
Das Karriereende 2010 ist lange her, doch langweilig wird es Nicolas Kiefer keineswegs. Seine neue Leidenschaft Marathon kostet viel Zeit, bringt aber auch Erfolge, wie er stolz berichtet. Während seiner aktiven Zeit als Tennis-Profi erlebte er die deutschen Größen Boris Becker und Michael Stich live auf dem Court und schwingt noch heute das Racket. 2004 gewann er mit Rainer Schüttler bei Olympia die Silbermedaille und war vier Jahre zuvor die Nummer vier der Weltrangliste. Mit insgesamt neun ATP-Turniersiegen war Kiefer einer der erfolgreichsten deutschen Tennisspieler . Zu einem ganz großen Triumph bei einem Grand-Slam hat es nicht gereicht.
Herr Kiefer, erklären Sie uns doch bitte, warum Sie nach Eltingshausen kommen und die Tennis-Abteilung des FC Frankonia besuchen?
Nicolas Kiefer : Der Verein hat an der „CoachKiwi-Aktion“ auf meiner Facebook-Seite teilgenommen und gewonnen.
Man kann sogar mit Ihnen auf dem Court stehen und einen Match-Tiebreak im Doppel spielen. Was muss man dazu tun und welche Voraussetzungen muss man mitbringen?
Zwingende Voraussetzungen sind nicht von Nöten, außer möglichst eine Tennisausrüstung. Durch eine Verlosung des Vereins können insgesamt drei Personen mit mir und gegen mich antreten. Wenn ich richtig informiert bin, gibt es noch Lose.
Sie sind mittlerweile ein leidenschaftlicher Marathon-Läufer und haben kürzlich den Boston-Marathon in knapp unter vier Stunden absolviert. Sind Sie als Tennisspieler auch schon immer gerne und viel gelaufen oder hat sich diese Leidenschaft erst später entwickelt?
Während meiner aktiven Zeit konnte ich es mir nicht erlauben Marathon zu laufen. Beim Tennis musste ich schnell sein, Marathon-Training macht eher langsam, ist also nicht so gut für einen Tennisspieler. Nach meiner aktiven Zeit bin ich 2012 meinen ersten Marathon in Hannover gelaufen und das sollte in der Folge auch nicht der letzte sein.
Sie haben damit alle sechs World Marathon Majors absolviert, was bedeutet Ihnen das?
Ich habe eine Herausforderung gesucht, die an die körperlichen Grenzen geht. Ich liebe diesen Zwiespalt, diese Herausforderung. Nach zehn Kilometern fragt man sich, wie man das durchhalten soll. Aber im Ziel ist es dann einfach überwältigend.
Zurück zum Tennis, verfolgen Sie den Sport überhaupt noch?
Absolut. Ich war 15 Jahre auf der Tour mit dabei, unglaublich wie sich der Sport weiterentwickelt hat. Toll, dass Rafael Nadal und Novak Djokovic noch spielen, auch wenn es sich deren beeindruckenden Karrieren dem Ende entgegen neigen. Die Ära Roger Federer , Rafael Nadal , Novak Djokovic und davor Andre Agassi , Boris Becker , Pete Sampras als Aktiver miterlebt zu haben, war einfach der Wahnsinn.
Spielen Sie selbst regelmäßig für einen Verein oder nur noch als Hobby?
Im letzten Jahr habe ich Herren 40 mit dem TC Pfarrkirchen gespielt. Ich spiele noch immer leidenschaftlich gerne Tennis, aber mittlerweile auch ganz gut Golf.
Was war oder ist Ihr Lieblingsschlag?
Ganz klar der Volleystop.
Wie würden Sie aktuell den Zustand des deutschen Tennis beschreiben? Ein Grand-Slam-Turnier hat bei den Herren sowie den Damen schon länger kein Deutscher mehr gewonnen.
Das wird wahrscheinlich auch noch länger so bleiben, leider. Der einzige, der ein Grand-Slam gewinnen könnte ist für mich aktuell Alexander Zverev. Aber auch hier schläft die Konkurrenz natürlich nicht, die jungen Spieler kommen und sind wirklich sehr, sehr stark. Egal ob Jannik Sinner, Carlos Alcaraz, Holger Rune, Ben Shelton oder auch ein Daniil Medvedev sowie Andrei Rublev. Viele sind da und bereit für große Siege. Es findet aktuell ein Generationswechsel statt, daher ist es momentan so spannend und die Karten werden neu gemischt.
Was fehlt Deutschland, um wieder eine Top-Tennisnation zu werden?
Das wird schwer, denn die anderen Länder investieren mehr und sind gefühlt hungriger als wir. Italien zum Beispiel hat viel mehr junge Spieler unter den Top-100 der Welt. Oder Frankreich, dort ist man bereit neue Wege zu gehen.
Sie haben früher selbst Nachwuchsspieler trainiert, worauf kommt es bei Kindern und Jugendlichen denn überhaupt an?
Spaß haben, nicht nur Tennis spielen. Sich in vielen Sportarten ausprobieren, nicht alles zu früh auf eine Karte setzen und mir persönlich war es wichtig, einen Schulabschluss zu haben, um für später gerüstet zu sein.
Kürzlich startete ja die Medenrunde in Bayern, haben Sie einen ultimativen Tipp für alle Hobby-Spieler?
Auch hier ganz klar Spaß haben und möglichst verletzungsfrei bleiben. Einen Tipp in eigener Sache hätte ich aber noch. Ich kann nur die NK-4 Turnierserie empfehlen. Das ist eine Serie gerade für kleinere Vereine, die von diesem Format profitieren. Die besten acht Spieler jeder Konkurrenz werden sogar zu den Masters eingeladen.