei uns rein“, fängt er dann doch zaghaft an. Aus irgendeinem Grund war er selbst gerade im Geschäft, als der schauspielernde Bergsteiger an die Scheibe klopfte. „Eine Brücke kaufte er gleich. Später ließ er sich eine zweite nachschicken.“

Curd Jürgens bestellte hier Teppiche, Gunter Noris schaute vorbei und Hardy Krügers Tochter Christiane ließ sich bei ihm beraten. Mit Roberto Blanco hatten alle Spaß. Er nahm einen Teppich mit und ging weiter zum Geschäft seiner Tochter Mina. Auch Cecilia Bartoli war da.

Apropos Kissinger Sommer: Als der 1986 aus der Taufe gehoben wurde, überlegte auch Khonsari, wie man das Festival fördern könnte. Und er hatte eine Idee: Er ließ das Motto des Werbeplakats in mehrere Teppiche knüpfen, die er an die Stadt und an Künstler verschenkte.

Ob es vor 50 Jahren leichter war, ein Geschäft mit hochwertigen Teppichen zu führen, darauf will er nicht recht antworten. Vielleicht schmerzt ihn auch ein wenig die Erinnerung. Ja, freilich, die Gesellschaft hat sich geändert, sagt er. Alles ist schnelllebiger geworden, Qualität ist nicht mehr so gefragt. Aber ihn nervt es auch, wenn Geschäftsleute immer nur jammern, dass früher alles besser war. Man muss sich nach der Zeit richten, sagt er, muss vielleicht auch neue Wege gehen.

 
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